Rund um den am 5. Mai stattfindenden Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen veröffentlichte der Tiroler Monitoringausschuss zur Überwachung der Rechte von Menschen mit Behinderungen die Stellungnahme Wohnen 3. „Diese Stellungnahme befasst sich eingehend mit dem Thema inklusives Wohnen und Deinstitutionalisierung“, berichtet die Vorsitzende des Monitoringausschusses Isolde Kafka.
Wahlmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen
„Das Recht auf selbstbestimmtes Wohnen ist im Artikel 19 der UN-Behindertenrechtskonvention verankert“, stellt Kafka klar. Dies bedeute, dass Menschen mit Behinderungen über dieselben Wahlmöglichkeiten hinsichtlich ihres Lebens wie andere Menschen in der Gemeinschaft verfügen sollen. Der Fokus müsse daher auf den Unterstützungsleistungen liegen, die so ausgestaltet sein sollen, dass Menschen mit Behinderungen statt in Heimen und Wohneinrichtungen selbstständig wohnen können. „Wir müssen weg von der Betreuung und hin zur Begleitung“, fasst Kafka zusammen.
Selbstständiges Wohnen verhindert unverhältnismäßige Einschränkungen der Autonomie und Selbstbestimmung wie etwa fehlende Rückzugsmöglichkeiten, unzureichende Berücksichtigung der Privatsphäre und eingeschränkte Entscheidungsgewalt über die Tagesgestaltung. „Gerade Wohnen ist ein zentrales Grundbedürfnis von Menschen und hat viel mit ihrer Privatsphäre und ihren Rückzugsmöglichkeiten zu tun“, betont Kafka.
Umfangreicher Fragenkatalog
Im Rahmen der Stellungnahme Wohnen 3 des Monitoringausschusses wurde ein umfangreicher Fragenkatalog erstellt, der zum Nachdenken und zu Diskussionen anregen soll. „Für viele von uns ist es selbstverständlich, aber wir müssen uns vor Augen führen, was selbstbestimmtes Wohnen bedeutet“, so Kafka. Diese Fragen richten sich an Betroffene, Institutionen, Verwaltungen, aber auch an alle an der Thematik Interessierten. „Fragen wie ‚Kann ich mein Zimmer abschließen?‘ oder ‚Wie wird der Speiseplan erstellt?‘ scheinen auf den ersten Blick banal, sind aber für uns alle und auch für Menschen mit Behinderungen, die in Heimen oder Wohngruppen leben, von zentraler Bedeutung“, betont Kafka.
Foto: Land Tirol