Der Schulstart steht wieder vor der Tür und viele Kinder bewältigen nach einer Übungs- oder Eingewöhnungsphase den Schulweg oftmals bereits allein. Im Sinne eines sicheren Miteinander sind alle Verkehrsteilnehmenden gefordert, besonders aufmerksam und vorausschauend auf den Straßen unterwegs zu sein. Denn: Jedes Jahr ereignen sich in Österreich etwa 470 Unfälle mit Schulkindern am Schulweg (Quelle: Stat. Austria 2012-2021), bei denen die Kinder überwiegend zu Fuß unterwegs sind.
„Um Kindern mit guter Anleitung sicheres Verhalten zu zeigen und damit Selbstschutz zu geben, ist es nicht nur unerlässlich, den Schulweg vorab mehrmals zu üben, sondern auch Eventualitäten und nötige Verhaltenshinweise mit ihnen zu besprechen. So können Eltern ihre Kinder auf unvorhergesehene Situationen vorbereiten, um im Notfall dann Hilflosigkeit oder Hektik zu vermeiden und ihre Kompetenzen zu stärken“, so ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger.
Basics kann man auch am Urlaubsort üben.
Sollten die Kinder noch auf Urlaub und nicht zu Hause im Nahbereich der Schule sein, können die wichtigsten Basics auch am Urlaubsort geübt und wiederholt werden. „Einkaufserledigungen oder Besichtigungen eignen sich gut, um auch am Urlaubsort das Verkehrsverhalten zu üben, wie und wo man zum Beispiel eine Kreuzung überquert und worauf man achten soll. Vielleicht sind Kinder, Eltern beziehungsweise Begleitpersonen im Urlaub sogar entspannter und geduldiger beim Erklären und Wiederholen der Übungen“, weiß Verkehrspsychologin Seidenberger.
Konkrete Lösungsvorschläge mit Kindern besprechen und regelmäßig wiederholen.
„Am besten übt man konkrete Szenarien, die am Schulweg passieren können: So versetzt man das Kind gedanklich in verschiedene, mögliche Situationen und kann Lösungsvorschläge unterbreiten bzw. Antworten korrigieren“, sagt die ÖAMTC-Expertin. Wichtig dabei ist, das Kind nicht zu überfordern. Pro Schulweg-Übungseinheit sollten maximal zwei unterschiedliche Szenarien besprochen werden.
Die Expertin des Mobilitätsclubs gibt Tipps für einen sicheren Schulweg:
- Bei Verspätung Hektik vermeiden: Die meisten Schulwegunfälle, nämlich knapp 44 Prozent, geschahen im vergangenen Jahr zwischen 7 und 8 Uhr. „Besonders in der Früh ist es wichtig, nicht hektisch zu werden. Zeitgerechtes aufstehen, stressfreies Fertigmachen sowie aufmerksam und konzentriert sein beim Verlassen der Wohnung – all das trägt viel zur Unfallvermeidung am Schulweg bei. Sollte dennoch eine Verspätung eintreten, dann lieber konzentriert und ruhig bleiben und zwar einige Minuten später aber dafür sicher in der Schule ankommen“, so Seidenberger.
- Alternative Wege bei Baustellen: Eltern sollten sich aktiv regelmäßig erkundigen und bei Bedarf um sichere Streckenalternativen kümmern – dabei sind Kreuzungen mit Ampel und Schutzweg zu bevorzugen. Auch der neue Weg sollte mit dem Kind einige Male trainiert werden.
- Lkw versperrt Sicht auf Kreuzungen: Am besten kurz abwarten, ob das große Fahrzeug wegfährt und die Sicht zum Queren wieder frei wird. Wenn nicht, dann eine andere und besser einsehbare Stelle zum sicheren Überqueren suchen, stoppen, gut nach beiden Richtungen schauen, Zeit lassen, um gesehen zu werden – und wenn frei ist, queren. Niemals zwischen parkenden Autos hervorlaufen und plötzlich die Fahrbahn queren.
- Sichtbarkeit bei Schlechtwetter: „Wenn es regnet oder noch finster ist, sind Kinder mit heller Kleidung und reflektierenden Aufnähern an Jacke und Hose sowie auf der Schultasche deutlich besser sichtbar“, sagt die ÖAMTC-Expertin. „Kinder sollten wissen, dass sie nicht automatisch von anderen Verkehrsteilnehmenden gesehen werden. Sie sollten konzentriert sein und verstärkt Sicherheitsblicke nach beiden Seiten durchführen, um sichere Querungslücken zu finden.“
- Mitfahren bei Eltern von Freundinnen und Freunden: Eltern sollten in diesem Fall klarstellen, welche befreundeten Eltern ihr Kind mitnehmen dürfen (und welche gegebenenfalls nicht). Ein passendes Rückhaltesystem im Auto ist verpflichtend und sollte auch richtig verwendet werden.
Abschließend rät die Expertin des Mobilitätsclubs: „Verhaltensempfehlungen müssen oft wiederholt und besprochen werden, damit sie sich beim Kind einprägen. Das Gelernte sollte also immer wieder, in regelmäßigen Abständen, wiederholt werden.“
Titelbild: Wenn die Kinder zu Fuß in die Schule gehen, sollte man die Verkehrsgrundlagen vorzeitig mit ihnen üben und regelmäßig wiederholen, rät ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger.
Foto: ÖAMTC / APA-Fotoservice / Martin Hörmandinger