August Stimpfl zählt zu den bedeutendsten Künstlern Tirols nach dem Zweiten Weltkrieg. Seinen Durchbruch feierte er um 1980, als ihn die Landecker Galeristin Monika Lami u.a. auf der ART Basel einem internationalen Publikum präsentierte. Stimpfl entschied sich jedoch schon früh gegen ein Leben in einer Kunstmetropole und blieb in Imst.
Diese Ausstellung zeigt Arbeiten aus dem Frühwerk von August Stimpfl, aus den 1940er und 1950er Jahren, beleuchtet also sein Schaffen vor, während und unmittelbar nach seiner Zeit an der Akademie der bildenden Künste in Wien. In dieser spannenden Werkphase ist der Einfluss der neuen Erfahrung des internationalen Kunstgeschehens deutlich zu erkennen. Der junge Künstler, geprägt von der Bildwelt der NS-Ideologie, hatte dieses im von neuen Kunstströmungen abgeschotteten Imst bislang versäumt.
Einen entscheidenden Einfluss auf das künstlerische Schaffen in Tirol übte das 1946 gegründete französische Kulturinstitut aus, das ein ganz wesentlicher Impulsgeber für die jungen Tiroler Künstler und machte aus der Stadt Innsbruck ein Zentrum der Moderne. Die Ausstellung der Ecole de Paris übte auch auf Stimpfl nachhaltigen Eindruck aus.
1948 begann Stimpfl sein Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Herbert Boeckl und Robin Christian Andersen. Das dort Vermittelte bedeutet einen Bruch mit dem bisher Gelehrten, was Stimpfl anfangs überforderte.
1951 schloss Stimpfl sein Studium mit Diplom ab und kehrte als erster Imster Nachkriegskünstler mit Akademieabschluss in seine Heimat zurück. Dort heiratete er Johanna „Hansi“ Praxmarer, mit der er zwei Töchter, Eva und Angelika, hatte.
Im Zuge der Kunst-am Bau-Aktion, ein Kulturförderprogramm des Landes Tirol, schuf Stimpfl einige Arbeiten im öffentlichen Raum (Volksschule Imst Oberstadt, Volksschule Pettneu, Wohnhaus am Grettert z.B.). Seine Arbeiten erregten Aufsehen und wurden kontrovers diskutiert. Für einen regelrechten Kunstskandal sorgte die Ausgestaltung der Imster Michaelskapelle als Kriegergedächtnisstätte. Die vier jungen akademischen Künstler August Stimpfl, Elmar Kopp, Andreas Weissenbach und Herbert Wachter schufen monumentale Wandbilder in expressiver Farbigkeit. Zur Einweihung fanden sich die Gäste vor zugemauerter Tür wieder.
Für die Menschen in Imst war Stimpfl in Wien „verdorben“ worden. „Hier herrschte tiefste Provinz, das konservative Element war dominant“, sagte Stimpfl, der bewusst Unangepasste, selbst.
Sein Oeuvre der 1950er Jahre zeigt Stimpfl als Suchenden, er nimmt Impulse von Picasso, Gauguin, Cezanne, die er selbst gesehen hat, auf, präsentiert sich mit Anklängen an das Informel, abstrakte Arbeiten entstehen. Er beginnt sich mit Keramiken zu beschäftigen, baut sich einen Brennofen. Durch die grafischen Strukturen nähert er sich wieder der menschlichen Figur an, ehe die „Frau“ und allgemein das „Menschenbild“ zu seinen Hauptthemen werden.
Porträts der Imster Handballerinnen und Handballer
1946 entstand diese Serie von Porträts und Karikaturen der Imster Handballmannschaften. August Stimpfl, damals „Gustl“ oder „Bubi“ genannt, zeichnete sie in Kohle, Kreide und teils Pastell, alle signiert mit „St“.
Handball entwickelte sich in den unmittelbaren Nachkriegsjahren zu einer populären Sportart, gefördert von der französischen Besatzungsmacht. Auch in sportlicher Hinsicht bemühte man sich um eine Freundschaftsoffensive.
Die Imster Handballsektion war Teil der damals sehr aktiven Turnerschaft Imst. Gründer, Vereinsobmann und Sektionsobmann war Josef „Pepi“ Schöffthaler. Unterstützt wurde er von den Trainern Bernd Oberkofler und Herbert Ginther. Alle drei waren natürlich auch aktiv als Handballer mit dabei.
Neben einer Herrenmannschaft gab es auch ein Damenteam, das nur wenig später gegründet worden war.
Im Jahr 1946 fand am Staatsfeiertag eine Handball-Werbeveranstaltung in Imst statt, um den Ausbau dieses Sportzweiges im Oberinntal zu etablieren. Die Imster Mannschaften traten gegen die Turnerschaft Innsbruck an. Immerhin 500 Zuschauer verfolgten das Sportereignis, bei der die Imster Damen- und Herrenteams zwar knapp unterlagen, aber als „sehr zähe und auf beachtlicher Spielhöhe stehende Gegner“ geschildert wurden, und das bei ihrem Erstauftreten.
Gespielt wurde am Sportplatz „Auf Arzill“, in der Nähe der Kaserne, den die Franzosen errichtet hatten. Dort fand im Juni 1946 das erste große „Französische Sportfest“ statt.
1200 Menschen feierten im Publikum und sahen einen sensationellen 11:3 Sieg der Imster gegen das Team der Franzosen.
Bereits im Juli desselben Jahres fand ein Handball-Turnier statt, an dem auch eine Mannschaft der Franzosen teilnahm.
In den Jahren 1947 bis 1949 zählte das Imster Team zu den führenden Spitzenmannschaften Tirols. An diese Erfolge konnte in späterer Zeit nicht mehr angeschlossen werden. 1952 musste die Mannschaft wegen Spielermangels sogar aus der Meisterschaft zurückgezogen werden, ein Aufruf zeigte jedoch Wirkung, ein Jahr später konnte die Handballsektion wiederbelebt werden.
Zum Abschluss der ersten Spielsaison 1946 fand im Gasthof Hirschen ein „Nikolokränzchen“ für alle Mitglieder der Handballsektion statt.
Die Chronik weiß darüber: „Der Saal wurde schön dekoriert und mit herrlichen Karikaturen der Spieler und Spielerinnen ausgeschmückt, was eine besondere Überraschung für alle Anwesenden war. Die Bilder wurden in einer besonders aufopferungsvollen Tag- und Nachtarbeit von „Stimpfl Bubi“ gemacht…“
Für die Arbeit hatte der junge Künstler 50 Schilling als Gage erhalten, was damals ziemlich viel Geld war. Diese hatte Pepi Schöffthaler aus seiner privaten Geldtasche bezahlt, weshalb die Bilder in seinen Besitz übereignet wurden.
Nun befinden sich die Zeichnungen im Eigentum von Helmuth Schöffthaler, der sie für diese Ausstellung zur Verfügung gestellt hat.
Bild: H. Schöffthaler