Nachdem im Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern Zams 39 Covid-19-Infektionen aufgetreten sind, arbeiten die Verantwortlichen des Ordens daran, den Ursprung der Infektionen zu lokalisieren. Dabei hat sich herausgestellt, dass drei Mitarbeiterinnen im Pflege- und Reinigungsbereich des Mutterhauses während der Wintersaison nebenberuflich als Aufräumerinnen in Unterkunftsbetrieben in Ischgl und St. Anton tätig waren.
Diese Nebenbeschäftigung dauerte laut Eigenauskunft der Mitarbeiterinnen bis 7. März an. Am 16. März wurde die diensthabende Schwester der Pflegestation im Mutterhaus auf diesen Sachverhalt aufmerksam gemacht. Was folgte war eine Verkettung aus Fehleinschätzungen auf Seiten der auf der Pflegestation aktiven Kräfte. Alle folgten der Annahme, die drei Mitarbeiterinnen seien nicht von der Aufforderung zur freiwilligen Quarantäne betroffen. Diese Aufforderung erging am 15. März von der Tiroler Landesregierung. Sie richtete sich an Menschen, die seit 28. Februar in St. Anton oder in Ischgl waren. „Die Damen dachten, dass sie von dieser Regelung ausgenommen seien, da sie schon seit 7. März nicht mehr in den betroffenen Quarantänegebieten waren. Dass der Quarantäneaufruf bis zum 28. Februar zurückreichte, war ihnen offenbar nicht bewusst. Eine letztlich klare und zugleich höchst bedauerliche Fehleinschätzung der Anordnung des Landes“, erklärt Schwester Barbara Flad, Sprecherin des Mutterhauses. Dennoch geht man bei der Analyse der Infektionskette im Mutterhaus davon aus, dass die Hauptquelle für die Ansteckungen bei der für den Gästebereich und für die Notschlafstelle zuständigen Schwester liegt. Diese Schwester erkrankte als erste und hatte zuvor am meisten Außenkontakte. „Trotzdem liegt natürlich die Vermutung nahe, dass die Kontakte in die deklarierten Quarantäneregionen ebenfalls mitverantwortlich für das Auftreten der Infektionen in diesem Ausmaß waren“, so die Ordenssprecherin.
Vermutete Magen-Darm-Grippe war vermutlich erste Infektion
Flad ergänzt: „Offenbar hat es auch eine anfängliche Missinterpretation erster grippeähnlicher Krankheitsverläufe gegeben. Einer Kombination von fiebrigen Symptomen und Durchfall-Erkrankungen wurden als Magen-Darm-Grippe gedeutet. Im Nachhinein sind diese vermutlich auch mit Covid-19 zu assoziieren. Obwohl diese Symptome nicht klassisch zum Corona-Verlauf zählen“, erklärt Schwester Barbara Flad.
Ordensleitung ebenfalls von Covid 19 betroffen
Die Generaloberin der Barmherzigen Schwestern Zams, Sr. Maria Gerlinde Kätzler, weilt seit Anfang März aus beruflichen Gründen in Peru. Dort ist sie von den Einschränkungen im Luftfahrtbereich betroffen. Derzeit wartet sie noch immer auf die Möglichkeit einer durch das Außenministerium organisierten Heimflug-Möglichkeit. Eine entsprechende Chartermaschine wird voraussichtlich am Samstag in Wien-Schwechat landen. Vor ihrer Abreise hat Kätzler sämtliche notwendigen Vorkehrungen für ihre geschäftsmäßige Vertretung getroffen. Ihre Stellvertreterin ist allerdings mittlerweile ebenfalls an Covid-19 erkrankt.
Sperre des Mutterhauses seit 15. März
Schon am 15. März wurde das Zammer Ordenshaus komplett nach außen hin gesperrt, sämtliche Außenkontakte unterbunden. Dieser Schritt diente dem proaktiven Schutz der Bewohnerinnen. Ein Teil der Ordensschwestern zählt aufgrund seiner Betagtheit zur typischen Risikogruppe. „Diese Maßnahme war letztlich vergebens, weil wir den Virus aus den nun ersichtlichen Gründen bereits im Haus hatten“, erörtert Ordenssprecherin Barbara Flad.
Milder Verlauf bei Schwestern
Unmittelbar nach dem ersten positiven Testergebnis – am 22. März – wurden Testungen bei allen Bewohnerinnen des Hauses durchgeführt. Alle Schwestern wurden auf ihren Zimmern isoliert. Die Testergebnisse treffen nun nach und nach ein. „Es ist absehbar, dass wir bei insgesamt 58 Schwestern und Pflegekräften rund 39 Covid-positive Fälle haben werden“, erklärte Schwester Barbara Flad, Sprecherin des Ordens der Barmherzigen Schwestern Zams bereits am 26. März. Das Gros der pflegebedürftigen und positiv Covid-19 getesteten Ordensfrauen wird auf einem eigenen Stockwerk des weitläufigen Mutterhaus-Gebäudes isoliert betreut sowie in dem geografisch abgelegenen Klösterle Kronburg. „Der Verlauf ist bei den meisten Schwestern ein milder. Es besteht derzeit bei keiner die Notwendigkeit einer intensivmedizinischen Betreuung. Sieben Schwestern werden aufgrund ihrer allgemeinen Pflegebedürftigkeit auf die Isolierstation des Krankenhauses verlegt“, so Schwester Barbara Flad.
Kein Kontakt zu Krankenhausbetrieb
Schwester Barbara wohnt aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit seit Anfang März nicht mehr im Mutterhaus. Sie lebt seit gut 14 Tagen im Krankenhaus Zams, wo sie als Mitglied des Krisenstabs arbeitet. Obwohl bei ihr keine Verdachtsmomente bestanden, hat sie sich zur Vorsicht einer Testung unterzogen. Das Testergebnis vom 25. März war negativ, es liegt bei ihr somit keine Covid-19-Infektion vor. Das Mutterhaus Zams ist Träger des Ordensspitals St. Vinzenz Zams. Mit Ausnahme der negativ getesteten Schwester Barbara Flad sind keine Schwestern mehr im Krankenhausbetrieb tätig oder zugegen. Das Wohnhaus der Schwestern liegt rund 500 Meter vom Krankenhaus entfernt. Es besteht kein physischer Transfer zwischen Ordenspersonal und Krankenhauspersonal.