Als einer von fünf Tiroler Tourismusverbänden hat auch Ötztal Tourismus 2020 seine Vollversammlung absolviert. Am 26. November trafen sich die Mitglieder unter strikten Auflagen. „Es ist ein wichtiges Zeichen, dass der Tiroler Tourismus organisatorisch nicht einknickt angesichts der Corona-Krise“, betonte Gerhard Föger, Leiter der Tourismusabteilung im Amt der Tiroler Landesregierung. Entsprechend fanden sich die Ötztaler Touristiker Pandemie-konform im neuen Gurgler Kongress- und Veranstaltungszentrum Carat ein.
Ära von Bernhard Riml geht zu Ende
Es galt nach Ablauf einer 5-jährigen Funktionsperiode einen neuen Aufsichtsrat und damit auch einen neuen Vorstand für Tirols größten Tourismusverband zu wählen. Die Neuwahl markierte das Finale der 15-jährige Obmannschaft von Bernhard Riml. Dessen Verdienste um die Entwicklung zu einem „der absoluten Vorzeige-Verbände Tirols“ (O-Ton Gerhard Föger) wurden in zahlreichen Statements gewürdigt. Riml übergibt ein aufgeräumtes Haus in höchst gesunder finanzieller Verfassung. Der Jahresabschluss für das Jahr 2019 mit rund 850.000 Euro Gewinn wurde von der Vollversammlung einstimmig angenommen. Riml erwies sich indes einmal mehr als Freund des Understatements. Er wolle nicht zu einem Monolog über den Erfolg des von ihm verantworteten Tourismusverbandes anheben, betonte der scheidende Obmann. Man müsse nur mit offenen Augen durch das Ötztal fahren, um zu sehen, was in den vergangenen 15 Jahren an Infrastruktur geschaffen wurde. „Wir haben in den guten Zeiten viel investiert. Jetzt sollten wir gerade bei der Aufnahme neuer Schulden allerdings etwas vom Gas gehen“, empfahl der langjährige Verbandsfunktionär zum Abschied.
Investitions-Impulse für regionale Wirtschaft
Der Jahresrückblick zeigte, dass 2020 trotz nötiger Sparmaßnahmen noch eine Reihe von Investitions-Akzenten am Programm standen. Darunter finale Arbeiten am Ötztaler Radweg oder die Errichtung einer neuen TVB-Zentrale in Sölden. „Wir wollten mit gutem Beispiel vorangehen und aktiv Projekte realisieren, bei der einheimische Betriebe beauftragt werden“, so Oliver Schwarz, Geschäftsführer von Ötztal Tourismus. Das jüngste Geschäftsjahr ging für Ötztal Tourismus mit einem Nächtigungsminus von rund 20 % einher. „Dennoch sind wir gerade im Sommer mit einem blauen Auge davon gekommen“, so Schwarz. Er verwies vor dem Hintergrund der latent unsicheren Lage für den Tiroler Tourismus auf die laut Umfragen ungebrochen hohe Sehnsucht in den Zielmärkten, Skiurlaub in den heimischen Bergen zu verbringen. In Anbetracht der anhaltenden Unsicherheiten müsse man jedoch mit einer schwierigen Wintersaison rechnen, so der Tenor von Schwarz‘ Ausführungen.
1,3 Millionen für Winter-Startschuss stehen bereit
Wie auch immer die Entwicklung der kommenden Wochen aussehen mag: Das Ötztal steht Gewehr bei Fuß für eine Wiederaufnahme der internationalen Reiseaktivitäten. Mit einem Marketing-Budget von 1,3 Millionen Euro will man den Saisonstart prominent bewerben, sobald die Umstände dies als schlüssig erscheinen lassen. Entsprechende Kampagnen liegen startbereit in der Schublade. Die Seilbahnbetriebe haben sich bereits dazu bekannt, am 11. Dezember öffnen zu wollen – soweit es die gesetzlichen Rahmenbedingungen in Österreich zulassen. Zu den umfassenden Sicherheitsvorkehrungen im kommenden Winter zählen neben den bekannten Einschränkungen (kein Aprés-Ski) und Schutzmaßnahmen auch eine konsequente talweite Teststrategie. Einrichtungen im gesamten Ötztal bieten Antigen und PCR-Tests an. Als Safe House fungiert während der Wintermonate die AREA 47.
Sparbudget im kommenden Tourismusjahr
2021 wird für Ötztal Tourismus mit erheblichen Einnahmenausfällen und daraus resultierenden budgetären Kürzungen in Höhe von 5,4 Millionen Euro einhergehen. Tirols größter Tourismusverband plant für 2021 nun mit einem Budget von 20,2 Millionen Euro. Trotz der fordernden Situation rief Aufsichtsrats-Vorsitzender Jakob Falkner die Unternehmerinnen und Unternehmer des Ötztals dazu auf, auch in schwierigen Zeiten nicht den Mut zu verlieren. „Wir müssen nun entschlossen nach vorne blicken. Die Situation wird sich hoffentlich ab Mitte kommenden Jahres wieder beruhigen, sodass wir in Folge wieder einen halbwegs normalen Geschäftsgang erwarten dürfen.“
Generationenwechsel an Vorstands-Spitze
Zum neuen Tourismusverbands-Obmann gekürt wurde mit dem 33-jährigen Benjamin Kneisl ein Vertreter der jungen Unternehmer-Riege. Das Ötztal vollzieht somit einen Generationenwechsel an vorderster Stelle. Alt-Obmann Bernhard Riml kündigte seinen Nachfolger – dieser ist Gastgeber im Grünwald Resort Sölden – vielsagend als „Digital-Obmann“ an. Kneisl selbst betonte in seinem Antritts-Statement seine Affinität für neue, digitale Kommunikationskanäle: „Wir sind dazu aufgerufen, uns nachhaltig zu unterscheiden in der Flut an täglichen Informationen“. Besonders gelte es jetzt aber auch Themen wie Verkehr sowie die zukünftige Einbindung der Landwirtschaft in den Ötztaler Tourismus anzupacken, so Kneisl. Nicht zuletzt betrachtet er es als eine zentrale Herausforderung, junge Menschen wieder für den Tourismus zu gewinnen und die allgemeine Tourismusgesinnung zu heben. Dem neuen Obmann zur Seite stehen mit Lukas Scheiber (1. Obmann-Stellvertreter) und Peter Neurauter (2. Obmann-Stellvertreter) die bewährten Kräfte des bisherigen Vorstands.
Der Aufsichtsrat von Ötztal Tourismus setzt sich wie folgt zusammen:
Aufsichtsrats-Vorsitzender: Jakob Falkner; Stellvertreter: Alban Scheiber
Aufsichtsrats-Mitglieder: Michael Gstrein, Christine Hackl, Rainer Krismer, Roland Haselwanter, Johannes Grüner, David Glanzer, Jakob Platzer sowie Ernst Schöpf und Hansjörg Falkner als Vertreter der Gemeinden. Alois Burkert und Gerhard Moser gehören dem Gremium als kooptierte Mitglieder an.