Für Menschen, die keine Versicherung haben und/oder obdachlos sind, ist der Gang zum/zur Ärzt:in mit großen Hürden verbunden oder gar unmöglich. Obdachlose Menschen haben natürlich ein Recht auf bestmögliche medizinische und soziale Betreuung. Damit diese gelingt, hat es sich med4hope (medicine for homeless people) zur Aufgabe gemacht, Organisationen zu vernetzen, die mit obdachlosen Menschen arbeiten. Dieser Tage fand eine med4hope-Fortbildung im Roten Kreuz Tirol statt.
Das Rote Kreuz und die Caritas Tirol betreuen obdachlose Menschen und Menschen ohne Versicherung über medcar(e). Zum Angebot gehören dabei die medizinische Grundversorgung aber auch die soziale Begleitung. Sämtliche medcar(e)-Dienstleistungen werden von Ärzt:innen, Sanitäter:innen und Sozialarbeiter:innen zum Großteil ehrenamtlich erbracht. med4hope ist eine unabhängige Initiative mit dem Ziel, aus allen Organisationen, die obdachlose und verarmte Menschen medizinisch und sozial betreuen, eine Gesellschaft für niederschwellige Medizin und Straßenmedizin entstehen zu lassen. Im Roten Kreuz Tirol fand nun eine med4hope-Fortbildungsveranstaltung statt, an der 21 Ärzt:innen und Mitarbeiter:innen aus dem Sozialbereich teilgenommen haben. Von erfahrenen Sozialarbeiter:innen und Ärzt:innen aus Wien wurden dabei Themen wie das Kältetelefon, Ambulanzen auf Rädern, Strukturen in der Straßenmedizin oder das „ärztliche Handeln an der Grenze“ im Detail aufgegriffen und bearbeitet. „Die Teilnehmer:innen transferieren das erlangte Wissen nun in ihre Arbeit bei medcar(e)“, so Thomas Fluckinger, Chefarzt vom Roten Kreuz Tirol und ärztlicher Leiter bei medcar(e).
Speziellen Bedürfnissen gerecht werden.
Bei der Versorgung obdachloser Menschen geht es nicht nur um den körperlichen und psychischen Gesundheitszustand, sondern auch um spezielle soziale Bedürfnisse, denen entsprochen werden muss. So ist beispielsweise die Kommunikation auf die Zielgruppe abzustimmen. „Es ist auch grundsätzlich schwieriger, sich das Vertrauen der Menschen zu erarbeiten, die auf das Angebot von medcar(e) angewiesen sind“, weiß Thomas Fluckinger aus seiner Praxis. „Die vielen Zurückweisungen, die diese Menschen erleben oder die Scham, all das macht für uns den Umgang mit obdachlosen Menschen anspruchsvoll“.
med4hope hat die Aufgabe, alles Wissen rund um die Straßenmedizin zu sammeln und weiterzugeben. Das soll nicht nur den zu behandelnden und betreuenden Personen zu Gute kommen, sondern auch die Arbeit all jener erleichtern, die sich um diese Personen kümmern. Fluckinger: „Zwar gibt es gerade in der Straßenmedizin viele wertvolle Ansätze, Initiativen und helfende Menschen mit viel Idealismus, aber eine einheitliche Ausbildung oder standardisierte Guidelines zur Straßenmedizin und niederschwelligen Medizin fehlen“, regt Fluckinger zum Nachdenken darüber an.
Titelbild: Die Verantwortlichen von medcar(e) und med4hope: Über Erfahrungsaustausch und Wissenstransfer Straßenmedizin kontinuierlich verbessern.
Foto: Rotes Kreuz Tirol/Martina Purner