Sie war die Grande Dame des Tiroler und des Österreichischen Theaters, Botschafterin der Friedensglocke des Alpenraumes und Telfer Volksschauspielerin aus ganzem Herzen. Zuletzt gastierte sie 2022 beim Literaturfestival „Fabula Rasa“ in Telfs. Am vergangenen Mittwoch ist Julia Gschnitzer mit 91 Jahren gestorben.
Sie schrieb österreichische Theater- und Fernsehgeschichte und sie prägte das Bühnengeschehen auch in Telfs wesentlich mit. Immer wieder kehrte sie zu den Tiroler Volksschauspielen in die Marktgemeinde zurück. 1981, im Gründungsjahr, stand sie in den „Sieben Todsünden“ in Hall auf den Brettern, die ihr die Welt bedeuteten. Eine weiterer grandioser Beweis ihres Könnens war „Mein Ungeheuer“, das Felix Mitterer ihr und ihrem kongenialen Partner Peter Mitterrutzner für den Theatersommer 2000 auf den Leib geschrieben hatte. Unvergessen auch ihr Doppel mit Klaus Rohrmoser in Achternbuschs „Ella“ im „Hühnerstall“ im Kranewitterstadl 2006.
Im Oktober 2010 wurde Julia Gschnitzer für ihre Verdienste in Mösern gemeinsam mit Brigitte Fassbaender und Sepp Forcher zur Botschafterin der Friedensglocke ernannt. Bereits 1989 erhielt sie den Titel „Kammerschauspielerin“, 2014 den Tiroler Landespreis für Kunst.
Geboren am 21. Dezember 1931 in Innsbruck, wollte die Tochter des bekannten Tiroler Juristen und Politikers Franz Gschnitzer schon als Kind „eine Spielerin“ werden. Mit 20 Jahren debütierte sie am Tiroler Landestheater. Ab da stand Gschnitzer mehr als 60 Jahre lang auf Österreichs Bühnen und vor der Kamera. Sie gehörte über Jahrzehnte zu den Ensembles des Tiroler Landestheaters, des Volkstheaters Wien, des Salzburger Landestheaters und zuletzt der Salzburger Festspiele. Erst 2016 verabschiedete sie sich von den großen Rollen als „Mutter“ im „Jedermann“. Einem breiten Publikum wurde Julia Gschnitzer durch Axel Cortis Film „Der Fall Jägerstätter“ (1971) bekannt. Fernsehgeschichte schrieb sie weiters in „Ein echter Wiener geht nicht unter“ (1975–1979) als „Frau Vejvoda“, der Tiroler Mutter des „Nudlaugs“ Franzi.
Die letzten gut 30 Jahre lebte die stets bescheidene Schauspielerin in Elsbethen bei Salzburg. Ihre Heimat blieb ihr stets „in der Herzenskammer drin“, wie sie anlässlich der Verleihung der Botschafterin-Ehre in Mösern betonte. Bis zuletzt war sie hoch gefragt für Lesungen, Film- und Fernsehrollen und Hörspiele. Ein letztes Mal zu Gast in Telfs war Julia Gschnitzer im Mai 2022 gemeinsam mit Autor Alois Hotschnig bei einer Lesung anlässlich des Literaturfestivals „Fabula Rasa“ der Bücherei & Spielothek.
Titelbild: Julia Gschnitzer bei ihrem letzten Auftritt in Telfs – mit Autor Alois Hotschnig und Büchereileiterin Nadja Fenneberg beim Literaturfestival „Fabula Rasa“ im Mai 2022.
Foto: MG Telfs/Pichler