Wenn er auf der Bühne steht, bekommt man das Gefühl, dieser Mann hätte nie etwas anderes gemacht. Dem ist auch (fast) so: Gunar Franzoi steht schließlich schon seit einem halben Jahrhundert auf Bühnen. Besonders gern auf jenen in St. Anton am Arlberg – er gehört mittlerweile zur „Murrmel Bar“ und zur Wintersportmetropole wie das Amen zum Gebet. Im Interview mit Oberland DABEI spricht er über die Musik damals und heute, über spezielle Schwingungen und auch über die interessante Tatsache, dass sich seine Batterien bei seinen Konzerten auf- und nicht entladen.
Oberland DABEI: Du feierst heuer das 50jährige Bühnenjubiläum. Und schaust aus wie 50 – wie geht das?
Gunar Franzoi: (lacht) Das ist vollkommen genetisch bedingt. Ich muss sagen, meine Tanten mütterlicherseits sind schon Mitte 90ig und schauen noch immer sehr patent aus. Auch muss ich auch dazu sagen, dass ich nicht rauche und praktisch nichts trinke. Wenn dann maximal einmal ein kleines Bier.
Oberland DABEI: Wann und warum hast du eine Musiker-Karriere gestartet? Und, welchem Genre würdest du dich selbst zuordnen?
Gunar Franzoi: Da würde ich sagen Rock/Pop – so in diese Richtung jedenfalls. Aber, ich bin offen für alles, spiele jedoch nur Songs, die mir gefallen. Es gibt bestimmt 100 Songs, die ich noch gar nicht gespielt habe und nur für mich im Repertoire habe. Begonnen habe ich im Alter von 11 Jahren – ich wollte mir damals eine Gitarre kaufen und mein Vater hat gemeint, das sei rausgeschmissenes Geld. Obwohl die ganze italienische Familie des Vaters sehr musikalisch ist. Da wird immer und überall gesungen, auch habe ich mehrere Verwandte, die Musik machen wie Wolfgang Frank oder einen Cousin, der jodelt. Mein Neffe ist beispielsweise in einer Metalband. Als ich als Elfjähriger begonnen habe, hat es ausbildungstechnisch noch nichts gegeben – nicht einmal ein eigenes Zimmer zum Üben hatte ich. Damals hab ich noch in der Stube auf einem Klappstuhl geschlafen. Und damals hat man noch Stellen auf der Schallplatte nachgespielt (lacht). 1972 hatte ich dann meinen allerersten Auftritt.
Oberland DABEI: Nach Jahrzehnten, in denen du in St. Anton am Arlberg auftrittst – was glaubst du? Warum passen „Gunar“ und „St. Anton am Arlberg“ dermaßen gut zusammen?
Gunar Franzoi: Ich glaub einfach an die alternative Macht zum klassischen Aprés Ski und außerdem bin ich überzeugt, dass es viele Menschen gibt, die meine Musik mögen. Mein Hauptanliegen ist, dass die Leute spüren, dass es nicht meine Arbeit, sondern meine Leidenschaft ist. Es gibt viele solche „super Abende“, an denen die Schwingungen passen – ich spiele nie nach Programm. Im Gegenteil: Wenn ich auf die Bühne komme, weiß ich meist gar nicht, was ich als erstes spiele. Das Wichtigste ist, dass die Stimmung passt. Und, ich spiele nur da, wo ich das Gefühl habe, dass das passt – mir könnte jemand 10.000 Euro zahlen, wenn ich ein schlechtes Gefühl habe, spiele ich nicht. Es gibt solche Schwingungen im Raum, die man spüren muss – oft ist es so, dass ich spüre, dass die Leute noch nicht in der Stimmung für Rock´n´Roll sind, dann passe ich das Programm an. Kein Abend ist wie der andere, kein Konzert wie das andere. Es spielt sich einfach alles auf der Gefühlsebene ab, wenn´s wirklich gut sein soll. Davon bin ich überzeugt.
Oberland DABEI: Viele deiner Zuhörer glauben, du bist ein britischer Berufsmusiker – tatsächlich bist du ein „Vorarlberger“ und ausgebildeter Pädagoge. Erstaunt das viele?
