Vor neun Jahren startete Tirol als erstes Bundesland mit der dezentralen Nachsorge von PatientInnen mit Herzschwäche im Rahmen von HerzMobil Tirol. Von 2012 bis 2017 als Pilotprojekt, 2017 ging das Versorgungsprogramm in den Regelbetrieb über. Anlässlich des Weltherztages am 29. September stellte Gesundheitslandesrätin Annette Leja gemeinsam mit Bernhard Achatz (Landesstellenausschuss-Vorsitzender ÖGK Tirol), Axel Bauer (Direktor Innere Medizin III Universitätsklinik Innsbruck), Andreas Huber (Vorstand LIV), Gerhard Pölzl (Ärztlicher Leiter HerzMobil Tirol) und Bettina Fetz (Koordinatorin HerzMobil Tirol) die Ergebnisse einer in Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik Innsbruck durchgeführten Studie zum Programm vor. Diese belegt den Erfolg des Tiroler Projekts: ein Drittel weniger Wiederaufnahmen ins Krankenhaus konnten durch das Versorgungsprogramm verzeichnet werden.
„Herzschwäche ist oft mit langen und wiederkehrenden Krankenhausaufenthalten verbunden und bringt nicht zuletzt dadurch vielfach große Einschränkungen im Leben der Patientinnen und Patienten mit sich. Durch die telemedizinische Betreuung und Unterstützung von HerzMobil Tirol kann unser Grundsatz ,digital vor ambulant vor stationär‘ optimal umgesetzt werden – unabhängig vom Wohnort und auch in entlegenen Tälern kann so hochprofessionelle Betreuung sichergestellt werden“, sagte Gesundheitslandesrätin Leja. Auch die Österreichische Gesundheitskasse ÖGK ist Partner des HerzMobil Tirol. Dazu Bernhard Achatz, Landesstellenausschuss-Vorsitzender von Tirol: „Digitalisierung und telemedizinische Programme sind die Zukunft der Gesundheitsversorgung. Viele Gänge zum Arzt oder zur Ärztin, aber auch Krankenhausaufenthalte können durch die Telemedizin und digitale Lösungen vermieden werden bzw. kann ihnen vorgebeugt werden. Davon profitieren die betroffenen Personen genauso wie das gesamte Gesundheitssystem.“
Studie belegt Wirksamkeit des Versorgungsprogramms
Dass die Patienten von der digitalen Versorgung durch das Team von HerzMobil Tirol profitieren, wird nun durch Zahlen untermauert: In einer im Zeitraum 2016 bis 2019 durchgeführten Studie über HerzMobil Tirol wurden insgesamt rund 500 PatientInnendaten analysiert. Etwa die Hälfte der herzkranken Personen wurde nach einer akuten Herzinsuffizienz mit Krankenhausaufenthalt durch das HerzMobil Tirol-Team betreut, die Vergleichsgruppe wurde wie bisher – also durch regelmäßige Arztbesuche – nachbetreut. „Eine 46-prozentig geringere Wahrscheinlichkeit eines erneuten Krankenausaufenthaltes oder eines Todesfalles innerhalb von sechs Monaten zeigen deutlich, wie wirksam und wichtig die Betreuung durch HerzMobil Tirol ist“, präsentierte Gerhard Pölzl, ärztlicher Leiter von HerzMobil Tirol die Ergebnisse. „Wir haben festgestellt, dass die Wahrscheinlichkeit innerhalb eines Jahres nach einem Krankenhausaufenthalt zu versterben bei jener Personengruppe die vom HerzMobil Tirol-Team betreut wurde, bei zehn Prozent lag, bei der Vergleichsgruppe hingegen bei 25,7 Prozent“, erläutert der Direktor der Inneren Medizin III der Universitätsklinik Innsbruck, Axel Bauer, der ebenfalls an der Studie mitgewirkt hat und selbst regelmäßig PatientInnen zur Nachbetreuung an HerzMobil Tirol überweist. „Aus medizinischer Sicht wäre es wünschenswert, wenn dieses Programm in ganz Österreich verfügbar wäre“ ergänzt er.
Über HerzMobil Tirol
Andreas Huber, Vorstand des Landesinstituts für Integrierte Versorgung (LIV) erklärt HerzMobil Tirol: „In HerzMobil Tirol erfolgt die Versorgung multiprofessionell und interdisziplinär im Netzwerk. Diese integrierte Versorgung wird durch telemedizinische Unterstützung optimiert. Die telemedizinischen Komponenten werden bereits seit 2012 gemeinsam mit der im Eigentum der Republik stehenden AIT – Austrian Institute of Technology, Österreichs größter außeruniversitärer Forschungseinrichtung entwickelt. HerzMobil Tirol stellte somit auch den Startschuss für digital health in Tirol dar. Mehrere Programme und Projekte, die am LIV Tirol verankert sind, sind gefolgt. In enger Kooperation mit der AIT treiben wir am LIV die Digitalisierung im Tiroler Gesundheitswesen weiter voran. Dabei haben wir die Datensicherheit immer ganz besonders im Auge. Bei der Verarbeitung der Patientendaten wird die gesicherte Tirol Kliniken-Infrastruktur genützt, womit der höchste Sicherheitsstandard gewährleistet wird. Durch den sogenannten Episodenbericht wird HerzMobil Tirol zukünftig auch in ELGA verfügbar sein.“
Bettina Fetz ist die Koordinatorin von HerzMobil Tirol und maßgeblich am Aufbau des Programms beteiligt: „Nach einem Krankenhausaufenthalt werden herzinsuffiziente Patientinnen und Patienten von HerzMobil Tirol betreut. Der Fokus liegt dabei auf der korrekten Medikamenteneinnahme, der selbständigen Überwachung des Gesundheitszustands und der Stärkung der Eigenkompetenz im Erkennen von gesundheitlichen Verschlechterungen. Unser Team ist multidisziplinär und besteht aus niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten und spezialisierten Pflegekräften. Durch moderne Informationstechnologie übermitteln uns die Patientinnen und Patienten ihre Daten selbständig digital. Durch die Auswertung von Parametern wie Befindlichkeit, Puls, Blutdruck, Gewicht und Medikamenteneinnahme können wir Maßnahmen ergreifen und zeitnahe auf Veränderungen reagieren.“ Nicht zuletzt gibt HerzMobil Tirol den betreuten Personen Sicherheit, Lebensmut und Bewegungsfreiheit zurück. „Über 800 Personen wurden bisher von HerzMobil Tirol betreut. Tirol nimmt mit HerzMobil Tirol in Österreich eine Vorreiterrolle in der digitalen Nachversorgung und Telemedizin ein. Auch international gilt HerzMobil Tirol als ein Pionierprojekt. Das bestärkt uns, den eingeschlagenen Weg weiterzuverfolgen und die Digitalisierung in der medizinischen Betreuung weiter zu forcieren“, betont LRin Leja.
Bild: Gerhard Pölzl (HerzMobil Tirol), Axel Bauer (Klinik Innsbruck), Bettina Fetz (Herzmobil Tirol), Bernhard Achatz (ÖGK), Landesrätin Annette Leja und Andreas Huber (LIV) präsentierten die Studienergebnisse zu HerzMobil Tirol (von links).
Foto: Land Tirol/Pölzl