70 Prozent des in Österreich verzehrten Kalbfleisches werden importiert, nur 30 Prozent stammen aus heimischer Produktion. Um dieses Verhältnis nachhaltig umzukehren und Kälbertransporte in Ausland zu vermeiden, hat das Land Tirol im November des Vorjahres eine Initiative zur Erhöhung des heimischen Kalbfleischabsatzes gestartet.
„In nur sechs Wochen wurden über 1.300 Kälber für die regionale Vermarktung angemeldet. Das bedeutet, dass das hochwertige Fleisch auf den heimischen Tellern landet und Tiertransporte vermieden werden“, zieht Agrarreferent LHStv. Josef Geisler eine erste Zwischenbilanz über die neue Landesinitiative.
Möglichkeiten, heimisches Qualitätsfleisch zu beziehen, gibt es viele. Im Herbst 2020 hat die Rinderzucht Tirol das Projekt ehrlich.tirol gestartet und ist damit in die Direktvermarktung von Tiroler Qualitätsfleisch eingestiegen. Über www.ehrlich.tirol werden Mischpakete mit garantiert heimischem Kalb-, Lamm-, und Rindfleisch zu fünf, sieben oder zehn Kilogramm angeboten. „Die Nachfrage ist definitiv da, jetzt arbeiten wir am Ausbau dieser Vermarktungsschiene“, erklärt Christian Straif, Vorstandsvorsitzender der Rinderzucht Tirol, einem bäuerlichen Dienstleistungsunternehmen und Zusammenschluss aller zehn in Tirol tätigen Tierzuchtorganisationen.
Nachfrage nach heimischem Qualitätsfleisch steigt
Das Land Tirol hat über die Agrarmarketing Tirol in den letzten Jahren außerdem gemeinsam mit dem Handel zahlreiche Initiativen gesetzt, um den Absatz von heimischem Qualitätsfleisch zu erhöhen. „Sämtliche dieser Qualitätsfleischprogramme vom ‚Tiroler Jahrling‘ über das ‚Almrind‘ bis hin zum „Grauvieh Almochs“ und dem ‚Kalbli‘ entwickeln sich äußerst positiv und haben im vergangenen Jahr große Nachfrage erfahren“, so Geisler. Zum Erliegen gekommen ist hingegen der Fleischabsatz in Richtung Gastronomie. Österreichweit läuft zudem das Projekt „Kalb Rosé“. Fortschritte gibt es auch bei der Herkunftskennzeichnung in der Gastronomie. Die vergangenes Jahr gemeinsam mit der Wirtschaftskammer gestartete Initiative „Da kommt’s her“ wird von den Gastrobetrieben gut angenommen.
Gegen Schlachtviehtransporte in Drittstaaten
„Ob im Handel, beim örtlichen Metzger, direkt beim Bauern ober über www.ehrlich.tirol – heimisches Qualitätsfleisch ist verfügbar“, appelliert Geisler an die KonsumentInnen zu Fleisch aus Tirol zu greifen. Mit jedem Stück Kalb- oder Rindfleisch, das in Tirol auf den Teller kommt, steige naturgemäß die Zahl der Kälber, die in Tirol aufgezogen und auch hier geschlachtet werden. Gleichzeitig werden Tiertransporte hintangehalten. „Aus diesem Grund forcieren wir, wo es geht, den Fleischabsatz im eigenen Land und unterstützen auch die Forderung nach einem EU-weiten Exportverbot von Schlachtvieh“, spricht sich Geisler klar gegen Tiertransporte in Drittländer außerhalb der EU aus.
Foto: Cammerlander