In Telfs regiert seit dem 6. Januar der „Naz“ als interimistische Bürgermeister. Alle fünf Jahre trägt der kleine, freche Spross der Laninger die Bürgermeisterkette und trotzdem ist er ein selten gesehener Gast im Gemeindeamt. Gestern nahm er erstmals in dieser Amtszeit auf dem Chefsessel im Büro des Gemeindechefs Platz.
Vom Home-Office ins Büro
Gemeinsam mit der Kindsdirn Karl Walch und Gotl Daniela Köll schlug der Naz in musikalischer Begleitung der Laninger-Sippe im Gemeindeamt auf. Bürgermeister und Fåsnåchtsobmann Christian Härting begrüßte den lebenslustigen Inhaber der goldenen Kette mit den Worten: „Schön, dass du endlich ins Büro kommst! Wo warst du in den letzten Wochen?“ Die Kindsdirn – nie um eine schlagfertige Antwort verlegen – ergriff sofort Partei für ihren Schützling, der sich angeblich bislang im Home-Office befand. Der Besuch des Chefs war voller Schwung. Direkt nach seiner Ankunft setzte sich der Naz vor den Computer, um in seiner gewohnten, frechen Art die Pflichten zu erledigen – oder auch nicht. Dabei durften Zigarette und Bier natürlich nicht fehlen.
Eine geschichtsträchtige Marionette
Der Naz hat mit Sicherheit schon viel erlebt, denn die Symbolfigur ist mindestens seit 1860 Teil der Telfer Fåsnåcht. Seit rund 165 Jahren beginnt und endet die fünfte Jahreszeit mit dieser Holzpuppe in Kleinkindgröße. Laut der Kindsdirn Karl Walch kann das wahre Alter des Naz nur geschätzt werden: „Der Naz ist eine Holzpuppe und scheint in seinen Anfängen eine Marionette gewesen zu sein. Die Gelenke und Schnüre in seinem Inneren lassen das zumindest vermuten. Was wir wissen, ist, dass er von Alois Klotz geschnitzt wurde, der 1860 starb. Also muss der Laninger Bua mindestens 165 Jahre alt sein.“ Vermutlich hat die Puppe jedoch noch einige weitere Jahre auf dem Buckel. Wenn diese alten Holzknochen nur reden könnten …
Des Naz neue Kleider
„Es gibt nur einen Naz. Ich habe ihn zwar im Jahr 2020 restaurieren lassen, aber es handelt sich immer noch um die 165 Jahre alte Originalpuppe“, berichtet Kindsdirn Karl Walch. Er ist seit drei Fasnachten für den Laningerspross verantwortlich und hat Neuerungen eingeführt. So wurde der Naz 2015 in seinem altbekannten roten Kleid ausgegraben, erschien jedoch bei seinem nächsten Auftritt in Blau. Dieses blaue Outfit, das er seither trägt, war ein Geschenk seiner neuen Kindsdirn.
Naz auf Lokal- und Selfietour
Walch hat dem „Bua“ nicht nur neue Kleidung verpasst, sondern ihn auch vom ersten Abend an unter die Menschen gebracht. Zuvor war der Naz immer nur kurz bei offiziellen Anlässen zu sehen, und die Öffentlichkeit bekam ihn kaum zu Gesicht. Karl Walch berichtete: „Nach dem Ausgraben wurde ich damals gefragt, wer den Naz jetzt abholt, um ihn sicher zu verwahren und ich antwortete – niemand. Mir war und ist es wichtig, den kleinsten Laninger immer mitzunehmen. Die Leute freuen sich so wahnsinnig, wenn sie den Naz treffen, und Selfies sind sehr gefragt.“
Das Ende naht
Das Ende der Fasnacht naht, und so wird der Naz schon bald – am Dienstag, 4. März – unter Krokodilstränen und Geheul wieder eingegraben. Mit der Beerdigung des Laningerbuam wird der positive Ausnahmezustand in Telfs offiziell beendet, bis die Puppe 2030 erneut ausgegraben werden wird.
Bild: MG Telfs