Jack Burke siegt vor Hans-Jörg Leopold und Stefano Cecchini
Ötztal Tourismus/Expa Pictures
Der Ötztaler Radmarathon wurde bei der 43. Auflage seinem Ruf als Mekka der internationalen Radmarathonszene und Vorreiter in Bezug auf Innovationen einmal mehr als gerecht; wie die ÖRM-App, personalisierte Videos der Teilnehmerinnen oder der Ötztaler Marathon Podcast „Ride hard & dream on“, der seit Monaten die Charts stürmt, beweisen. 22.000 Personen meldeten sich an, aber nur für 4.226 Radsportler:innen aus 36 Nationen (341 Damen, 3.885 Herren) erfüllte sich der Traum vom 227 Kilometer langen und mit 5.500 Höhenmetern gespickten Mythos Ötztaler Radmarathon. Heute um 6:30 Uhr ging es in Sölden los, es folgten die vier schweren Alpenpässe Kühtai, Brenner- und Jaufenpass und zum Abschluss das 29 Kilometer lange Timmelsjoch. Schon die Startphase war beeindruckend, denn erst nach einer Viertel Stunde verließ der letzte Radfahrer Sölden. Darunter auch der älteste Hobbysportler, Martin Strobl, hat schon 79 Jahre auf dem Buckel und nahm zum 34. Mal an dem legendären Radmarathon teil. Die älteste Frau, Karin Izsak, aus Deutschland, Jahrgang 1956, fuhr heuer zum ersten Mal mit.
1.300 Helfer:innen sorgten wiederum für einen reibungslosen Ablauf, für die Sicherheit auf der Strecke sorgten neun vollelektrische Skodas. Das genossen auch viele Ex-Sieger, denn alle Triumphatoren der letzten drei Jahren waren sowohl bei den Damen als auch bei den Herren wieder am Start. Ebenso die ehemaligen Skistars Thomas Dreßen, Manfred Mölgg, Werner Heel und Ex-Biathlet Dominik Landertinger. „Alle unsere Teilnehmer:innen sind Stars. Insgesamt wurden heuer am Rennwochenende wieder 25.000 Nächtigungen generiert, wobei im Durchschnitt drei Nächte gebucht werden, sowie eine Wertschöpfung von 4,5 Millionen Euro“, sagt OK-Chef Dominic Kuen.
Lange einsames Rennen für Franzosen
Es war ein atypischer Rennverlauf des heurigen Ötztaler Radmarathons. Der Franzose Loic Ruffaut setzte sich bereits beim ersten Anstieg am Kühtai ab und fuhr lange an der Spitze ein einsames Rennen mit bis zu acht Minuten Vorsprung. Im Verfolgerfeld mit allen Favoriten herrschte lange Uneinigkeit, wer die Verfolgung aufnehmen sollte. Der Grund war sicherlich auch teils starker Gegenwind von Innsbruck über den Brennerpass bis Sterzing.
Vorjahressiegerin Meyer extrem stark
Beim 43. Ötztaler Radmarahon wurden mit verschiedenen Aktionen erstmals Frauen in großem Stil vor den Vorhang geholt. Und Vorjahressiegerin Janine Meyer erfüllte das Motto der Veranstalter in sportlicher Hinsicht imposant: Die Deutsche erreichte Innsbruck mit 1,5 Minuten Rückstand auf das rund 60 Fahrer starke Verfolgerfeld. Innerhalb weniger Kilometer schaffte sie den Anschluss und sorgte über den Brenner sogar für das Tempo vor den stärksten Männern, um den Rückstand zum Führenden Ruffaut zu reduzieren!
Attacke von Jack Burke
Kurz vor der Passhöhe am Jaufenpass wurde es dem Kanadier Jack Burke, Ötztaler-Sieger von 2022, im Verfolgerfeld zu bunt und startete eine unwiderstehliche Attacke. Er reduzierte den Rückstand auf den Franzosen auf rund drei Minuten und legte eine waghalsige Abfahrt Richtung St. Leonhard hin. Dann folgte der finale Schlagabtausch am 29 Kilometer langen Timmelsjoch. Und es sollte nicht lange dauern, bis Burke die lange Solofahrt des Franzosen beendete. Der Kanadier flog scheinbar mühelos vorbei und setzte sich an die Spitze, die er über das Dach des Ötztalers und der rasanten Abfahrt in den Zielort Sölden nicht mehr abgeben sollte! Dahinter ging Ruffaut ein und kurz vor der Passhöhe machten sich Ex-Sieger Stefano Cecchini, der Osttiroler Alban Lakata und Ex-Profi Hans-Jörg Leopold auf den Weg um Rang zwei.
