Die Metzger:innen, Bäcker:innen, Konditor:innen und Nahrungs- und Genussmittelbetriebe im Bezirk Landeck blicken auf eine turbulente Zeit zurück. Aktuell verzeichnet das Lebensmittelgewerbe in der Oberländer Region ca. 36 Mitglieder, landesweit sind es 580. Aufgrund der stark ausgeprägten Zusammenarbeit mit dem heimischen Tourismus mussten die Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren erhebliche Umsatzeinbußen hinnehmen. Nun blicken die Lebensmittelerzeuger optimistisch in die Zukunft. Ein Grundpfeiler dafür ist die Zusammenarbeit aller vier Berufsgruppen. Mit der neuen Online-Plattform www.tirol-schmeckt.at will die Wirtschaftskammer-Landesinnung in Zukunft vermehrt auf die vielfältigen Leistungen aufmerksam machen. Mit dabei sind bereits einige Landecker Betriebe.
Stabil durch die Krise
Das Bewusstsein für handwerklich produzierte Lebensmittel in der Tiroler Bevölkerung ist in Krisenzeiten gestiegen. So auch im Bezirk Landeck. Allerdings machen die dortigen Bäcker:innen, Metzger:innen, Konditor:innen und Genussmittler einen großen Teil ihres Umsatzes mit den ansässigen Tourismusbetrieben. Sie sind ein wichtiger Teil der international nachgefragten touristischen Dienstleistungspalette. Gerade die größeren Unternehmen mussten deshalb in der Corona-Zeit hohe Einbußen hinnehmen. „Im Winter 2021 verbuchten Tirols Metzgereien mit touristischer Ausrichtung ein spürbares Umsatzminus verglichen mit 2019“, informiert Metzger:innen-Sprecher Georg Schuler. Die angespannte Siutation am Arbeitsmarkt wirkte sich ebenfalls auf das Geschäft aus. „Einige Betriebe konnten bis heute nur einen Teil ihres Unternehmens betreiben, da Mitarbeiter:innen fehlten. Das senkte natürlich die Absatzmengen unserer Lebensmittelerzeuger:innen. Aufgrund des hohen persönlichen Einsatzes und der Treue unserer Stammkund:innen gab es nahezu keine Schließungen“, erklärt Gerd Jonak, Berufsgruppensprecher der Bäcker:innen.
Lebensmittelerzeuger:innen vor Ort bekommen mehr Anerkennung
Die Krisenzeit brachte aber auch positive Entwicklungen mit sich. „Die Wertschätzung unseres Handwerks in der Bevölkerung ist gestiegen und die Wichtigkeit von heimischen Nahversorger:innen in der Region rückte vermehrt in den Fokus. Kurze Lieferwege, nachhaltige Produktion vor Ort und handgefertigte Lebensmittel bekommen mehr Anerkennung. Außerdem zeigten die letzten Jahre wie wichtig unsere Betriebe als soziale Treffpunkte in den jeweiligen Gemeinden sind. Zudem bieten wir krisensichere Arbeitsplätze im Bezirk“, erklärt Konditor und Chocolatier Hansjörg Haag aus Landeck.
Bezirk Landeck: Versorgungssicherheit zu 100 Prozent
„Durch die insgesamt 36 Betriebe und ihren zahlreichen Filialen ist die Versorgung der Bevölkerung bis in die Täler hinein zu 100 Prozent garantiert. Somit können wir die Nachfrage nicht nur im Talkessel sondern auch im Stanzer-, Paznaun- und Kaunertal gut abdecken“, informiert Bäcker:innen-Sprecher Gerd Jonak. Viele Produzent:innen optimieren stetig ihre Leistungen. „Mittlerweile ist es schon möglich, dass der Kunde sein Brot online am Vortag bestellt und am nächsten Morgen frisch geliefert bekommt“, so Jonak.
Neue gemeinsame (Online)-Wege: tirol-schmeckt.at
Um den Stellenwert der Lebensmittelgewerbe zu stärken und vor allem neue Mitarbeiter:innen für das traditionelle Handwerk zu begeistern, präsentieren die Bäcker:innen, Metzger:innen, Konditor:innen und Nahrungs- und Genussmittelbetriebe künftig geeint die Vorteile und den Mehrwert ihrer Branchen. Seit 2021 begeistert die neue Online-Plattform www.tirol-schmeckt.at tausende Interessierte in und außerhalb Tirols. Mit spannenden Geschichten rund um das Wirken der vier Berufsgruppen bekommen die UserInnen exklusive Einblicke in die Backstube, Metzgerei oder Produktionsstätte – Mitgliederportraits inklusive. „Das ist der Start einer intensiveren Zusammenarbeit aller vier Berufsgruppen. Wir gehen neue Wege, um die Besonderheiten unserer Mitglieder hervorzuheben. Dies wird nicht nur Kund:innen, sondern auch künftige MitarbeiterInnen locken“, erklärt Simon Franzoi, Wirtschaftskammer Innungsgeschäftsführer. Die Webseite verzeichnete in den ersten neun Monaten mehr als 30.000 Besucher:innen, auf Facebook erreichten die Tiroler Stories bereits ca. 320.000 Menschen. Einige Betriebe aus dem Tiroler Oberland sind bereits mit ihren spannenden Geschichten online. So berichtet etwa Hansjörg Haag über seinen Weg zum „Chocolatier“ oder der Stanzer Christoph Kössler über die Geheimnisse der Feindestillerie.
Innovative Nahrungs- und Genussmittelbetriebe auf dem Vormarsch
Die Nahrungs- und Genussmittelbetriebe (NUGS) sind die am stärksten wachsende Berufsgruppe. Aktuell gehören knapp 200 Tiroler Betriebe dazu, in Landeck sind es 13. Dazu zählen etwa Molkereien bzw. Käsereien, Erzeuger:innen von Nahrungsergänzungsmitteln, Kräuter- und Gewürzmischungen, Getränkeerzeuger:innen, Obst- und Gemüseverarbeiter:innen aber auch Kaffeeröstereien oder Senfmanufakturen.
Trend zu Fair Trade und Bio
Diese Entwicklung freut den NUGS-Berufsgruppensprecher Stefan Mair: „In unserem Bereich gibt es viele kleine, aber höchst innovative Betriebe.“ Produkte mit gesellschaftlichem und ökologischem Mehrwert werden immer mehr nachgefragt. „Der Trend zu Fair Trade plus und Bio ist stärker denn je“, informiert Mair. Zudem verarbeiten viele Unternehmen wie z.B. Brennereien vermehrt regionale Zutaten wie etwa heimische Beeren.
Weitere Infos: www.tirol-schmeckt.at
Titelbild: Wissen um den Wert regionaler Lebensmittel: Stefan Mair (Berufsgruppensprecher Nahrungs- und Genussmittelbetriebe), Georg Schuler (Innungsmeister-Stv. und Berufsgruppensprecher-Stv. Metzger:innen), Gerd Jonak (Berufsgruppensprecher Bäcker:innen), Hansjörg Haag (Konditor) und Simon Franzoi (Innungs-Geschäftsführer Lebensmittelgewerbe).
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