Niemals kann es im Vakuum entstehen. Nein, vielmehr noch als vielleicht jede andere Kunstform braucht das Plakat die Realität, ist an sie gebunden, wird von ihr geformt – und natürlich auch vom Menschen dahinter, der verstehen muss, was er abbilden will. Erst dann kann das Plakat zur Hochachtung werden, Wertvolles symbolisieren, sagt Willi Pechtl, der es wissen muss: Als Künstler, als Schöpfer von Plakaten, so manche davon preisgekrönt – und noch bis 16. September zu bestaunen in der Stadtbibliothek Landeck.
Die Sache mit der Ausstellung in Landeck, das sei die Idee seiner Gattin Maria gewesen, verrät Willi Pechtl – und einem Plakat nicht unähnlich, wurzelt der Gedanke doch in äußeren Umständen: Von vollen Bücherregalen, aber sonst leeren Wänden – und der Tatsache, dass der in Strad bei Tarrenz lebende Künstler in seinem Leben viele Arbeiten zur Literatur geschaffen hat. Das wiederum sei auch der eigenen Liebe zum Lesen geschuldet, sagt Pechtl: So richtig beginnend mit der Studienzeit in Wien, an der Hochschule für angewandte Kunst.
Das Wort gegen die Macht.
„Wenn ich ein Buch nur halte, sehe ich die Energie, die Überlegungen eines Menschen, den intensiven Denk- und Fühlvorgang, der mit dem Schreiben verbunden ist“, erklärt Pechtl, der als Student das Archiv für sich entdeckt hat, das den österreichischen Widerstand gegen das Nazi-Regime dokumentiert und so auch an jene erinnert, die schreibend angekämpft haben. Vielen von ihnen (und mit ihnen verknüpften Veranstaltungen) widmete Pechtl ein Plakat: Etwa Jura Soyfer, ermordet 1939 in Buchenwald. Der Zufall brachte Pechtl mit einem Klassenkameraden von Soyfer zusammen – und so auch mit einem Maturafoto, aus dem sich das Antlitz des mutigen Schriftstellers herausreproduzieren hat lassen: Für ein Plakat, das als Abschlussarbeit zum Graphikdiplom preisgekrönt aus dem österreichischen Graphikwettbewerb hervorging. Ebenso wie viele weitere Arbeiten, die von Literatur als Aufbegehren gegen die Tyrannei erzählen, schmückt es die Stadtbibliothek Landeck: Bis zur Finissage am 16. September um 19 Uhr, wo Pechtl auch aus seinem eigenen Schreiben erzählt, das – sorgfältigst recherchiert und angereichert mit einzigartigem Bildmaterial – zumeist ebenso wenig von Schönwetter handelt, sondern von der harten Realität, die das Pitztal als seine Heimat geformt haben. Ja, aber auch vom Mut besonderer Menschen, die mit Licht malten und auch geschrieben haben: In vielen Fällen sogar Geschichte.