Eine ganzjährige Lösung für die Überdachung des Eduard-Wallnöfer-Platzes hat der Telfer Gemeinderat in seiner Sitzung vom 30. März im Grundsatz mit größter Mehrheit beschlossen. Die Argumente Wettersicherheit bei Events aller Art und Kostenamortisation nach wenigen Jahren konnten überzeugen. Heuer wird das bisherige Zeltdach ein letztes Mal aufgebaut.
Nach mehr als 20 Jahren ist das Membrandach, das jährlich für die Sommersaison über den Wallnöferplatz gespannt wird, bald am Ende seiner Lebenszeit angelangt. Nun standen Gemeindevorstand und Gemeinderat vor der Entscheidung, ein neues saisonales Zeltdach anzuschaffen oder gleich eine Ganzjahreslösung ins Auge zu fassen. „Der Vorstand hat sich einstimmig für letztere ausgesprochen, aber eine derartige Entscheidung gehört auch in den Gemeinderat“, begründete Bgm. Christian Härting (WFT) den Tagesordnungspunkt.
Gutachten gibt grünes Licht.
Das Gutachten eines beauftragten Statikers gibt prinzipiell grünes Licht für eine 365-Tage-Überdachung. Dabei stehen vor allem die Schneelasten im Fokus, die das Dach gegebenenfalls tragen muss. „Eine entsprechende Plane kann laut Gutachten mit Verstärkung der Unterkonstruktion Schneelasten von 60 kg/m2 inklusive normgemäßer Windbelastung aufnehmen – ein Wert, der in den letzten 20 Jahren binnen 72 Stunden nur ein einziges Mal knapp erreicht wurde“, so der Gemeindechef. Eine digitale Schnee-Überwachungsanlage könne dahingehend für Sicherheit sorgen.
Mehrkosten sollen sich nach 5 Jahren rechnen.
Die Ankerpunkte an den Fassaden bzw. Dächern des EGOT bleiben diesselben, nur müssten beim Ganzjahresdach eben die Unterkonstruktion verstärkt, einige Seile erneuert und – bei beiden Lösungen – die Wasserabläufe künftig ins Kanalsystem eingebunden werden. Die wesentlichen Unterschiede bestehen in der Membranstärke und klarerweise bei den Kosten. Diese belaufen sich bei der Lösung für den reinen Sommerbetrieb auf 90.000,- Euro für die neue Plane zuzüglich Nebenarbeiten (Abläufe) in Höhe von 15.000,- Euro. Eine Ganzjahresmembran kostet 120.000,- Euro zzgl. 95.000,- Euro für die Verstärkung, neue Seile und Nebenarbeiten (beheizte Abläufe). Somit 105.000,- versus 215.000,- Euro. Allerdings addieren sich bei der saisonalen Variante jährlich Kosten in Höhe von 22.000,- Euro für den Auf- und Abbau. „Somit amortisieren sich die Mehrkosten für die ganzjährige Überdachung bereits nach ca. 5 Jahren“, rechnet Härting vor. In beiden Fällen wäre die Plane nicht mehr rein weiß, sondern etwas getönt und lichtdurchlässiger als bisher. Auch wolle man in jedem Fall weiterhin für eine attraktive Ambiente-Beleuchtung mit LED-Technik sorgen.
Mehrwert für Events und Gastro.
Im Sinne der Belebung und der Attraktivierung des Wallnöferplatzes und des Telfer Ortszentrums als Ganzes begrüßenswert sei ein permanenter »Deckel« auf jeden Fall: „Eventformate wären in Zukunft auch in den kühleren Monaten leichter umsetzbar, für die ansässige Gastronomie brächte ein Ganzjahreszelt ebenfalls nur Vorteile.“ Alternative Lösungen seien nur für den Mai- und den Christbaum anzudenken, die neue Fußgängerzone oder auch der Standort Inntalcenter böten sich dafür an.
Beschluss mit nur einer Enthaltung.
Die Gemeinderät/-innen konnten der Argumentation zum größten Teil folgen und fassten fast einstimmig den Grundsatzbeschluss pro Ganzjahresdach. Nur GR Alfred Mühl (MFG) forderte ein gründliches Nachdenken über Alternativen: „Wie viele Veranstaltungen hat die Plane bisher wirklich gerettet? Man könnte den Platz zum Beispiel als Erholungsoase oder als Kleinkinder-Spielplatz gestalten.“ Er sorgte sich weiters über die Entsorgung des Zeltdaches und über den Stromverbrauch für die notwendige Beheizung der Ablaufrohre im Winter: „Wir produzieren Kunststoffabfall und verbrauchen Strom, auch wenn wir diesen mit Photovoltaik selbst produzieren. Sind wir damit noch zeitgemäß?“ Er enthielt sich bei der Abstimmung.
„Das Zeltdach ist ein Markenzeichen, ein USP im Ortszentrum, eine Ganzjahresüberdachung macht den Platz künftig zu einer Alternative für Veranstaltungen in der Fußgängerzone, wenn dort das Wetter nicht mitspielt“, sprach sich Wirtschaftsausschussobmann GV Alexander Schatz (WFT) für die »große« Lösung aus. Die weitere Platzgestaltung sei der logische nächste Schritt, dafür könne der bisherige Begegnungszonen-Beirat als Ortszentrums-Beirat wiederbelebt werden. „Und aus der Plane können wir nach Ablauf ihrer Nutzungsdauer Handtaschen nähen lassen“, so der launige Vorschlag von Schatz.
„Viele Gemeinden beneiden uns um diese Überdachung!“, entgegnete Bgm. Härting, „der Stromverbrauch ist absolut überschaubar und die neue Plane wird gut 30 Jahre halten, wurde uns gesagt.“ „Das Zelt hat sehr viele Events gerettet, eine Winterplane bietet zudem neue Chancen“, sprach sich GR Stefan Stillebacher (NEOS) pro Ganzjahreslösung aus. Ebenso GR Michael Ebenbichler (FPÖ): „Seit Jahren diskutieren wir darüber, jetzt haben wir endlich die Chance. Die ganzjährige Überdachung bringt einen Mehrwert für die gute Bespielung des Zentrums.“
2023 noch einmal »altes« Membrandach.
Fixiert wurde bereits der Aufbau des »alten« Membrandaches für die heurige Sommersaison. Dieses ist 650 Quadratmeter groß und 1,4 Tonnen schwer. Es steht im Eigentum der GemeindeWerke und lagert während des Winters dort in einer elf Kubikmeter großen Kiste. Seit 2002 – mit einer coronabedingten Pause – wird es jährlich im Frühjahr aufgespannt und im Herbst wieder abgebaut. Neben den eigenen Leuten der GWT braucht es dafür einen Schweizer Zeltmeister, der die Abnahme verantwortet. Außerdem muss jedes Mal ein mobiler Großkran geordert werden, was in Summe eben zu den erheblichen jährlichen Kosten von 22.000,- Euro führt. Der Wechsel vom temporären zum permanenten Zeltdach soll bereits im Herbst 2023 erfolgen.
Titelbild: Das Zeltdach über dem Eduard-Wallnöfer-Platz ist seit mehr als 20 Jahren ein Markenzeichen und Garant für Frequenz am Platz auch an sehr heißen oder verregneten Tagen.
Foto: MG Telfs/Dietrich, Pichler