Oberland DABEI Skistars

Ötztaler Skistars im Aufschwung

UMHAUSEN/SÖLDEN. Das Ötztal ist ein Skital par excellence. Umso verwunderlicher, dass es im alpinen Skizirkus länger niemanden aus dieser Region gab, der in eben diesem für Furore sorgte. Die Betonung liegt auf gab, denn mit Franziska Gritsch und Fabio Gstrein machen sich zwei hochtalentierte Sportler auf, um im Stangenwald weltweit die Kohlen aus dem Feuer zu holen. Die noch laufende Saison gibt jedenfalls Anlass zu großer Hoffnung…

Die 22-jährige Franziska Gritsch (großes Bild) ist längst nicht nur mehr ein Vorbild auf der Piste. Sie ist eine Sportlerin, die mit beiden Beinen am Boden geblieben ist und sowohl Konkurrentinnen als auch Fans immer freundlich begegnet. Für ihr angenehmes Wesen ist sie auch abseits des Skizirkus‘ bekannt.

Was aber nicht heißt, dass sie mit den Skiern an den Beinen nicht absolut fokussiert Vollgas gibt. Was sie auch in dieser Saison bereits mehrfach unter Beweis gestellt hat.

Rennen am heimischen Gletscher ein Genuss

Gleich zum Start in die langsam zu Ende gehende alpine Skisaison setzte sie ein erstes Ausrufezeichen und rauschte beim Saison-Opening am Rettenbachferner vor heimischen Publikum im Riesentorlauf auf den tollen siebten Rang. »Das war schon sehr lässig. Sozusagen auf meinem Berg vor den eigenen Fans zu fahren, hat mich richtig beflügelt. Ich weiß, so was ist wegen der nervlichen Belastung nicht jedermanns Sache. Aber ich kann damit super umgehen und fahre extrem gerne in der Heimat«, sagt Franzi. 

Erstes »Weltcup-Stockerl« in St. Moritz

Im Dezember stand die Ötztalerin beim Parallelslalom in St. Moritz mit Rang drei erstmals auf dem Weltcup-Stockerl. Wie steht sie aber generell zu diesem Format, das in der Szene durchaus umstritten ist? Franziska Gritsch: »Es taugt mir grundsätzlich gut. Gerade was den Parallel-Riesentorlauf angeht, ist das Format aktuell aber sicher noch nicht endgültig ausgereift. Vor allem bin ich der Meinung, dass wieder das Re-Run-Prinzip angewendet gehört. Bei nur einem Lauf ist eine Piste  immer schneller. Und auch auf die Sicherheit muss man achten. Im Riesentorlauf ist einfach die Geschwindigkeit noch einmal deutlich höher.«

Und wie ist sie mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden, der mit dem zweiten Rang in der Kombi von Crans-Montana ein weiteres Highlight fand? »Im Prinzip sehr. Was ich noch hinbekommen muss, ist, dass ich zwei gute Läufe runter bringe. Da fehlt es mir noch an der nötigen Konstanz. Aber das braucht einfach noch etwas Zeit. Im Training jedenfalls pfeift es schon richtig«, weiß die sympathische Ötztalerin, die sich auf ein Superteam und vor allem auch ein stabiles familiäres Umfeld verlassen kann – ein Umstand, den Franzi folgendermaßen kommentiert: »Beides ist für mich Gold wert.«

Auf der großen Bühne des Skiweltcups

Fabio Gstrein (22) ist in dieser Saison so richtig im alpinen Skiweltcup angekommen. War er einst Darsteller des kleinen Hannibal beim Gletscherschauspiel am Rettenbachferner, sind heute die schwierigsten Skipisten der Welt seine Bühne. Mit zirka zweieinhalb Jahren hat Fabio mit dem Skifahren begonnen. Er erinnert sich: »Wenn meine Eltern arbeiten waren, verbrachte ich meine Zeit bei der Oma. Und die hatte einen Lift direkt vor dem Haus. Ich stand dann praktisch den ganzen Tag auf Skiern.«

Heute besticht Fabio, der mit einem siebten Rang im Slalom am legendären Chuenisbärgli in Adelboden für Aufsehen sorgte, vor allem durch seine außergewöhnliche Technik. Kaum ein anderer steht so bombensicher am Ski wie der Ötztaler. Und dafür gibt es gute Gründe. Fabio Gstrein: »Ich wurde von klein auf in unserem Skiclub in Sölden top unterstützt. Und auf die technische Ausbildung wurde ganz großer Wert gelegt. Außerdem sind wir immer viel frei und auch im Tiefschnee gefahren. Die Technik, die du dir da nicht aneignest, holst du später auch im Stangenwald nicht auf.« Peter Leitner


Fabio Gstrein aus Sölden ist ein Idol für die Kinder und auch für seine »Hannibal-Nachfolger«. Fotos © Ernst Lorenzi