Gunar Franzoi: Ja, in der Tat. Ich unterrichte allerdings seit 30 Jahren schon nicht mehr und lebe seit 35 Jahren ausschließlich von der Musik. Als Volksschullehrer war ich zehn Jahre lang tätig, irgendwann kam der Punkt, an dem ich mich entscheiden musste. Beides – der Job und die Musik – ging sich nicht mehr aus. Und, da ich die Möglichkeit hatte, von der Musik leben zu können, hab´ ich mich für diesen Weg entschieden.
Oberland DABEI: Während der Wintersaison fünf Mal pro Woche auf der Bühne zu stehen ist nicht ohne. Woher schöpfst du diese Energie?
Gunar Franzoi: Natürlich ist das physisch anstrengend. Aber, das ist so eine Energiegeschichte mit dem Publikum – oft bin ich nach einer super Party nicht müde und nach einem eher gemütlichen Abend gehe ich müde nach Hause. Und: Ich gehe praktisch immer gleich nach dem Konzert heim, es ist ganz selten, dass ich mit Freunden noch Essen gehe. Und, hauptsächlich ladet sich meine Energie bei meinen Konzerten auf.
Oberland DABEI: Ehrlich auf? Nicht ab?
Gunar Franzoi: Nein, bei mir laden sie sich die Batterien nach einem super Konzert tatsächlich auf.
Oberland DABEI:Hast du schon einmal ernsthaft ans Aufhören gedacht?
Gunar Franzoi: (lacht). Eigentlich könnte ich nächstes Jahr in Pension gehen. Aber, solange ich noch irgendwie auf die Bühne komme, mache ich das. Im Grunde ist es nicht mein Beruf, sondern meine Leidenschaft.
Oberland DABEI: Welche Songs spielst du selbst am liebsten, beziehungsweise: Gibt’s Songs, bei denen du selbst Gänsehaut bekommst?
Gunar Franzoi: Im Prinzip alles, das ich spiele. Alle Songs, die ich spiele, sind meins. Sonst würde ich sie nicht spielen. Trotzdem hab ich eine Lieblingsband und das ist Queen – ich habe Freddie Mercury sieben Mal live gesehen, das freut mich sehr.
Oberland DABEI: Hast du eigentlich auch schon CD´s herausgebracht? Und – für all deine Fans: Wann und wo trittst du als nächstes auf?
Gunar Franzoi: Ja, das hab ich. Wie viele es genau waren, weiß ich selbst gar nicht. Oftmals waren es auch Live-Mitschnitte bei Konzerten, zwei CD´s habe ich auch mit eigenen Songs herausgebracht. Geplant ist, dass ich im nächsten Winter wieder in der MURRMEL Bar in St. Anton am Arlberg auftreten werde, inzwischen gebe ich ein paar Konzerte in der Region. Längere Tourneen durch Großbritannien oder Schweden, wie ich sie früher gemacht habe, möchte ich mittlerweile nicht mehr machen. Jetzt mach´ ich nur noch das, was ich gern mache.
Oberland DABEI: Glaubst du eigentlich auch, dass heutige Songs nicht mehr das Potential haben, Jahrzehnte zu überdauern? Wenn ja – woran liegt das?
Gunar Franzoi: Unsere Gesellschaft ist schnelllebig, jeder hört heutzutage MP3. Derselbe Song auf einer CD benötigt 10x so viel Daten, es kann mir also niemand erzählen, dass das gleich klingt. Was ich aber schon auch sagen muss, ist, dass man die guten alten Zeiten nicht raufbeschwören muss, es hat auch früher „Scheiß-Songs“ (entschuldigt die Ausdrucksweise) gegeben, nicht alle waren gut. Und heute gibt es auch richtig gute, neue Bands – ich bin der felsenfesten Überzeugung: Wirklich gute Songs werden übrig bleiben.
Oberland DABEI: Abschließende Frage: Hast du auch Idole? Welchen Musiker würdest du gern einmal treffen?
Gunar Franzoi: Da Freddie Mercury nicht mehr lebt würde ich sagen: Brian May, der Gitarrist von Queen. Den würd ich total gern einmal treffen.
FACTBOX
Name: Gunar Franzoi
Alter: 64 Jahre
Familienstand: verheiratet mit Lisi
Wohnort: Bludenz
Text und Bilder: © Elisabeth Zangerl