Während Burke den schönsten Sieg beim Ötztaler feierte („Es war emotionaler als 2022. Damals wusste ich noch nicht, wie groß das Rennen eigentlich ist und wie das Prestige steigt. Das war der coolste Tag des Jahres!“), sprintete der Kärntner Hans-Jörg Leopold auf Rang zwei, gefolgt von Cecchini und Lakata. „Ich bin konstant gut beim Ötztaler, aber für ganz vorne hat es bisher leider noch nicht gereicht“, sagte Leopold. Ähnlich sah es der dreifache Marathon-MTB-Weltmeister Lakata: „Jack war heute zu stark, er war unschlagbar. Nach den Plätzen zwei, drei und jetzt zwei Mal vier hoffe ich im nächsten Jahr auf den Sieg.“ Großer Jubel herrschte auch beim Italiener Cecchini, für den der Ötztaler Radmarathon der schönste der Welt ist. Jack Burke gewann mit einer Zeit von 6:49,14 Stunden – war damit vier Sekunden schneller als Manuel Senni im Vorjahr. Die Verfolger hatten einen Respektabstand von 10,22 Minuten.
Erneut Start-Ziel-Sieg von Janine Meyer
Die große Siegerin bei den Damen heißt wie 2023 Janine Meyer: Sie wurde nicht nur 40. in der Gesamtwertung, sie unterbot auch ihren Streckenrekord vom Vorjahr um eine Minute! Gleich am Kühtai setzte sie sich klar von allen Konkurrentinnen ab. Sie siegte mit einer Zeit von 7:26,26,8 Stunden 27 Minuten vor der Belgierin Ils Van der Moeren. Dritte wurde die Italienerin Roberta Bussone. „Ich habe gar nicht auf den Rekord geschaut, deshalb ist es umso schöner. Ich habe mir das Rennen gut eingeteilt und jetzt bin ich am Ziel meiner Träume. Das Rennen war wieder so genial und die Gemeinschaft mit den Männern ist ein Wahnsinn. Die haben mittlerweile echt großen Respekt vor mir“, jubelte Meyer. Ils Van der Moeren wurde bereits 2019 Dritte, jetzt erreichte sie Rang zwei: „Die Dichte bei den Frauen wird immer stärker. Der Ötztaler ist eines der besten Rennen der Welt.“ Das zeigt sich auch am Prozentsatz der Frauen: Alleine die Anzahl der registrierten Teilnehmerinnen ist heuer im Vergleich zu 2014 um 57 Prozent gestiegen, die Zahl der Finisherinnen gleich um 85 Prozent!
Starker Auftritt von Ex-Skistar Manfred Moelgg
Er hat Slalom-Weltcuprennen gewonnen, den Slalom-Gesamtweltcup und wurde Vizeweltmeister. Heute darf sich der Südtiroler Manfred Moelgg auch Finisher des Ötztaler Radmarathons nennen. Und in welcher beeindruckenden Manier er das geschafft hat: Er erreichte mit einer Zeit von 7:46.59,9 Stunden lediglich um eine knappe Stunde hinter dem Sieger als Gesamt-95. das Ziel. „Das Timmelsjoch am Ende hatte es in sich. Es war ein harter Kampf, aber der Marathon hat insgesamt großen Spaß gemacht. Ich bin froh, dass mich mein Schwager Werner Heel zum Start überredet hat.“ Auch Heel fuhr bärenstark mit einer Zeit von 8:58.03 Stunden. Ex-Biathlet Dominik Landertinger erreichte nach ebenfalls starken 9:13.49 Stunden Sölden. Und das nur mit 1.500 Vorbereitungskilometern in den Beinen! Hahnenkamm-Sieger Thomas Dreßen sollte sein Ziel von unter 10 Stunden erreichen. Er befindet sich kurz vor Sölden.
Termin 2025 – Mythos Ötztaler lebt!
Der geplante Termin für den Ötztaler Radmarathon 2025 ist der 31. August. Aufgrund der bekannten Sanierungsarbeiten an der Lueg Brücke und noch ausstehender behördlicher Auflagen, die von weiteren Sondierungsergebnissen abhängen, kann derzeit noch keine endgültige Entscheidung getroffen werden. Die Organisatoren sind jedoch zuversichtlich, dass in bewährter Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden eine Lösung gefunden wird. Die OK-Chefs Heike Klotz und Dominic Kuen sorgten mit ihrem „Dream Team“ für eine perfekte Organisation: „Der Mythos Ötztaler hat neue Sphären erreicht, auch was die Liveübertragung mit 18 Kameras betrifft: alleine bei der Einfahrt des Siegers Jack Burke sahen über 13.000 Zuschauer via Livestream gleichzeitig zu. Wir legen großen Wert auf die Nachhaltigkeit und Regionalität. 2025 wird der Ötztaler Radmarathon nicht nur die Mindestanforderungen von Green Events Austria erfüllen, sondern wir werden diese auch weiter ausbauen. Es herrschte so viel positive Begeisterung unter den Sportler:innen mit super Stimmung und tollem Wetter. Und zum Glück gab es bisher keine Vorfälle.“
-> Ergebnisse 43. Ötztaler Radmarathon