Umfangreiche Analysen zeigen, dass das Verkehrsaufkommen durch die Gemeinde Oetz kontinuierlich wächst. Knapp 14.000 Fahrzeuge passieren an durchschnittlichen Werktagen den Ort. An den Wochenenden steigt der Wert sogar auf 20.000 Autos an. Um eine Entlastung zu erzielen, strebt die Gemeinde nun eine Umfahrung an. Begleitet werden soll diese durch weitere Maßnahmen wie etwa einer attraktiven Gestaltung des Ortskerns.
Die Zahlen sind deutlich. Im Zeitraum von 2006 bis 2018 erlebte die Gemeinde Oetz eine Verkehrszunahme von 28 Prozent. Aktuell bewegen sich innerhalb eines Tages durchschnittlich 14.000 Fahrzeuge auf der B186 durch den Ort. Die touristischen An- und Abreisen an den Wochenenden treiben die Verkehrslast zwar augenscheinlich auf die Spitze, dennoch bleibt die tägliche Grundlast verursacht durch den Alltagsverkehr. Selbst in Corona-Zeiten stellte sich kein merklicher Rückgang ein. Die Zählstelle Ötztal registrierte am 20. Mai etwa 12.740 Kraftfahrzeuge.
Erste Gespräch mit dem Land Tirol
Im Rahmen der Mobilitätsstrategie Ötztal 2030 wurden umfangreiche Datenerhebungen durchgeführt und das gewonnene Zahlenmaterial von Experten analysiert. „Die Fachleute haben uns eindeutig zu verstehen gegeben, dass eine Ortsumfahrung von Oetz alternativlos ist”, erklärt Bürgermeister Ing. Hansjörg Falkner. Weitere Erkenntnis der Verkehrsexperten: Selbst bei massivsten Investitionen in den öffentlichen Verkehr ließe sich im Idealfall nur der derzeitige Status quo beibehalten. Aufbauend auf diese Erkenntnisse verfolgt die Gemeinde Oetz nun das Projekt einer Ortsumfahrung. „Vorhaben dieser Größenordnung passieren nicht von heute auf morgen. Im ersten Schritt wollen wir mit dem Land Tirol über Verkehrslösungen und Finanzierungen sprechen”, so Bgm. Falkner.
Chance für den Ortskern
Die Strategie der Gemeinde Oetz ist weitreichender als nur den Durchgangsverkehr aus dem Zentrum zu verlagern. „Wir sehen die Ortsumfahrung als einzigartige Möglichkeit, das Ambiente innerhalb des Ortes für die Zukunft wesentlich zu attraktivieren. Davon profitieren sowohl die Bevölkerung als auch Besucher und die heimischen Wirtschaftstreibenden”, betont der Oetzer Gemeindechef. Denkbare Optionen sind etwa eine Begegnungszone in Kombination mit verkehrsberuhigten Bereichen, die Inszenierung eines neuen Dorfplatzes oder die Schaffung von einheitlichen Gastronomiezonen im Außenbereich. Zudem sollen die Besonderheiten des historischen Dorfkerns sichtbarer werden.
Keine Insellösung
Dass eine Ortsumfahrung – vor allem in einem Tal – nur ein Teil einer nachhaltigen ausgerichteten Verkehrsstrategie darstellt, ist Falkner bewusst. Neben dem anvisierten Jahrhundertprojekt in seiner Gemeinde sieht der Obmann des Planungsverbandes Ötztal auch die Notwendigkeit weiterer Maßnahmen. Dazu gehören etwa der weitere Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs durch Verdichtung bzw. Ausdehnung der Betriebszeiten, Einführung von Carsharing-Angeboten, Ausbau der autofreien Anreise für Gäste oder die Bevorzugung des öffentlichen Nahverkehrs und des Radverkehrs.