Jeden Tag erleiden in Tirol durchschnittlich vier Personen einen Schlaganfall. Bei der Behandlung und Rehabilitation ist vor allem der Faktor Zeit ausschlaggebend – je schneller ein Schlaganfall erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Chancen auf Heilung. Anlässlich des heutigen Welt-Schlaganfalltages wird erneut verstärkt auf die Handlungsempfehlungen hingewiesen.
Bereits im Jahr 2009 wurde vonseiten des Landes der „Schlaganfallpfad Tirol“ initiiert, um die optimale Versorgung sicherzustellen und damit die Überlebens- und Heilungschancen zu verbessern. So konnten seit Einführung des Behandlungspfads vor 14 Jahren die Rehabilitationschancen der PatientInnen deutlich gesteigert werden: Rund 50 Prozent werden vollkommen gesund, zwei Drittel werden gesund oder haben nur geringe Defizite.
„Jede Sekunde zählt – bei Schlaganfällen ist dies weit mehr als eine Floskel“, weiß Gesundheitsdirektorin Theresa Geley. „Es ist wichtig, die möglichen Symptome eines Schlaganfalls rasch zu erkennen und sofort die Rettungskette in Gang zu setzen, um der betroffenen Person die bestmögliche Behandlung zukommen zu lassen und die Heilungschancen zu verbessern.“ Typische Anzeichen eines Schlaganfalls sind Sehstörungen, die Lähmung einer Körperseite, Sprachstörungen, hängende Mundwinkel oder Gleichgewichtsstörungen. Auch wenn die Symptome nur kurzzeitig auftreten und dann wieder verschwinden, sollte unbedingt der Notruf 144 gewählt werden.
Tiroler Schlaganfallpfad bietet umfassende Betreuung.
Ziel des integrierten Versorgungspfades „Schlaganfallpfad Tirol“ ist die optimale Versorgung von SchlaganfallpatientInnen, wie der Leiter der Universitätsklinik für Neurologie Innsbruck, Stefan Kiechl erklärt: „In Tirol ist für Schlaganfallpatientinnen und -patienten durch die intensive Zusammenarbeit aller Systempartner ein sehr gutes Netzwerk über alle Versorgungsbereiche gespannt. Alle Bausteine in der Versorgungskette, vom Rettungswesen über die Akutversorgung und Therapie im Krankenhaus bis zur stationären und ambulanten Rehabilitation, werden laufend evaluiert und optimiert, um die bestmögliche Versorgung aller Patientinnen und Patienten zu erreichen. Je rascher die Betroffenen ins Krankenhaus kommen, umso bessere Ergebnisse können mit den modernen Behandlungsmethoden erzielt werden.“
Vielschichtige Versorgungskette vom Akutereignis bis zur Nachbehandlung.
Mit Absetzen des Notrufs beginnt die Versorgungskette des PatientInnenpfads „Schlaganfall Tirol“. Die MitarbeiterInnen der Leitstelle Tirol und die Rettungskräfte sind entsprechend geschult und achten besonders auf Anzeichen eines Schlaganfalls und die richtige Erstversorgung. Nach dem raschen Transport der PatientInnen in eine Krankenanstalt findet die neurologische Abklärung statt und die Behandlung beginnt umgehend. Für die optimale Versorgung wurden mit drei „Stroke Units“ spezialisierte Abteilungen für Schlaganfälle in Innsbruck, Kufstein und Lienz eingerichtet, die eng mit den neurologischen bzw. internistischen Abteilungen der anderen Krankenanstalten zusammenarbeiten. Nach der Akutversorgung im Krankenhaus führt der integrierte Behandlungspfad entweder über eine Akutnachbehandlungseinheit oder eine Reha-Einrichtung zur ambulanten Therapie oder die PatientInnen können direkt in die ambulante Behandlung des Schlaganfallspfades entlassen werden. Dieser ambulante Teil des Pfades ist beim Landesinstitut für Integrierte Versorgung (LIV) Tirol angesiedelt und arbeitet eng mit HausärztInnen, mobilen Diensten und niedergelassenen TherapeutInnen zusammen. Mit der Ausrollung der ambulanten Versorgung auf alle Tiroler Bezirke läuft der Schlaganfallpfad seit Ende 2021 nun im Regelbetrieb.
„Die Versorgung der Patientinnen und Patienten verfügt mit dem ‚Schlaganfallpfad Tirol‘ über eine sehr gute Basis – damit diese auch greift, ist es wichtig, dass sich jede und jeder regelmäßig die Symptome bewusstmacht und weiß, dass im Ernstfall umgehend der Notruf 144 gewählt werden muss“, so GD Geley.
Informationen zum Schlaganfall.
Bei einem Schlaganfall wird entweder ein Blutgefäß im Gehirn verstopft oder es tritt eine Blutung auf. Beides führt dazu, dass die Gehirnzellen nicht mehr ausreichend versorgt werden. Ein Schlaganfall ist die dritthäufigste Todesursache in Österreich. Bei den Überlebenden sind die Folgen eines Schlaganfalls die häufigste Ursache für Behinderungen im Erwachsenenalter und eine häufige Ursache für die Entstehung von Demenz und Depression. Besonders häufig betroffen sind Personen über 75 Jahre, ein Viertel ist jedoch jünger als 65 Jahre. Einen ausführlichen Bericht über die Arbeit des Integrierten Behandlungspfades „Schlaganfallpfad Tirol“ im Jahr 2021 sowie weitere Informationen finden sich unter: www.schlaganfall-tirol.at
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