Unerwartetes und Ungesehenes bietet die Ausstellung „Ein Käfig ging einen Vogel suchen“
zum 70. Geburtstag von Elmar Peintner in der Städtischen Galerie Theodor von Hörmann.
Der Titel der Schau ist eine Anspielung auf Franz Kafka. Der tschechische Schriftsteller und
seine Werke begleiten den Imster Künstler seit langem.
Elmar Peintner hat sich in seiner langen Karriere schon mit unterschiedlichsten Techniken
auseinandergesetzt. In seiner aktuellen Serie „Stripes“, die in Imst zu sehen ist, rückt eine für
Peintner neue Bildsprache in den Fokus. Die Öl- bzw. Eitempera-Bilder sind vielschichtig
aufgebaut. Mithilfe von eingefärbten Walzen, in welche Peintner seine Microbilder zeichnet,
ritzt, schabt oder wischt und auf vorbearbeitete Leinwände aufbringt, entstehen mehrere
Ebenen welche miteinander korrespondieren.
Das Verblassen von Erinnerungen und die Flüchtigkeit von Momenten macht der Künstler
sichtbar. Geschautes und Erlebtes, wie Berge, Gesichter und Pflanzen, werden abstrahiert
ausgeführt hinter teils transparenten Streifen verborgen, sind aber dennoch präsent. Schärfe
und Unschärfe, Realismus und Abstraktion visualisieren das Vergessen.
Wie im Film
Die Beschäftigung mit verschiedenen Wirklichkeiten und fragilen Welten, spielen im Werk
von Elmar Peintner seit jeher eine wichtige Rolle. Undurchschaubare Beziehungen,
Verwicklungen und unklare Strukturen von Personen und Orten werden auf Peintners
neuesten Bildern in Form von Streifen wie im Film aneinandergereiht. Mittels grafischer
Kürzel beschreibt Peintner das Leben als ein komplexes Gefüge zeitgleicher realer
Geschehnisse.
Ein Käfig ging einen Vogel suchen
In „Stripes“ erkennt man auch die große Verbundenheit des Künstlers zu den Erzählungen
von Franz Kafka. Der Schriftsteller begleitet Elmar Peintner seit langem und Referenzen zu
seinem Werk sind immer wieder in seinen Bildern zu entdecken. Der Titel der Ausstellung
„Ein Käfig ging einen Vogel suchen“ ist ein Aphorismus, ein Sinnspruch von Franz Kafka.
Kafka hat den Halbsatz auf einen Zettel notiert (Zettel Nr. 16) und dieser hat Peintner in der
Enstehungsgeschichte seiner neuesten Werkgruppe begleitet. Mutet der Aphorismus heiter
an, erkennt man in Peintners Werken auf den ersten Blick eher Ernstes, Rätselhaftes. Ihren
Ursprung hat die Serie in der Auseinandersetzung mit den Anfängen des Ukraine-Krieges. In
seiner neuesten Werkgruppe „The Space behind“ werden transparente Räume und deren
Abfolge, das Innen- und Außensein, hinterfragt.
Über den Künstler
Elmar Peintner wurde 1954 in Zams geboren, lebt und arbeitet heute in Imst. Sein Studium
absolvierte er an der Akademie der bildenden Künste in Wien (1974 – 1979) in der
Meisterschule von Prof. Max Melcher. Peintner gehört heute mit zu den international
anerkannten zeitgenössischen Künstlern Österreichs. Untermauert wird sein
Bekanntheitsgrad durch zahlreiche Ausstellungen in Österreich, Europa, Asien und den USA
sowie Auszeichnungen internationaler Grafikbiennalen in Belgien, Polen, Deutschland,
Italien, Tschechien, USA, Bulgarien, Schweden, Brasilien und China. Peintner widmet sich in
seinen Werken den Menschen und der Natur gleichermaßen. Als stiller Beobachter blickt er
hinter die Fassade und dringt zur wesentlichen, tiefer liegenden Struktur der Natur und des
Menschen vor.
Bild: Mike Petrucci