Der Mythos lebt – das zeigte die 23. Auflage der Kultveranstaltung „Der weisse Rausch“. Nach zweijähriger Pause wagten sich am 23. April über 500 Teilnehmer:innen an das legendäre Skirennen, welches der Vorarlberger Dieter Bischof für sich entscheiden konnte. Bei den Damen siegte die Deutsche Petra Zeller – Zweitplatzierte aus dem Jahr 2019.
Der stetige Wechsel aus Sonne und Wolken an diesem 23. April 2022 spiegelte zweifelsohne die emotionale Achterbahnfahrt der waghalsigen Athlet:innen wider. Über 500 Adrenalinjunkies aus 17 Nationen stellten sich der Herausforderung „Der weisse Rausch“ 2022. Während die einen versuchten, ihre Nervosität mit lockeren Sprüchen zu überspielen, kehrten andere ganz leise in sich. Totenstille herrschte auch kurz vor dem Startschuss um 17 Uhr, als sich die teils in Rennanzügen gekleideten Wintersportfreaks am imposanten Vallugagrat auf 2.650 Metern Höhe versammelten. Ob auf (Telemark-)Skiern oder auf dem Snowboard – eines hatten sie alle gemeinsam: In ihren Augen funkelte der Wille, die 23. Auflage des Kultevents zu bezwingen und nach mehrjähriger Auszeit endlich wieder im „weissen Rausch“ zu sein. „Teilnehmen kann grundsätzlich jeder. Wer aber einen Blick auf die Pistenverhältnisse nach Liftschluss an diesem letzten Wochenende der Skisaison wirft, erkennt: Nur die Mutigsten tun es“, spricht Martin Ebster, Direktor des Tourismusverbandes St. Anton am Arlberg, über die knallharten Bedingungen.
Bischof siegte beim Debütauftritt
Per Massenstart stürzten sich die Athlet:innen ins Gefecht. Den immer enger werdenden Kessel überwunden wartete sogleich die nächste Schlüsselstelle auf die Teilnehmer:innen: der Schmerzensberg. Während die Schnellsten – angeführt von Dieter Bischof (AUT) – den 150 Meter langen Aufstieg im Skating-Stil bewältigten, ließ der Großteil wertvolle Zeit durch die Erklimmung per pedes liegen. Oben angekommen übernahm der Ire Jack Gower die Führung – dicht gefolgt von Bischof. Circa 150 Meter dahinter versuchte eine 5-köpfige Verfolgergruppe rund um den mehrfachen Sieger Florian Holzinger (GER) es mit den beiden aufzunehmen. Trotz der Zwangspause in den letzten zwei Jahren schien die Kandahar keinesfalls vergessen zu haben, wie man zu einem buckeligen Ungeheuer mutiert. Die 9 Kilometer lange, unpräparierte Strecke zeigte sich von ihrer heimtückischen Seite. Kurz vor dem Finish sorgte das letzte schweißtreibende Hindernis in Form von aufgeschütteten Schneehaufen für ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen. Mit einer Zeit von 8 Minuten und 19 Sekunden ging der Vorarlberger Dieter Bischof bei seinem Debütauftritt als Erster über die Ziellinie und raste damit um nur 5 Sekunden am Streckenrekord von Paul Schwarzacher vorbei. Florian Holzinger aus Deutschland belegte den zweiten Rang. Der Italiener Mattia Galiani landete auf Platz drei.
Bei den Damen konnte die Zweitplatzierte der letzten Auflage, Petra Zeller (GER), mit einer Zeit von 11 Minuten und 4 Sekunden den Sieg einfahren. Die beiden Österreicherinnen Katrin Alber (2.) und Regina Wintersteller (3.) sicherten sich die Ränge dahinter.
Lokalmatador:innen dominierten bei den Youngsters
Die Jüngsten stellten beim „Der weisse Rausch Mini“ – eine abgespeckte Version des Rennens mit Start oberhalb der Sennhütte – ihr skifahrerisches Können sowie eine kräftige Portion Mut unter Beweis. Der Arlberger Casper Bartels (Jhg. 2006) zeigte sich unbeeindruckt von der Strecke und ging als strahlender Gewinner hervor. Bei den Mädels holte sich mit einem hauchdünnen Vorsprung Xante Bartels (Jhg. 2008) – ebenfalls vom Skiclub Arlberg – den Sieg.
Krönender Saisonausklang
Auch dem Publikum im Zielgelände war die Freude nach der zweijährigen Durststrecke regelrecht ins Gesicht geschrieben. Getragen von der großartigen Stimmung verwandelte sich der Bereich rund um die Galzigbahn in St. Anton am Arlberg einmal mehr in einen brodelnden Hexenkessel. Zusammen mit den Zuschauer:innen vor den Bildschirmen zu Hause verfolgten mehrere tausende Sportbegeisterte das Rennspektakel und pushten die Athlet:innen buchstäblich über die Ziellinie. „Der weisse Rausch steckt praktisch in unserer DNA. Umso mehr freuen wir uns, dass der Mythos in diesem Jahr endlich wieder zurückgekehrt ist“, resümiert Martin Ebster eine gelungene 23. Auflage. 1998 als einfaches Skirennen zum Saisonabschluss ins Leben gerufen, entwickelte sich „Der weisse Rausch“ im Laufe der Jahre zu einem legendären Ereignis mit internationaler Beteiligung.
Ergebnisse „Der weisse Rausch“ 2022
Herren Ski Alpin
- Dieter Bischof, AUT, 08:19
- Florian Holzinger, GER, 08:30
- Mattia Galiani, ITA, 08:49
Damen Ski Alpin
- Petra Zeller, GER, 11:04
- Katrin Alber, AUT, 11:50
- Regina Wintersteller, AUT, 12:21
Titelbild: Per Massenstart stürzten sich die Athlet:innen in das legendäre Skirennen.
© Patrick Säly