Seit nunmehr fast drei Jahren sieht sich die Tiroler Wirtschaft mit einer Vielzahl an Herausforderungen konfrontiert. Die größten Schwierigkeiten bringen die Energiekosten und der Arbeitskräftemangel mit sich, so Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Walser.
Die Ausgangslage zu Jahresbeginn war schon einfacher. Seit nunmehr fast drei Jahren sieht sich die Tiroler Wirtschaft mit einer Situation konfrontiert, in der nichts mehr so ist, wie es „vorher“ war. Die Belastung durch Corona ist zwar in den Hintergrund getreten, seit 24. Februar sorgt jedoch der Ukraine-Krieg für neue Turbulenzen. Lieferengpässe, Inflation und massive Einschränkungen bei der Planbarkeit machen den Tiroler Betrieben zu schaffen. „Die beiden größten Herausforderungen sind jedoch eindeutig die Energiekosten und der Arbeitskräftemangel. Dazu brauchen die Betriebe die Unterstützung der Politik“, stellt WK-Präsident Christoph Walser fest.
Die Wirtschaftskammer hat das den politischen Entscheidungsträger:innen klar kommuniziert. Die Botschaft ist angekommen: Der Energiekostenzuschuss 1 wird bis Dezember 2022 verlängert, für das Jahr 2023 kommt der Energiekostenzuschuss 2. Die Förderintensität der für KMU wichtigen Stufe 1 wird von 30 % auf 60 % verdoppelt und der Zugang erleichtert. „Damit ist Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe in diesem Bereich – gerade im Vergleich mit Deutschland – gesichert. Nun sind auch beim Fachkräftemangel mutige Weichenstellungen nötig, die einerseits die Potenziale im Inland aktivieren, und andererseits eine qualifizierte Zuwanderung ermöglichen“, fordert der WK-Präsident.
Wenn die Politik auch diese Hausaufgabe erledigt, können die heimischen Betriebe ihre Stärken ausspielen. In allen Krisen zeigt sich nämlich deutlich, dass die Tiroler Firmen und ihre Mitarbeiter:innen einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, die Lage zu stabilisieren. Sie passen sich immer wieder rasch an geänderte Bedingungen an und erschließen mit innovativen Produkten und Dienstleistungen neue Chancen. „Ohne unternehmerischen Mut und Risikobereitschaft würde die aktuelle Situation ganz anders aussehen – auch in den wichtigen Bereichen Nachhaltigkeit und Digitalisierung, in denen sich die Wirtschaft laufend als Treiber der Entwicklung erweist“, erklärt WK-Präsident Christoph Walser.
Stärkung der Rossau und anderer Stadtteile.
Im Bezirk Innsbruck Stadt versammeln sich auf einer Fläche von 105 km² etwa 9.300 aktive WK-Mitglieder, davon sind 4.400 Dienstgeberbetriebe, die rund 53.500 Mitarbeiter:innen und etwa 1.800 Lehrlinge beschäftigen. Hervorsticht dabei der Stadtteil Rossau mit ca. 9.500 Mitarbeiter:innen, die täglich dorthin pendeln. „Endlich gibt es nunmehr eine Zukunftsstrategie hinsichtlich der Mobilität für die Rossau mit starker Beteiligung aller Betroffenen. Genauso wünsche ich mir die Umsetzung solcher Projekte, weil gerade die Personen vor Ort, die sich tagtäglich dort aufhalten, am besten wissen, was es in diesem Gewerbegebiet braucht“, erklärt WK-Bezirksobmann Franz Jirka die Pläne, die unter anderem eine bessere öffentliche Anbindung und eine Erweiterung der Parkflächen beinhalten.
„Man darf aber auch die anderen Stadtteile nicht vergessen, die man unbedingt stärken muss, um ein wirtschaftliches Überleben zu gewährleisten“, so Jirka weiter, „auch dort strömen viele Menschen ein und aus. Um diese weiter zu attraktivieren, braucht es Konzepte wie den neuen Uni-Campus in Kranebitten. Dabei müssen die Wirtschaftstreibenden, die jedem Stadtteil ‚Leben einhauchen‘, aber unbedingt eingebunden werden“.
