Die widmungstechnischen Voraussetzungen für zwei bauliche Großprojekte im erweiterten Ortszentrum hat der Telfer Gemeinderat in seiner kürzlichen Sitzung nahezu einstimmig beschlossen. Im Untermarkt sollen fünf Gebäudekörper mit breiter Nutzungsmischung und sozialem Zentrum entstehen. Voraussetzung dafür ist eine neue Straßenführung der Saglstraße. Baubeginn wird voraussichtlich im Herbst 2024 sein.
Die Aufwertung des Telfer Ortszentrums Richtung Osten schreitet voran. Nachverdichtung und Ausweitung der Begegnungszone lauten die Gebote der Stunde. Beiden Vorgaben entspricht das „Quartier Untermarkt/Rosengasse“, für das der gemeinnützige Wohnbauträger TIGEWOSI und das Projektentwicklungsunternehmen PRISMA in Arbeitsgemeinschaft verantwortlich zeichnen. Mit dem Beschluss der entsprechenden Flächenwidmungs- und Bebauungspläne gab der Gemeinderat kürzlich grünes Licht.
Mit der kooperativen Standortentwicklung rund um das „Quartier Untermarkt/Rosengasse“, wie es die Projektbetreiber nennen, entsteht ein weiterer städtebaulicher Knotenpunkt. Dieser soll die Spange vom Untermarkt über die Fußgängerzone und zum Inntalcenter schließen: „Durch die vielseitige Nutzung der Objekte ist das neue Quartier für Telfs bzw. für alle Generationen ein Gewinn. Die zukunftsweisenden Projekte bieten Platz für den Sozial- und Gesundheitssprengel (SGS) Telfs und Umgebung, für geförderten Wohnraum, für betreubares Wohnen, das „Telfer Wohnzimmer“ für Senior/-innen sowie voraussichtlich für die Vinzenzgemeinschaft. Zusätzlich zu den Mietwohnungen und den attraktiven Freiraumflächen entstehen auch Gastro- und Handelsflächen sowie innovative Büroräumlichkeiten für Dienstleistungsunternehmen, Start-Ups, Co-Working und weitere zukunftsfähige Arbeitsmodelle. Zwischen 50 und 80 neuen Arbeitsplätze können so geschaffen werden“, verdeutlicht Bgm. Christian Härting (WFT) den sozialen Mehrwert.
Soziales und Generationen im Zentrum.
Von der TIGEWOSI werden zwei Gebäudekörper umgesetzt. Die Planung obliegt der Telfer Architekturhalle um Architekt Raimund Wulz. An der Rosengasse entsteht ein dreigeschossiges Haus für den Sozial- und Gesundheitssprengel Telfs und Umgebung und all seine Einrichtungen inklusive Veranstaltungssaal im Obergeschoss. Das Telfer Wohnzimmer (derzeit im Noaflhaus beheimatet) und evtl. die Vinzenzgemeinschaft sollen ebenfalls neue Räumlichkeiten erhalten.
Daran anschließend, im viergeschossigen Gebäude am Widumanger, werden Wohnungen für betreubares Wohnen untergebracht – einschließlich barrierefreier Anbindung an den benachbarten Grünraum. Das Telfer Wohnzimmer (derzeit im Noaflhaus beheimatet) und evtl. die Vinzenzgemeinschaft sollen ebenfalls neue Räumlichkeiten erhalten. Die Architektur beider Gebäude orientiert sich an der Umgebung.
Platz und Raum für Begegnung.
Für die drei Gebäudekörper mit vier Geschossen im Bereich des Fugger-Areals zeichnet die PRISMA Unternehmensgruppe verantwortlich. Die ARGE Aicher Architekten GmbH und rt Architekten Ziviltechniker KG konzipiert die drei Gebäude so, dass zwischen den Bauwerken ein einladender öffentlicher Platz entsteht, der sowohl von Westen als auch von Süden zugänglich sein wird. Im Erdgeschoss der Gebäude befinden sich unterschiedliche Funktionsbereiche des Handels und der Gastronomie. In den Obergeschossen sind Büros bzw. frei finanzierte Wohnungen in diversen Größenordnungen situiert.
