„Der Wunsch, auf der kommunalen Ebene Dinge zu verändern, hat sich in der letzten Zeit ergeben“, sagt der NEOs Spitzenkandidat in Telfs, MMMag. Dr. Johannes Augustin. Der 30-jährige verheiratete Vater eines Sohnes und studierte Jurist, Theologe und Wirtschaftswissenschafter legt den Fokus auf die Bereiche Bildung, Gemeinschaft, Unternehmertum und eine moderne Gemeindeverwaltung.
Von Elisabeth Zangerl
Oberland Dabei: Die NEOs sind – verglichen mit anderen Parteien – eine recht „junge Partei.“ Was hat Sie persönlich angesprochen?
Johannes Augustin: Zweifellos an erster Stelle das glaubwürdige Bekenntnis, eine transparente Politik im Sinne der ÖsterreicherInnen betreiben zu wollen. Ich bin der Überzeugung, dass Politik mehr sein muss als Klientelpolitik, wenn sie ihrem Auftrag gerecht werden und das Vertrauen der Bevölkerung genießen will. Aber auch der starke Fokus auf Bildung und die Offenheit gegenüber allen kulturellen Traditionen waren Mitgrund für mein Engagement bei NEOS.
Oberland Dabei: Waren Sie schon immer politisch interessiert? Und, war es schon früher ein Ziel, in der Kommunalpolitik ganz oben zu stehen?
Johannes Augustin: Ich wollte immer schon unsere Gesellschaft mitgestalten und Ideen einbringen. Aber es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich immer schon Bürgermeister werden wollte. Der Wunsch, auf der kommunalen Ebene Dinge zu verändern, hat sich erst in letzter Zeit ergeben.
Oberland Dabei: Nun gehen Sie als Spitzenkandidat in Telfs bei den Gemeinderatswahlen am 27. Februar ins Rennen. Aus welchem Beweggrund heraus? Und, würden Sie Ihren Job als Rechtsanwalt für das „Bürgermeister-Sein“ an den Nagel hängen?
Johannes Augustin: Hauptbeweggrund stellte dar, dass in Telfs eine bürgerlich-liberale Alternative zur Liste des amtierenden Bürgermeisters fehlte. Christian Härting, der seine Sache in den letzten zwölf Jahren keinesfalls schlecht gemacht hat, verfügt mit seiner Liste über die absolute Mehrheit. Das hat dazu geführt, dass es kaum noch ein gemeinsames Rittern um die besten Lösungen und einen kreativen Austausch im Gemeinderat gibt. Wir wollen den TelferInnen nunmehr eine Alternative dazu bieten.
An den Nagel hängen würde ich meinen Beruf – zumindest vorerst – nicht, wenn ich Bürgermeister werde. Aber ich würde mich sicher noch stärker als bisher auf meine Kernbereiche fokussieren. Und ich habe ja Gott sei Dank sechs Kanzleipartner, die mit mir unsere Mandanten betreuen.
Oberland Dabei: Welches sind Ihre Kernthemen? In welche Richtung sollte sich Telfs aus Ihrer Sicht entwickeln? Worin steckt Potential und welche Herausforderungen gilt es zu bewältigen?
Johannes Augustin: In Telfs steckt ungemein viel Potenzial, sowohl was seine Menschen als auch sein kulturelles und soziales Leben und seine Unternehmen anbelangt. Um dieses Potenzial, das freilich schon jetzt an vielen Orten zur Entfaltung kommt, zu heben, benötigt es Maßnahmen auf jenen Gebieten, auf die wir den Fokus legen: Bildung, Gemeinschaft, Unternehmertum und eine moderne Gemeindeverwaltung. Wir setzen uns beispielsweise für die Zusammenfassung aller Volks- und Mittelschulen in Telfs in einem neuen Bildungscampus oder die Errichtung eines Gründerzentrums für JungunternehmerInnen ein, fordern konkrete Maßnahmen zur Akzeptanz aller kulturellen Gruppen und Verstärkung des Zugehörigkeitsgefühls aller TelferInnen und wollen die Vereinsförderung ausbauen und auf neue Beine stellen. Nicht zuletzt ist es uns ein Anliegen, die Gemeindeverwaltung zur bürger:innenfreundlichsten, modernsten und transparentesten Tirols zu machen und eine neue Führungskultur in den Gemeindegesellschaften zu etablieren.