Arbeitnehmermangel.
Während die Work-Life-Balance gerade für die jüngeren Generationen immer mehr an Wichtigkeit gewonnen hat, passt sich auch die Wirtschaft an diese neuen Rahmenbedingungen an. „Jeder Betrieb ist nur so gut, wie es seine Mitarbeiter:innen sind“, weiß Franz Jirka, „viele Firmen im Bezirk stellen sich bereits um und bieten ihren Mitarbeitenden flexible Arbeitsmodelle an“.
Der Facharbeitermangel, der sich zunehmend zu einem Arbeitnehmermangel entwickelt, macht vielen Betrieben im Bezirk zu schaffen. „Gerade in Innsbruck mussten im letzten Jahr viele Familienbetriebe und langjährig bestehende Firmen zusperren“, so Jirka, „darum weise ich auch immer wieder darauf hin, dass man in der Stadtpolitik uns Wirtschaftstreibenden nicht vergessen darf und uns frühzeitig informieren und einbinden muss.“ Für 2023 wünscht sich der WK-Bezirksobmann darum eine noch intensivere Zusammenarbeit zwischen Wirtschaftstreibenden und der Stadtpolitik.
Ein Beispiel dafür sind die vielen Baustellen in Innsbruck, wo alle beteiligten Akteure eng zusammenarbeiten. „Ja, es muss gebaut werden, aber man muss dabei gemeinsam und frühzeitig informieren und den Betrieben die Zeit geben, sich auf eine kommende Baustelle einstellen zu können“, fordert der Bezirksobmann, „wir Unternehmer wollen nicht von Förderungen leben, sondern wir wollen unserer Arbeit nachgehen“.
Darum müsse auch weiterhin an der Entbürokratisierung gearbeitet werden. Durch eine Vergrößerung des Verwaltungsapparats, auch in den Unternehmen, geht viel Zeit verloren und die Prozesse werden stetig komplizierter. Der beschwerliche Weg bei der Beantragung von Fotovoltaikanlagen und ähnlichen Erzeugungsformen erneuerbarer Energien ist hierfür exemplarisch.
Aber auch andere Projekte in der Stadt Innsbruck bedürfen einer kritischen Betrachtung: „Bei der Neugestaltung Boznerplatz, die bereits 2022 begonnen hat, fehlt mir ein Gesamtkonzept. Es ist nicht nachvollziehbar, dass man den Platz verkehrsberuhigen will, aber die Zufahrt zur Citygarage mit etwa 850 Stellplätzen nicht nach draußen verlegt“, kritisiert Jirka.Die Coronazeit habe gezeigt, wie wichtig auch der Tourismus für die Stadt Innsbruck ist. Darum ist es dem WK-Bezirksobmann ein Anliegen, „dass in Zukunft wieder mehr Gäste zu uns kommen. Aber nicht nur aus dem Ausland, sondern besonders auch aus den Umlandgemeinden und aus anderen Bundesländern Österreichs“. Um dieses Ziel zu erreichen, muss aber die Stadt attraktiv sein und bleiben“. Für Jirka zählen dazu auch Möglichkeiten, leicht und einfach in die Stadt zu kommen. „Durch immer weniger Parkplätze im Bereich des Stadtkerns und anderer Initiativen zu einer autofreien Innenstadt weichen die Leute verstärkt in die Peripherie aus. Natürlich bin ich für mehr Aufenthaltsqualität, aber man darf nicht das Gesamtbild aus den Augen verlieren“, ruft Jirka alle Akteur:innen in der Stadt zu einer noch engeren Zusammenarbeit auf.
Titelbild: Der WK-Bezirksobmann für Innsbruck Stadt, Franz Jirka (links im Bild) und Wirtschaftskammer Präsident Christoph Walser (rechts im Bild).
Foto: WK Tirol