13 jugendliche Lawinentote unter 20 Jahren waren laut Kuratorium für Alpine Sicherheit und Alpinpolizei in den vergangenen zehn Jahren (1.11.2011 bis 31.10.2021) in Österreich zu beklagen, sieben davon allein in Tirol. Ein von Tirol initiiertes Projekt der Arbeitsgemeinschaft der Alpenländer (Arge Alp) soll nun einen wesentlichen Beitrag für einen sichereren Ski-Spaß von Jugendlichen auch abseits der gesicherten Piste leisten.
„Wir müssen und wollen alles tun, um gerade Lawinenunglücke mit Jugendlichen zu verhindern. Kinder und Jugendliche sollen Spaß im Schnee und beim Skifahren haben, sie müssen sich aber auch der Gefahren bewusst sein und frühzeitig lernen, Risiken einzuschätzen. In einem Projekt der Alpenländer erarbeiten wir unter Tiroler Leitung ein Lernkonzept, um das Bewusstsein und das Wissen über Schnee und seine Gefahren bei Kindern und Jugendlichen zu erhöhen“, stellt LH Günther Platter mit dem Projekt „Snowkids“ einen Schwerpunkt seiner Arge-Alp-Präsidentschaft vor. ExpertInnen aus den Alpenländern erstellen digitale und praktische Lerninhalte. Dabei werden auch die Jugendlichen selbst eingebunden. „Wir wollen nicht den Zeigefinger erheben, sondern ein cooles Angebot entwickeln, das online abrufbar ist, aber auch praktisch in den Unterricht oder in den Ski-Kurs integriert werden kann.“
Gesicherter Skiraum endet am Pistenrand
Schaut man sich die Unfallzahlen genauer an, so sieht man: Zwölf der 13 tödlichen Lawinenunglücke der letzten zehn Jahre mit Jugendlichen ereigneten sich beim Variantenfahren in der Nähe von Aufstiegshilfen, eines bei einer Skitour. Drei Viertel der tödlichen Vorfälle passierten bei Lawinenwarnstufe 3. „Wir wollen und wir können die Jugendlichen nicht vom Variantenfahren und Freeriden abhalten. Der gesicherte Skiraum endet aber am Pistenrand. Das müssen wir klarmachen“, sieht Sicherheits- und Sportreferent LHStv Josef Geisler ein wichtiges Handlungsfeld. Aus Umfragen des Euregio-Lawinenwarndienstes weiß man zudem, dass unter 20-Jährige mit dem Lawinenreport kaum erreicht werden. „Auch hier werden wir ansetzen. Abseits der Piste bewegt man sich im freien Skiraum. Das erfordert Wissen“, so Geisler.
Wissen minimiert Risiko und erhöht Spaß
Der überwiegende Teil der jugendlichen Lawinenopfer ist männlich und meist 16 Jahre alt. Die Zahl der an Lawinenunfällen beteiligten Jugendlichen ist mit 176 beachtlich. Drei Viertel der beteiligten Jugendlichen waren ohne Notfallausrüstung, sprich ohne Lawinen-Verschütteten-Suchgerät, Sonde und Schaufel unterwegs. „Das heißt, dass im Ernstfall eine Kameradenrettung kaum möglich ist. Die Jugendlichen sind meist nur durch eine organisierte Rettung auffindbar“, weiß Jugendlandesrat Toni Mattle, selbst aktiver Bergretter. „Mit dem Projekt Snowkids wollen wir tödliche Lawinenunglücke mit Jugendlichen noch besser verhindern. Wer viel über Schnee, seine Eigenschaften und sein Verhalten weiß, kann auch Risiken besser einschätzen. Fundiertes Wissen erhöht aber auch den Spaß im Gelände.“
Die ARGE ALP, die Gemeinschaft der Alpenländer, stellt für dieses Projekt 115.000 Euro zur Verfügung. Das Land Tirol unterstützt „Snowkids“ mit zusätzlich 60.000 Euro. In die Erarbeitung des Lernkonzeptes sind ExpertInnen aller Länder eingebunden. Im Frühjahr 2022 findet dazu ein Treffen in Innsbruck statt.
Titelbild: Rolf van de Wal auf pixabay.com