Der Anteil der älteren Menschen an der Weltbevölkerung nimmt derzeit stetig zu. Es wird erwartet, dass der Prozentsatz der über 65-Jährigen in Tirol von aktuell 18,8 Prozent auf 22,5 Prozent im Jahr 2030 ansteigen wird. Ein höherer Anteil älterer Menschen bringt auch gesundheitspolitische Herausforderungen mit sich. Im Bereich der Pflege und Gesundheitsversorgung wird dahingehend in Tirol derzeit an zahlreichen Maßnahmen gearbeitet.
Vom Ausbau integrierter Versorgungsprogramme wie HerzMobil Tirol auf Basis von Telemedizin bis hin zum flächendeckenden und niederschwelligen Zugang zur Pflegeausbildung. Ein zentraler Punkt der Gesundheitsförderung liegt zudem in der Gesundheitsforschung. Im Rahmen eines Forschungsprojektes des Instituts für Biomedizinische Alternsforschung der Universität Innsbruck wird derzeit an der abnehmenden Produktion von Immunzellen im Alterungsprozess geforscht. Auf Initiative von Gesundheits- und Wissenschaftslandesrätin Cornelia Hagele wird das Projekt mit insgesamt rund 218.000 Euro für die Jahre 2023 bis 2025 gefördert.
„Durch den Ausbau und die Umsetzung von innovativen Präventionsprojekten sowie durch Investitionen in die Gesundheitsforschung wollen wir für die Menschen in Tirol alles daransetzen, um zusätzliche in Gesundheit verbrachte Lebensjahre dazuzugewinnen. Das Forschungsprojekt der Universität Innsbruck trägt mit der Erforschung des Zell-Alterungsprozesses maßgeblich zur Weiterentwicklung therapeutischer Ansätze und somit zur Gesundheitsförderung bei“, so LRin Hagele.
Zellforschung liefert Erkenntnisse zu Alternsprozess.
Ein wichtiger Faktor für die Verschlechterung der Lebensqualität im Alter ist die suboptimale Funktion des Immunsystems. Im Laufe des Alterns wurden zahlreiche Veränderungen bei vielen Immunzellen festgestellt: Bei den B-Lymphozyten (B-Zellen), den Zellen die Antikörper bilden, werden beispielsweise mit zunehmendem Alter weniger Zellen produziert und ihre Fähigkeit, optimal auf Infektionen zu reagieren, ist beeinträchtigt. Im Rahmen des Forschungsprojektes der Universität Innsbruck wird vor allem der Einfluss von MicroRNAs (miRNAs) untersucht: Das sind kleine Moleküle, welche die Aktivität der Gene in den Zellen steuern, was wahrscheinlich zur Alterung der B-Zellen beiträgt und dadurch letztlich auch die Produktion von Antikörpern beeinflusst. Im Rahmen des Forschungsprojektes soll die Beteiligung dieser miRNAs an der eingeschränkten Produktion der B-Zell-Entwicklung während der Alterung nachgewiesen werden.
Je adäquater die Antikörperbildung, desto besser das Immunsystem und desto besser das Altern.
Die geplante Arbeit wird darüber hinaus als Basis für weitere Untersuchungen zur Rolle von miRNAs bei der B-Zellfunktion während des Alterns und für die Durchführbarkeit breit angelegter therapeutischer Behandlungsansätze dienen, um die angemessene Antikörperproduktion bei älteren Menschen zu fördern. „Generell kann eine einzige miRNA gleichzeitig zahlreiche unterschiedliche Gene in bestimmten Phasen des Lebenszyklus einer Zelle kontrollieren, was die bemerkenswert breite Wirkung dieser Moleküle unterstreicht. Veränderungen verschiedener biologischer Prozesse in B-Zellen entwickeln sich auch begleitend mit dem Alter. Das deutet darauf hin, dass miRNAs eine wesentliche Rolle bei der Alterung von B-Zellen spielen. Unser Ziel ist es nun, die Rolle einer spezifischen Gruppe von miRNAs (miR-142s) bei der Alterung von B-Zellen auf zellulärer und molekularer Ebene im Detail zu untersuchen. Dieses Verständnis sollte uns dann helfen, neue therapeutische Ansätze mit mehreren Wirkungen zu entwickeln, um beispielsweise Immunreaktionen auf Impfstoffe und Infektionen zu verbessern“, erläutert Projektleiter Emmanuel Derudder.
Titelbild: Die Pflege und Gesundheitsversorgung in Tirol werden stetig an die sich verändernden Bedürfnisse angepasst.
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