Ein Virus überlebt immer – der Verschwörungsvirus
Mehr oder weniger kehrt in Österreich eine Art von Normalität ein. Masken und Baby-Elefant bleiben uns, wohl noch über eine längere Zeit, erhalten. Was uns sicher erhalten bleibt, sind Verschwörungsgeschichten.
Was haben wir schon alles gehört. Bleichmittel trinken, eine Zahlenfolge auf Notizzettel schreiben oder die Luftanhalten, um den Virus zu bekämpfen oder sich gar zu immunisieren. Dem gegenüber stehen diejenigen, die glauben es gäbe den Virus gar nicht. Alles sei inszeniert, um die Menschheit zu versklaven.
Etliche Verschwörungstheoretiker glauben, die Pandemie sei lange geplant und von bösen Mächten im Hintergrund inszeniert, um eine „Neue Weltordnung“ (kurz NWO) einzuführen. Ziel sei die Versklavung der Menschheit. Dafür strebten die Hintermänner Massenimpfungen, Abschaffung des Bargelds, Überwachung und Ausgangssperren an – und verkauften diese der Bevölkerung als Sicherheitsmaßnahmen gegen Corona. Als Vordenker der Theorie gilt der rechtsextreme Esoteriker David Icke – der Mann warnt auch vor außerirdischen Reptilien, die die Menschheit unterwandern. Passend dazu meldete sich der US-Evangelikale Rodney Howard-Browne zu Wort. Seiner Überzeugung nach stecke hinter den Warnungen vor Corona bloß der Versuch, Menschen zu tödlichen Impfungen zu überreden, um so die Weltbevölkerung zu reduzieren. Deshalb verordnet er seinen Gläubigen gegenseitiges Händeschütteln. US-Präsident Donald Trump wird gar von einigen als „Retter der Menschheit“ gefeiert. Er würde sich mutig gegen die bösen Eliten stellen und so ergäbe sein nicht vorhandenes Krisenmanagement durchaus Sinn. Zum Beispiel habe Trump nur deswegen weniger Corona-Tests angeordnet als andere Staatschefs, weil Menschen erst durch die Tests selbst krank gemacht würden.
Was derzeit in der Welt geschehe, sei etwas Positives. So sieht es der Bewusstseinsforscher Bruno Würtenberger. Das vermeintliche Chaos werde genutzt, um böse Herrscher und ihre Hintermänner (auch bekannt als Illuminaten und Satanisten) weltweit von der Macht zu entfernen. Der Shutdown des öffentlichen Lebens sei nur verordnet worden, „damit wir nicht im Wege stehen, wenn aufgeräumt wird“. Die guten Kräfte, die dies täten, bauten gleichzeitig ein „menschengerechtes, liebevolles System“ auf, in dem niemand mehr hungern müsse und Kriege überflüssig seien. Kurz gefasst: „Es geht in Richtung 5. Dimension.“ Als Beweis für obige Theorie gilt dann auch jede neue Meldung, laut der sich ein Politiker in Quarantäne begibt: Derjenige sei gar nicht mit einem Virus in Kontakt gekommen, sondern Teil der bösen Herrscherelite – und nun zu Recht im Zuge der Aufräumaktion verhaftet worden. So habe es schon Angela Merkel, Prince Charles und Boris Johnson getroffen, auch den Schauspieler Tom Hanks und Sängerin Pink. Die Tatsache, dass die vermeintlich Verhafteten nach ihrer Quarantäne in die Öffentlichkeit zurückkehren, ist schnell, einfach und ganz „logisch“ erklärt: Sie wurden durch Doppelgänger ersetzt.
Unser Fazit: Wir packen alle abstrusen Ideen, Theorien und Geschichten rund um Covid19 zusammen, machen eine Fackel draus, zünden diese beim nächsten Blutmond an, schütten Bleichmittel vor die Haustüre, murmeln eine Zahlenfolge in alle Himmelsrichtungen und halten die Luft an. Um ganz sicher zu gehen, setzen wir uns noch einen Alu-Hut und eine dunkle Sonnenbrille auf.
Riki Hirsch