Volksschauspiele ziehen Bilanz

Der letzte Vorhang der Saison 2021 ist gefallen, jetzt ziehen die Tiroler Volksschauspiele in Telfs Bilanz. Gut 6000 Besucher sahen während sechs Wochen 96 Vorstellungen – was einer Auslastung von mehr als 60 Prozent entspricht. Corona, ein entsprechend flexibler Spielplan und letztlich das Wetter forderten Theatermacher und Publikum. Für 2022 wird die Rückkehr zum bewährten Format mit einer Groß- und zwei kleineren Produktionen angekündigt. 

Es war eine echte Herausforderung und – wie es der künstlerische Intendant DDr. Christoph Nix nannte – ein „feines Gebilde“ trotz oder gerade wegen Corona: Neun Eigenproduktionen und zwei Gastspiele an fünf verschiedenen, teils ganz neuen Spielorten, dazu ein vielgestaltiges Rahmenprogramm quer durch die Genres. Das Ganze unter erschwerten Rahmenbedingungen mit den Unsicherheitsfaktoren COVID-Auflagen und Witterung, geschnürt in ein enges Zeitkorsett sowohl in der Disposition wie am Spielplan. „Doch haben wir es gemeinsam mit unserem künstlerischen Intendanten Christoph Nix geschafft, die erste Spielsaison nach Neustrukturierung der Spiele und Lockdowns erfolgreich und auf herausragendem künstlerischen Niveau über die Bühne zu bringen. Den Rücken gestärkt haben uns die Marktgemeinde Telfs und deren Töchterbetriebe sowie viele theaterbegeisterte Telfer. Auf jeden Fall haben sich die vielen Einsatzstunden gelohnt“, freut sich Verena Covi. Sie war ja erst im März dieses Jahres als neue Geschäftsführerin der Tiroler Volksschauspiele GmbH angetreten und musste gemeinsam mit einem kleinen, aber starken Team binnen kürzester Zeit einen Festivalsommer mit 105 geplanten Vorstellungen, das gesamte Marketing und die Sponsorenakquise auf die Beine stellen. 

Publikumsmagnet war ganz klar »Allerhand Kreuzköpf’«, ein Theaterspektakel mit 11 Bühnen aus ganz Tirol, gefolgt vom Klassiker »Indien«. Dann kamen schon die weiteren Produktionen: »Türkisch Gold«, »Rut«, »Vater«, »Wolf!«, »Soliman«, »Estroverdi«, »Fettes Schwein« und der »Kreisler-Liederabend«. Letzterer entpuppte sich zu einem Geheimtipp des Theatersommers, eine Wiederaufnahme 2022 ist bereits angedacht. Das Wetter machte mitunter einen Strich durch die Rechnung: „Neun Vorstellungen mussten wir absagen, leider hat es gerade »Wolf!« im Wald am Birkenberg, ein kleines Theaterjuwel, mehrfach erwischt. Trotzdem können wir auf einen erfolgreichen, sehr speziellen Sommer 2021 zurückblicken“, sagt die Geschäftsführerin.

Viel positives Feedback

Die Mitarbeiter im Ticketbüro verzeichneten Besucher aus ganz Tirol, Südtirol, Deutschland, Liechtenstein und aus der Schweiz – immerhin gut 6.000. Das Feedback der Gäste auf das Gesehene sei durchwegs positiv bis begeistert gewesen, außerdem freute man sich über größtenteils sehr gute Kritiken in den regionalen, nationalen und internationalen Medien, zieht Covi Resümee. Generell sei das Ergebnis in reinen Zahlen mit den Unwägbarkeiten der Corona-Pandemie schwer einzuschätzen gewesen: „Die Bedingungen, proben und spielen zu können, haben sich mehrfach geändert. Auch ist Vorsicht nicht nur bei uns bemerkbar, grundsätzlich verzeichneten Theaterfestivals und Veranstaltungen einen Rückgang der Besucher aus dem Ausland.“ Jetzt sei es an der Zeit, das Erlebte zu prüfen, Schlüsse zu ziehen und vorauszuschauen: „Wir arbeiten bereits an der strategischen und operativen Ausrichtung der Festspiele 2022. Wir haben genügend Zeit, Sponsoren zu gewinnen und Subventionsgeber von unserer Arbeit zu überzeugen. Jetzt wird evaluiert, Bewährtes wird übernommen und weiterentwickelt, personell arbeiten wir im kleinen Team weiter. Nach den Festspielen heißt vor den Festspielen.“

Vorschau aufs Programm 2022

Das Programm für kommendes Jahr wird noch im heurigen Herbst präsentiert – samt attraktiven Theater-Paketen. Intendant Nix plant zwei oder drei Hauptstücke – wie vor der Pandemie: „Frühzeitig planen, manches optimieren, international bleiben und trotzdem noch mehr Tirolerisches einbauen“, schreibt er sich und seinem Team ins Aufgabenheft. Durchgesickert ist bereits, dass mit Susanne Lietzow eine großartige Regisseurin gewonnen werden konnte, die das Hauptstück rund um die historische Tiroler Frauenfigur Margarete Maultasch aus der Feder von Autor Thomas Arzt inszenieren wird. Auf der Besetzungsliste finden sich Namen bekannter Tiroler Künstler und Künstlerinnen, mehr wird allerdings noch nicht verraten, und einige Rollen sind noch vakant. Im Rahmen dieser großen Produktion wird im Oktober bereits ein großes Laienspieler-Casting ausgeschrieben. Neben der großen werden noch zwei kleinere Produktionen gezeigt, nebst hochkarätigem Rahmenprogramm. Ein letztes Mal bemühen die Verantwortlichen zum Abschluss das heurige Motto: „Es geaht no und es wird immer besser!“

Foto: TVSS/Victor Malyshev