LANDECK. Bedingt durch den von Bund verordneten Shutdown wegen der Coronakrise entstehen auch in der Tiroler Wirtschaft vielfältige Probleme – auch was die direkten Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern angeht. Organisationsberater Mag. Dr. Albert Eder ist als Geschäftsführer der Firma Eder & Partner direkt mit der Thematik betraut und beantwortete Fragen von Oberland DABEI.
OD: Die Situation war durch die de facto Quarantäne in der Wirtschaft alles andere als einfach? Wie bewerten Sie das aktuelle Verhältnis zwischen Dienstgebern und Arbeitnehmern?
Eder: Die meiste Vertreter beider Seiten erzählen uns, dass das Verhältnis zueinander ein sehr gutes ist. Chefs und Angestellte begegnen sich in dieser für alle schwierigen Situation mit sehr viel Verständnis und Entgegenkommen.
OD: Schlägt sich das auch im täglichen Arbeitsprozess nieder?
Eder: Absolut! Die spürbare Solidarität ist außergewöhnlich. Sehr viele Mitarbeiter signalisieren etwa den Unternehmern, dass sie in dieser Phase bereit sind, die nötige Flexibilität an den Tag zu legen. Und die Unternehmer wollen ihre Angestellten so gut als möglich bei der Stange halten und ihnen weiterhin ein geregeltes Einkommen gewährleisten. Außerdem wird überall auch größter Wert auf die nötigen Schutzmaßnahmen der Bediensteten gelegt.
OD: Wie lange ist Ihrer Ansicht nach eine Situation wie die aktuelle wirtschaftlich verträglich?
Eder: Es ist schon richtig: Die nach wie vor sehr positive Stimmung ist auch eine trügerische. Denn irgendwann gibt es eine Grenze, wo die Mitarbeiter sagen, dass sie wieder die gewohnte Sicherheit brauchen. Da jetzt die Wirtschaft Schritt für Schritt wieder hochgefahren wird, gehe ich freilich davon aus, dass sich das wieder einpendeln wird.
OD: Nichts desto trotz kämpfe einige Unternehmer jetzt schon um das wirtschaftliche Überleben.
Eder: Es gibt Unternehmen, die haben eine stabile Eigenkapitaldecke, aber natürlich auch solche, die schon nach relativ kurzer Zeit mit der Liquidität an ihre Grenzen stoßen. Das hängt aber in erster Linie gar nicht von der Unternehmensgröße ab.
OD: Sondern?
Eder: Es ist auch Branchen bezogen. Gerade die Gastronomie hat nach dem frühzeitigen Ende der Wintersaison natürlich extreme Einbußen zu beklagen. Größere Betriebe, die nach wie vor produzieren, sind hingegen eher der Industrie zuzurechnen.
OD: Welche Prognosen wagen Sie für die Zukunft?
Eder: Es werden wohl auch die Wirtschaft betreffend unterschiedliche Coronawellen auf uns zukommen. In jedem Fall wird es noch einige Monate dauern, bis alles wieder seinen gewohnten Gang nimmt.
Das Gespräch führte Peter Leitner
Foto: Gerhard Berger