Mit dem Start der Freibadsaison geht eine turbulente Wintersaison zu Ende. Nach einem guten Anfang im Herbst 2021 folgte mit dem neuerlichen Lockdown Ende November ein Schock für alle Bäderbetreiber. Die verordneten Coronamaßnahmen – Kontaktdatenerfassung, 3G-Kontrollen, Maskenpflicht und Abstandsregeln – verunsicherten viele Badegäste und führten zu Frequenzverlusten. „Für den Zeitraum Oktober 2021 bis März 2022 verzeichneten die Tiroler Bäder 2.947.974 Besucher. Das lässt insgesamt auf eine eher zufriedenstellende Saison zurückblicken. Rettungsanker waren jedoch ganz eindeutig Schwimmschulen und -vereine sowie öffentliche Schulen. Diese versuchten, ausgefallene Schwimmstunden nachzuholen und sorgten für eine gute Auslastung“, erklärt Ulrich Mayerhofer, Berufsgruppenobmann der Tiroler Bäder.
Anna Jäger, Sportliche Leiterin des Tiroler Wassersportvereins, ergänzt: „Dank der engagierten Arbeit des Österreichischen Schwimmverbandes konnten die Leistungssportler zu Beginn der Pandemie schon nach kurzer Zeit wieder trainieren. Anders hingegen sah es bei den Kindern aus, diese blieben auf der Strecke. Die Schwimmschulen arbeiten nun mit Hochdruck daran, die Versäumnisse der vergangenen zwei Jahre aufzuholen und möglichst vielen Kindern das Element Wasser näherzubringen. Obwohl die Angebote entsprechend ausgeweitet wurden, sind bis heute viele Hallenbäder für Kurse restlos ausgebucht. Verstärkt wurde dieser Trend durch die Förderungsaktion des Landes Tirol, die die Anzahl der Schwimmkurse weiter steigerte und es ab sofort auch den 3. und 4. Klassen der Volksschulen ermöglicht, an Schwimmkursen teilzunehmen.“
Freibäder in den Startlöchern
Bei den Freibädern laufen derzeit die Vorbereitungsarbeiten auf Hochtouren. Viele öffnen Ende April ihre Pforten und starten nach zwei Jahren pandemiebedingter Einschränkungen gut gerüstet in die Sommersaison. „Nun kehrt in den Bädern endlich wieder Normalität ein. Sofern das Wetter mitspielt, rechne ich mit einer sehr guten Saison und gehe davon aus, dass in diesem Sommer mit keinerlei coronabedingten Auflagen zu rechnen ist. Im Hinblick auf die allgemeinen Teuerungen ist zu befürchten, dass viele Einheimische ihre Urlaubspläne reduzieren müssen und daher verstärkt die heimischen Bäder besuchen“, schätzt Mayerhofer die Lage ein.
Heuriger Wermutstropfen: Als energieintensive Branche treffen die Preiserhöhungen bei Erdgas und Strom die Bäderbetreiber voll. Abhängig von den Bezugsverträgen können sich die Preiserhöhungen zum Teil schon heuer negativ auf die Wirtschaftlichkeit der Bäder auswirken. „Die Absenkung der Wassertemperaturen, wie im Nachbarland Deutschland angedacht, sind in Tirol aber vorerst noch kein Thema. Vor allem im Freibadebereich hängt die Wassertemperatur ohnehin stark von der Witterung ab. Für die Bäderbetreiber steht jedenfalls der Komfort und die Zufriedenheit der Badegäste im Vordergrund, weshalb eine Änderung der Wassertemperaturen nur mit äußerster Vorsicht angedacht werden wird“, so Mayerhofer.
Auf einen großen Ansturm sind die Bäderbetreiber zwar insgesamt gut vorbereitet, aber wie in den vergangenen Jahren, gestaltete sich die Personalsuche erneut herausfordernd. „Im Schnitt beschäftigen Tirols Bäder 20 Mitarbeiter pro Betrieb. Davon durchschnittlich zwölf Mitarbeiter in Teilzeit und acht in Vollzeit. Demnach ist mehr Personal erforderlich, um die Dienstpläne einzuhalten. Dies spiegelt sich auch in den aktuellen Bäderkursen der Tiroler Wirtschaftskammer wider. Diese finden aktuell zwei Mal jährlich statt und sind vollständig ausgebucht. Zahlreiche frischgebackene Bademeister stehen also schon in den Startlöchern“, berichtet Fachgruppengeschäftsführer Patrick Rauter.
Titelbild: Bringen Kindern den Spaß am Schwimmen und das Element Wasser näher: Ulrich Mayerhofer (Berufsgruppenobmann der Tiroler Bäder), Anna Jäger (Sportliche Leitung Tiroler Wassersportverein) und Patrick Rauter (Fachgruppengeschäftsführer der Gesundheitsbetriebe) (v.r.) mit Wasserratte Max.
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