Laut dem Bericht zur Drogensituation 2020 des Sozialministeriums haben etwa 30 bis 40 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 15 bis 24 Jahren Konsumerfahrungen mit illegalen Drogen. „Aktuell konsumieren zwischen 31.000 und 37.000 Personen in Österreich risikoreiche Opioide – meist in Kombination mit anderen illegalen Drogen, Alkohol oder Psychopharmaka“, lenkt Soziallandesrätin Gabriele Fischer anlässlich des am 26. Juni stattfindenden „Internationalen Tags gegen Drogenmissbrauch und unerlaubten Suchtstoffverkehr“, kurz „Weltdrogentag“, den Blick auf dieses wichtige Thema.
Erste, nichtrepräsentative Daten zeichnen ein differenziertes Bild des Konsums psychoaktiver Substanzen als Auswirkungen der COVID‐19‐Pandemie und der damit verbundenen Eindämmungsmaßnahmen. „Diese reichen von häufigerem Konsum über eine Reduktion des Konsums bis zum Konsumstopp, wobei der häufigere Konsum überwiegt“, berichtet Fischer. So ist einerseits ein gleichbleibender oder verstärkter Konsum von Alkohol und Cannabis und andererseits eine Reduktion des Konsums anderer illegaler Substanzen zu verzeichnen. „Weniger Verantwortung, mehr Zeit, Langeweile und psychische Belastung sind die Gründe, warum verstärkt konsumiert wird. Mit dem Wegfall von Events und Partys und der Einschränkung sozialer Kontakte verringerte sich in manchen Bereichen der Drogenkonsum“, informiert Fischer.
Drogenarbeit Z6 verzeichnet Anstieg an Beratungen
„Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Drogenarbeit Z6 sind aktuell voll ausgelastet – das ist gut und erschreckend zugleich“, weiß Myriam Antinori, Geschäftsführerin der Drogenarbeit Z6, aus der Praxis zu berichten. Derzeit verzeichnet die Beratungsstelle viele intensive Beratungsgespräche mit Jugendlichen, Eltern bzw. Angehörigen. „Die Belastungen durch die Pandemie werden spürbar und die Öffnungsschritte erlauben es den Menschen, sich wieder mit ihrem problematischen Konsum auseinanderzusetzen“, erläutert Antinori. Dank der verschiedenen nutzerInnenorientierten Präventions- und Beratungsangebote sowie einem hoch professionellem sowie motivierten Team gelinge es der Beratungsstelle, den derzeitigen Anforderungen nach den Corona-Beschränkungen zu begegnen.
Mobile Drogenarbeit wird vom MDA basecamp geleistet und auch dort wurde den coronabedingten Erfordernissen Rechnung getragen: Statt in Clubs ist das Team der mobilen Drogenarbeit MDA basecamp mit einem Lastenrad in der Stadt Innsbruck unterwegs und bietet Jugendlichen und jungen Erwachsenen Information und Beratung rund um das Thema Drogen, Konsum und Safer Use – so beispielsweise beim Landestheater, wo sich zuletzt mehrere hundert junge Menschen zum Feiern getroffen haben. „Außerhalb der Landeshauptstadt haben wir in Kufstein und Landeck die Zusammenarbeit mit der Mobilen Jugendarbeit ausgebaut“, berichtet Antinori.
Ausblick und Vernetzung
Ein weiteres Tool der Drogenarbeit Z6 ist das Gesundheitsförderungspaket – auch PartyBox genannt. „Darin enthalten sind schadenminimierende Utensilien für den Konsum und Infomaterial“, informiert Antinori. Dieses kann online, per Mail oder telefonisch bestellt werden; die Ausgabe erfolgt jedoch persönlich, verbunden mit einem kurzen Gespräch.
„Für den Sommer planen wir einige Tagesaktionen und eine mehrtägige Aktion mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Das sogenannte Walk About ist ein erlebnispädagogisches Angebot mit beispielsweise Klettern, Canyoning oder Wandern und soll außergewöhnliche Gefühle ohne Drogen vermitteln sowie zur Reflexion der eigenen Risikobereitschaft, des eigenen Selbstbewusstseins als auch Konsums anregen“, gibt Antinori einen Ausblick auf die nächsten Aktivitäten von Drogenarbeit Z6.
Die Drogenarbeit Z6 ist innerösterreichisch gut vernetzt: „Die Drug Checking Ost-West Kooperation ist eine Erfolgsgeschichte“, berichtet Antinori. Der Vergleich von Analyseergebnissen und gemeinsame Studien ermögliche das Erkennen von Trends und eine zielgerichtete Gesundheitsprävention. Soeben erschienen sind Trendsheets, die die Entwicklungen im Konsumverhalten bei Kokain und dem Angstblocker Xanax darstellen.