Ende 2021 standen 10.569 Lehrlinge in Ausbildung. Die Gesamtzahl der Lehrlinge ist leicht zurückgegangen (-0,9 Prozent), was dem letztjährigen Einbruch zuzuschreiben ist: „In den Betrieben hat die Coronakrise gerade zu Beginn, also 2020, die Unsicherheit verstärkt, in Folge kam es zu einem starken Rückgang bei der Aufnahme von Lehrlingen im ersten Lehrjahr. Der allgemeine Rückgang 2021 ist darauf zurückzuführen“, erklärt Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser: „Anhand der Zahlen der Lehrlinge im ersten Lehrjahr 2021 sehen wir aber, dass im vergangenen Jahr ein großer Schritt in Richtung Normalität gemacht wurde.“
Wieder vermehrt neue Lehrverträge
Der Fachkräftemangel bleibt akut, auch wenn wieder mehr Jugendliche in eine Lehre starten. 2021 befanden sich 3.176 Lehrlinge im ersten Ausbildungsjahr, das bedeutet ein Plus von knapp sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Im vergangenen Jahr konnten die Jugendlichen im Land wieder auf die gerade während der Phase der Berufsfindung wichtige Unterstützungsstruktur zurückgreifen, das Schnuppern in den Betrieben war vielerorts wieder möglich und auch die Lehrlingsmessen konnten stattfinden“, sieht der Präsident einen Grund für diese Steigerung.
Mehr als 160 Lehrberufe werden im Land ausgebildet. Damit gibt es viele Chancen, um individuelle Vorstellungen in einem ganz konkreten Berufsbild Wirklichkeit werden zu lassen. Der Fachkräftemangel bedeutet für engagierte Jugendliche praktisch eine Jobgarantie. „Das hat sich zudem sehr positiv auf die Zahl der Lehrabschlussprüfungen ausgewirkt: Mit 5.464 Lehrabschlussprüfung konnte ein Plus von mehr als sieben Prozent im Vorjahresvergleich erzielt werden.“
Tiroler Lehrlingsausbilder
Derzeit bilden 3.227 Betriebe in Tirol Lehrlinge aus. Größter Lehrlingsausbilder ist die Sparte Gewerbe und Handwerk mit 1.932 Lehrbetrieben und 5.455 (2020: 5.420) Lehrlingen, gefolgt von der Sparte Handel mit 441 Lehrbetrieben und 1.549 (2020: 1.531) Lehrlingen. In diesen beiden Branchen konnte sogar eine Zunahme der Gesamtzahl der Lehrlinge im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet werden. „Diese sind essenzielle Säulen der Wirtschaft. Gerade im Handel konnte gemeinsam mit den Berufsschulen eine Qualitätsoffensive gestartet werden. So wurde unter anderem erreicht, dass vor allem der Warenkundeunterricht in den verschiedenen Schwerpunkten des Einzelhandels durch homogene Klassen noch spezialisierter erfolgen kann. Die Schwerpunkte werden in eigenen Fachklassen vermittelt. Durch die spezialisierte Ausbildung ist eine enorme Qualitätssteigerung zu erwarten, so der Lehrlingskoordinator David Narr.“
An dritter Stelle der größten Lehrlingsausbilder in Tirol liegt die Sparte Industrie mit 93 Lehrbetrieben und beachtlichen 1.288 Lehrlingen. Der Tourismus leidet seit Ausbruch der Corona-Pandemie. „Die Corona-Maßnahmen sind für den Gastronomie- und Freizeitbereich nur schwer durchzuhalten. Der Sektor bildet aktuell 978 Jugendliche aus (2020: 1.075)“, so der Präsident.
Ausgezeichnete Tiroler Lehrbetriebe
In Tirol gibt es derzeit 198 ausgezeichnete Tiroler Lehrbetriebe, was einen neuen Höchststand bedeutet, von denen rund ein Drittel aller Lehrlinge ausgebildet werden. „Die steigende Zahl ist ein Zeichen dafür, dass Betriebe die Qualität in der Ausbildung stetig verbessern. Die Tiroler Lehrbetriebe erhielten über die Lehrbetriebsförderungen im Jahr 2021 insgesamt an die 22.000.000 Euro ausbezahlt“, erklärt Narr.
Duale Ausbildung als Chance
Die meisten Zuwächse an Lehrlingen gibt es in den Bezirken Innsbruck-Land mit aktuell 1.907 Lehrlingen (2020: 1.867). Aktuell sind beim AMS 1.725 offene Lehrstellen und knapp 460 Lehrstellensuchende gemeldet. „Wer in Tirol eine Lehre machen will, der kann das tun“, sind sich Präsident Christoph Walser und Lehrlingskoordinator David Narr einig. „Wir werden in den kommenden Jahren vor der enormen Herausforderung stehen, Fachkräfte im großen Stil nachzubesetzen. Deshalb müssen jetzt alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, um die Jugend bestmöglich zum Einsatz zu bringen“, mahnt Präsident Christoph Walser. Damit dies gelingt, muss vor allem die Bildung gestärkt werden. „Denn wir sprechen hier nicht von einem Exklusivproblem des Tourismus – alle Branchen sind vom Fachkräftemangel betroffen.“ So absolvieren derzeit auch rund 450 Maturanten eine Lehre in Tirol. „Gerade jetzt in dieser schwierigen Zeit zeigt sich, dass die Kombination aus Berufsschule und Ausbildungsbetrieb jene Qualifikation bietet, mit der sich die Anforderungen des Marktes bewältigen lassen“, erklärt Narr. Der Lehrlingskoordinator rät daher Jugendlichen, ihre Chancen zu nutzen.
#träumweiter
Der Traumberuf ist mehr als nur ein Job, er ist Berufung. Er inspiriert und begeistert zutiefst. „Mit einer Lehre ist es möglich diese Träume zu verwirklichen. Denn nicht nur unsere Leidenschaft, auch unsere Stärken weisen uns den Weg“, freut sich Präsident Christoph Walser über die Lehrlingskampagne #träumweiter der Tiroler Wirtschaftskammer. Alle Sparten der Wirtschaftskammer ziehen hier an einem Strang, um Jugendliche für die duale Ausbildung zu begeistern. Denn den Traumberuf zu verwirklichen, heißt ein erfülltes und qualitativ hochwertiges Leben: „Wir fordern die Kinder und Jugendlichen auf, ihre Träume nicht über Bord zu werfen. Sie sollen ihre Träume verwirklichen. Der beste Weg dorthin mit dem breitesten und attraktivsten Angebot ist in unseren Augen die Lehre“, fügen Narr und Walser hinzu. „Gleichzeitig lautet unser Appell an alle Eltern: Lasst eure Kinder träumen und entscheidet gemeinsam, wie sie ihre Träume am besten erfüllen können.“
www.traeumweiter.tirol
Titelbild: Christoph Walser, Präsident der Tiroler WK (r.) und David Narr, Lehrlingskoordinator der Tiroler WK.
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