Oberland Dabei: Schon vorab haben Sie das Thema „Integration“ als eines der Zentralsten angesprochen. Sie sind auch Obmann des Integrations- und Kulturvereins „Aufbruch“. Welchen Zugang haben Sie – durch Ihre umfangreiche Erfahrung – zu diesem Thema?
Johannes Augustin: Vielleicht erklärt sich Ihre Frage am besten mit einer Klarstellung zu unserem Verein: Dieser versteht sich nicht als Integrationsverein, sondern bringt Menschen unterschiedlicher Religionen in Austausch miteinander. Wenn ich mit einem Menschen, der aus einem anderem sozialen, religiösen oder kulturellen Herkunftsmilieu stammt, spreche, lerne ich nicht nur etwas von oder über ihn, sondern entdecke meistens auch viel Neues innerhalb meiner Kultur oder Religion. Das ist mein Zugang: Lass uns miteinander vorurteilsfrei sprechen und gemeinsam etwas Neues an dir und mir entdecken – so bleibt es auch immer aufregend.
Oberland Dabei: Die „Vielfalt als Chance“ oder die „Diversität als Stärke“ – diese beiden Aussagen von Ihnen machen ebenfalls neugierig. Gibt’s konkrete Ideen/Visionen, wie ein ideales Miteinander funktionieren kann?
Johannes Augustin: Ideal ist das Miteinander meiner Meinung nach dann, wenn jede und jeder seine Talente in die Ortsgemeinschaft einbringen kann und darf. Hierfür braucht es bestimmte Grundvoraussetzungen wie eine gemeinsam gesprochene Sprache, weshalb der Spracherwerb und die Frühförderung bei uns einen ganz hohen Stellenwert genießen. Damit ist es aber nicht getan: Es müssen Zugangsbarrieren zu Vereinen abgebaut und Orte des Austausches und des Willkommenseins geschaffen werden. Mir schwebt ein neues Kulturzentrum vor, das einerseits das Alte – die Telfer Geschichte, die kulturelle Tradition und die Fasnacht – in neuem Glanz erstrahlen lässt, aber auch den jüngeren Traditionen der immerhin 80 in Telfs versammelten Nationen Raum bietet. Und es muss leben, das heißt, es muss stets von Besuchern wimmeln.
Oberland Dabei: Die NEOs haben angekündigt, dass sie hervorragend vernetzt seien und mit „einem neuen Stil Politik betreiben wollen“. Was darf man darunter verstehen?
Johannes Augustin: Eine Politik, die den BürgerInnen gegenüber ehrlich und aufrichtig ist und den politischen Mitbewerbern stets respektvoll gegenübertritt. Viel zu oft stand in den letzten Jahren parteipolitisches Kalkül im Vordergrund. Das muss aufhören, wenn wir den Wohlstand, den wir in Österreich und Europa erzielt haben, auf eine umweltfreundliche(re) Art und Weise beibehalten wollen.
Oberland Dabei: Telfs ist nach Innsbruck und Kufstein die drittgrößte Gemeinde Tirols. Wie sollte sich Telfs aus Ihrer Sicht in den nächsten Jahrzehnten weiterentwickeln?
Johannes Augustin: Das attraktive an Telfs ist, dass es wie kaum eine andere Gemeinde in Tirol vermeintlich Gegensätzliches in sich vereint: Das Ländliche mit dem Urbanen, Tradition mit Moderne, Eingesessene und Zugewanderte. Diese Vielfalt gilt es einerseits zu bewahren, andererseits aber auch in vermehrten Kontakt zu bringen: Daraus kann so einiges entstehen: Ich sehe Telfs als Bildungshochburg mit Hochschulstandort, als Ort mit einem pulsierenden Zentrum, coolen Clubs, lebendigen Vereinen, als Ort des kulturellen Austausches und natürlich: als Austragungsort der Volksschauspiele und der Fasnacht.
Titelbild: Der 30jährige Rechtsanwalt Johannes Augustin geht für die NEOs bei der bevorstehenden Gemeinderatswahl in Telfs ins Rennen.
Fotonachweis: NEOS/Maria Schrott