Bild: v.li: Mario Brnic (CLOSE TO), LR René Zumtobel, Paul Reif (CLOSE TO) und Peter Unteregger (Fahrschule Peter)
© Land Tirol/Knabl
Der Fasching ist zu Ende und die Bilanz der Polizei liegt vor: Im Rahmen verstärkter Kontrollen während der Faschingswoche wurden mehr als 6.700 FahrzeuglenkerInnen auf Alkoholkonsum getestet, bei 72 wurde eine Alkoholisierung festgestellt, 26 LenkerInnen waren unter Drogeneinfluss. Unfälle mit Personenschaden gab es im Gegensatz zum Vorjahr keine. Betrachtet man das gesamte vergangene Jahr ist die Bilanz jedoch „ernüchternd“: Bei rund 250 Verkehrsunfällen mit Verletzten in Tirol im Jahr 2023 wird eine Beeinträchtigung durch Alkohol oder Drogen als Hauptunfallursache angenommen. „Jeder Unfall, der aufgrund von Alkohol- oder Drogeneinfluss passiert, ist einer zu viel“, betont Verkehrslandesrat René Zumtobel, der einen kürzlich stattgefundenen Besuch beim Projekt CLOSE TO TIROL zum Anlass nimmt, einmal mehr zu sensibilisieren. Das Projekt CLOSE TO TIROL wird seit vielen Jahren vom Verkehrssicherheitsfonds Tirol finanziell unterstützt. Ziel ist es, FührerscheinanwärterInnen für die Folgen des Fahrens unter Alkohol- oder Drogeneinfluss zu sensibilisieren. Insgesamt nehmen aktuell 18 Fahrschulen in ganz Tirol regelmäßig am Projekt teil. 2024 wird CLOSE TO TIROL wieder mit rund 22.500 Euro unterstützt – bis zu 55 Vorträge in unterschiedlichen Fahrschulen in Tirol werden dadurch ermöglicht. „Ich habe mich bei einer dieser Veranstaltungen in einer Fahrschule selbst von dem Konzept überzeugt und es hat mich auch emotional nachdrücklich beeindruckt“, sagt LR Zumtobel. „Hier wird nicht theoretisch und von oben herab über Verbote und Gebote philosophiert, sondern durch persönliche Erfahrungen und Schicksale auf das Thema Alkohol und Drogen im Straßenverkehr aufmerksam gemacht.“
Verkehrsunfälle bei jungen Menschen Todesursache Nummer eins
Das Projekt CLOSE TO wird in ganz Österreich unter der Federführung von Mario Brnic und Paul Reif umgesetzt. Beide sind selbst Unfalllenker und haben es sich zum Ziel gemacht, andere vor solch einer Erfahrung zu bewahren. Heute sind sie meist als Begleitpersonen bei den Veranstaltungen dabei, denn verurteilte UnfallverursacherInnen können – je nach Ausmaß der Strafe – anstelle einer Haftstrafe auch Sozialstunden wählen und im Rahmen von CLOSE TO in Fahrschulen Präventionsarbeit leisten. LR Zumtobel hat einen Vortrag der beiden in der Fahrschule Peter in Innsbruck besucht, die bereits seit zehn Jahren mit CLOSE TO zusammenarbeitet.
„In unserem Projekt geht es nicht darum, mit erhobenem Zeigefinger über die gesetzlichen Regelungen aufzuklären“, erklärt Projektleiter Mario Brnic. „Ich erzähle, was mir passiert ist und welche Folgen der Unfall für die anderen Beteiligten und für mein eigenes Leben hatte – und bis heute hat. Einerseits was meine körperliche und psychische Gesundheit betrifft, aber auch welche Hindernisse infolge einer Straftat in der Gesellschaft und am Arbeitsmarkt bevorstehen. Zudem hat ein Unfall auch finanzielle Folgen.“ Mario Brnic und Paul Reif haben die von ihnen verursachten Unfälle überlebt, doch Verkehrsunfälle sind in der Altersgruppe 15 bis 24 Jahre die häufigste Todesursache in Österreich. „Einmal ist nicht keinmal. Einmal kann schon einmal zu viel sein“, unterstreicht Landesrat Zumtobel: „Leider wird Alkohol im Straßenverkehr immer noch viel zu oft verharmlost.“
Fahrschulleiter Peter Unteregger berichtet aus langjähriger Erfahrung: „Ich bin absolut überzeugt von diesem Projekt. Nicht nur, dass die Fahrschülerinnen und Fahrschüler sensibilisiert werden – diese Erfahrung wirkt sich auch auf den Familien- und Freundeskreis aus. So werden auch ältere Pkw-Lenkende erreicht.“ Er erhalte oft Anrufe von den Eltern der FahrschülerInnen, die berichten, welchen nachhaltigen Eindruck der Vortrag bei ihren Kindern hinterlassen hat.
Verkehrssicherheitskampagne zum Thema „Fahren unter Beeinträchtigung“
Derzeit wird auch an der neuen Verkehrssicherheitskampagne des Landes Tirol und der Polizei Tirol gearbeitet. Nach den Kampagnen „Sei smart. Kein Phoner“ mit dem Schwerpunkt auf Unfälle durch Ablenkungen im Straßenverkehr sowie „Rasen kann tödlich sein“ mit dem Fokus auf nicht angepasste Geschwindigkeit folgt nun das Thema Fahren unter Alkohol- und Drogeneinfluss. „Einige sind in ihrem Leben wohl schon mit jemandem mitgefahren, der etwas getrunken hat – oder haben sich vielleicht sogar selbst beschwipst hinter das Steuer gesetzt. Wir müssen unseren Umgang mit dem Thema Alkohol als gesamte Gesellschaft ändern: Das Auto stehen lassen, ein Taxi nehmen, mit den Öffis fahren oder in einer Fahrgemeinschaft mit jemandem nüchternen mitfahren“, ist der Tiroler Verkehrslandesrat überzeugt.