Der Advent steht vor der Tür und damit beginnen für viele Tiroler Händlerinnen und Händler die arbeitsintensivsten und umsatzstärksten Wochen des Jahres. Und grundsätzlich startet der Tiroler Handel auch heuer positiv gestimmt in das für ihn so wichtige Weihnachtsgeschäft. Allerdings stellen die steigende Zahl der Corona-Fälle und die Verschärfung der Maßnahmen einen großen Unsicherheitsfaktor dar. „Wir tragen jede Maßnahme mit, die geeignet ist, die Pandemie einzudämmen. Den Lockdown für Ungeimpfte sehen wird aber sehr kritisch. Vor allem weil belegt ist, dass das Infektionsgeschehen in den Geschäften gegen Null tendiert. Laut Cluster-Analyse der AGES sind in den vergangenen Wochen gerade einmal 0,1 bis 0,4 Prozent der Infektionen auf den Handel zurückzuführen“, erklärt Simon Franzoi, Geschäftsführer der Sparte Handel in der Tiroler Wirtschaftskammer.
Zielsichere Unterstützung unerlässlich
Fest steht, dass der aktuelle Lockdown für Ungeimpfte deutliche Einbußen mit sich bringen wird. Es wird mit einem Umsatzverlust von 20 Prozent für das Weihnachtsgeschäft im Vergleich zu 2019 gerechnet. „Die verschärften Covid-Maßnahmen müssen zwingend entsprechend Hilfs- und Unterstützmaßnahmen der Politik mit sich bringen. Wir fordern, dass die bereits bekannten Instrumente verlängert werden. Sie müssen allerdings unbedingt zielsicherer werden und vor allem die Branchen abdecken, die am stärksten mit Einbußen zu kämpfen haben. Alles andere hätte fatale Auswirkungen“, betont Franzoi.
Die Adventszeit unterscheidet sich coronabedingt also auch in diesem Jahr deutlich von den Jahren zuvor. Prognosen für das Weihnachtsgeschäft sind daher nicht ganz einfach, wie Wolfgang Ziniel von der KMU Forschung Austria betont: „Die kommenden Wochen werden hier sicher richtungsweisend sein. Nichtsdestotrotz lassen sich auf Basis der durchgeführten empirischen Erhebung erste wesentliche Einblicke gewinnen.“
Tiroler Christkindln wollen heuer mehr ausgeben
Demnach werden heuer in Tirol mehr Weihnachtsgeschenke eingekauft und es wird auch etwas mehr Geld dafür ausgeben: 90 Prozent planen für ihre Liebsten Präsente zu besorgen. „Pro Käufer ist mit Ausgaben von durchschnittlich 340 Euro zu rechnen“, so Ziniel. Das entspricht einem Plus von 20 Euro gegenüber dem Vorjahr. Darüber hinaus wollen die Tirolerinnen und Tiroler heuer den Großteil ihrer Weihnachtseinkäufe wesentlich früher erledigen als in den Vorjahren. So steigt der Anteil jener, die schon in der ersten November-Hälfte ihre Präsente besorgt haben von sechs auf 17 Prozent, und jener, die in der zweiten November-Hälfte einkaufen wollen von 15 auf 28 Prozent. Der Anteil der sogenannten „Late Shopper“, die also erst für die zweite Dezember-Hälfte ihre Einkäufe planen, sinkt von 25 auf 12 Prozent.
Was die Christkindln einkaufen
Im Durchschnitt planen die Tiroler Christkindln heuer sechseinhalb Geschenke einzukaufen. Das Ranking der häufigsten Weihnachtspräsente wird einmal mehr von Gutscheinen angeführt – die Hälfte der Konsumenten (44 %) beabsichtigen diese für ihre Liebsten unter den Christbaum zu legen. Auf Platz zwei des Rankings liegen Spielwaren (32 %) gefolgt von Bekleidung und Textilien (28 %), Kosmetika (25 %) sowie Büchern (25 %). Auf den weiteren Plätzen der Top-10-Weihnachtsgeschenke finden sich Genussmittel (17 %), Bargeld (16 %), Unterhaltung/Kultur (14 %), Sportartikel (14 %) und Schmuck (13 %).
Wo die Christkindln ihre Präsente besorgen
Eines von im Schnitt sechseinhalb Weihnachtsgeschenken planen die Tirolerinnen und Tiroler (ab 15 Jahre) heuer im Online-Handel einkaufen. In Bezug auf das durchschnittliche Budget von 340 Euro pro Geschenkekäufer werden rein rechnerisch (über alle Altersgruppen hinweg) rund 50 Euro für den Kauf von Geschenken im Internet eingeplant. Am wichtigsten fürs Weihnachtsshopping ist aber nach wie vor der stationäre Handel, wo der Großteil der Präsente eingekauft wird. Besonders erfreulich ist der starke Trend hin zu regionalen Produkten und Dienstleistungen. 22 Prozent der Tirolerinnen und Tiroler wollen heuer verstärkt in Geschäften ihrer Umgebung einkaufen, 15 Prozent wollen dabei vor allem auf Produkte aus ihrer Region zurückgreifen.
Trend zur Regionalität weiter verstärken
Diesen Trend hin zur Regionalität will Roman Eberharter, Sprecher des Tiroler Elektro- und Einrichtungsfachhandels, weiter verstärken. „Der stationäre Handel hat viele Stärken, die nur er bieten kann. Wir sind flexibel, wir sind individuell, wir gehen auf besondere Kundenwünsche ein. Alles gute Gründe, um beim Händler vor Ort einzukaufen“, so Eberharter, der auch auf das Thema der Lieferschwierigkeiten eingeht: „Es braucht niemand Angst zu haben, dass er vor leeren Regalen steht. Und falls es ein bestimmtes Produkt nicht geben sollte, wird sicherlich eine passende Alternative gefunden oder es kann zwischenzeitlich ein Gutschein ausgestellt werden.“
Auch Katrin Brugger, Sprecherin des Sportartikelhandels, unterstreicht die Bedeutung der regionalen Kaufentscheidung: „Im Sportartikelhandel wie auch im gesamten Tirol Handel haben wird zum weit überwiegenden Teil familiengeführte Unternehmen. Es braucht ein Bewusstsein dafür, dass die Konsumentinnen und Konsumenten mit ihrer Kaufentscheidung wesentlich mehr in ihren Händen halten, als die Entscheidung über ein Produkt. Wer vor Ort einkauft, sichert Arbeits- und Ausbildungsplätze und trägt wesentlich zur Erhaltung von regionaler Infrastruktur bei. Deshalb hoffen wir, dass heuer möglichst viele Christkindln ein lautes ‚Ja zu Tirol‘ sagen und ihre Geschenke im regionalen Handel kaufen“, so Brugger.
Titelbild: Gaben eine Ausblick auf das bevorstehende Weihnachtsgeschäft im Tiroler Handel (v.l.): Roman Eberharter (Sprecher des Elektro- und Einrichtungsfachhandels), Sparten-Geschäftsführer Simon Franzoi, Katrin Brugger (Sprecherin des Sportartikelhandels) und Wolfgang Ziniel von der KMU Forschung Austria.
© WK Tirol/Die Fotografen