Alle fünf Baukörper bzw. die dazugehörigen Außenareale verfügen über umweltfreundliche Energiekonzepte, begrünte Freiraumflächen, teilweise begrünte Dachflächen und eine gemeinsame Tiefgarage. Diese wird von der neuen Saglstraße aus befahren und bieten insgesamt Platz für 123 Fahrzeuge. Ein Fuß- und Radweg von der Untermarkt- in die Saglstraße wird die beiden Projektareale trennen und gleichzeitig verbinden.
Verlegung und Begradigung der Saglstraße.
Die Grundlage für die Realisierung der Projekte ist die Begradigung und Verlegung der Saglstraße nach Osten. Diese verkehrstechnische Maßnahme ist bereits im Verkehrskonzept 2035 verankert. Hierfür wird die Saglstraße direkt über den Kreisverkehr in die B171 eingebunden. Dadurch lässt sich die kritische Fugger-Kreuzung sowie die Zu- und Abfahrt zum McDonalds entschärfen. Die Straßenverlegung selbst kann voraussichtlich ohne nennenswerte verkehrstechnische Einschränkungen durchgeführt werden und wenn, dann sollen diese so kurz wie möglich gehalten werden.
Zustimmung und Lob für Projekttiefe.
PRISMA und die TIGEWOSI stellten ihre Projekte jüngst dem Gemeinderat vor. Der Tenor unter den Mandatar/-innen war durchwegs positiv. GV Silvia Schaller (WFT) bezeichnete das Projekt als „Jahrhundertchance mitten im Dorf“. Vize-Bgm. Johannes Augustin (NEOS) freute sich darüber, dass hier „Soziales ins Zentrum gerückt“ wird und begrüßte die verdichtete Bauweise „… im Sinne der Nachhaltigkeit. Das Projekt bringt Wertigkeit ins Zentrum“.
Laut GR Alexander Schatz (WFT) brauche es für derartige Großprojekte Mut und Weitblick und beides lege man hier an den Tag: „Für Telfs und für das Zentrum bedeutet das geplante Quartier eine enorme Aufwertung. Ein extrem spannendes Projekt, wodurch Soziales, Wohnen und Dienstleistungen aufeinandertreffen.“ GR Theresa Schromm (GRÜNE) stellte klar: „Als Grüne mache ich keine Freudensprünge, wenn etwas verbaut wird, aber lieber hier im Zentrum als im peripheren Raum, zumal die vorgesehenen Flächengrößtenteils bereits mit Gebäuden und durch Straßen versiegelt sind. Also packen wir es an und füllen das Ding mit Leben.“ GR Norbert Tanzer (DEIN Telfs) stellte die Sinnhaftigkeit hinsichtlich Bedarf und die Nachhaltigkeit in der Bauweise in Frage. Trotzdem hob auch er, „um keine Spaßbremse zu sein“, bei der Abstimmung die Hand. Die vorliegenden Flächenwidmungs- und Bebauungspläne wurden letztlich mit 19 Pro-Stimmen, einer Gegenstimme (GR Daniela Brunner/NEOS) und einer Enthaltung (GR Herbert Klieber/BLT) beschlossen.
Zahlen und Fakten.
- Standort: Untermarktstraße 39, Rosengasse 6
- Umsetzungszeitraum: 2024 bis 2027 (geplant)
- Nutzflächen:
- 2.149 m² Büro- und Handelsflächen
- 220 m² Gastronomie
- 1.395 m² für Sozialsprengel
- 29 freifinanzierte Mietwohnungen (geplant)
- 20 Mietwohnungen für vorwiegend betreubares Wohnen
- Parkplätze: ca. 123 Tiefgaragenplätze
- Geplante Nutzungen: Sprengelhaus, Telfer Wohnzimmer, evtl. Vinzenzgemeinschaft, Gefördertes betreubares Wohnen, Gastronomie, Handel, Büro, Mietwohnungen
- Wohnungsvergaberecht: liegt bei der Gemeinde bzw. dem SGS (betreubares Wohnen)
Titelbild: Franz Mariacher (GF TIGEWOSI), Bgm. Christian Härting und Stefan Hechenblaickner (GF Prisma) präsentierten das Umgebungsmodell für das „Quartier Untermarkt/Rosengasse“.
Foto: MG Telfs/Pichler