Rettungsdienst Tirol bis 2030 verlängert

In 90 Prozent der Fälle sind sie innerhalb von maximal 15 Minuten am Notfallort und wickeln zudem bis zu 500 Krankentransporte pro Tag ab – insgesamt wurden im Jahr 2019 über 320.000 PatientInnen betreut und über sechs Millionen Kilometer auf Tirols Straßen zurückgelegt: Der Rettungsdienst in Tirol. „Der bodengebundene öffentliche Rettungsdienst wird auch bis 2030 von der Rotes Kreuz Gemeinnützige Rettungsdienst GmbH übernommen. Die Tiroler Lösung hat sich bewährt und wird auch die kommenden zehn Jahre fortgesetzt – die Menschen in Tirol können sich weiterhin darauf verlassen, dass ihnen in Notfallsituationen oder bei notwendigen Transporten die schnellst- und bestmögliche Hilfe zuteilwird“, sagt LH Günther Platter.

Gemeinsam mit Samariterbund Tirol, Johanniter Unfallhilfe, Malteser Hospitaldienst und Österreichischer Rettungsdienst wird in engster Zusammenarbeit mit der Leistelle Tirol die Sicherheit und Notfallversorgung der Tiroler Bevölkerung und der Gäste gewährleistet. Tirols Landeshauptmann, Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg, Arno Melitopulos-Daum (ÖGK Landesstellenleiter Tirol), Bernhard Achatz, (ÖGK Landesstellenausschuss-Vorsitzender), Wilfried Unterlechner (Geschäftsführer Rotes Kreuz Tirol Gemeinnützige Rettungsdienst GmbH), Robert Moser (Präsident Rotes Kreuz) und Ernst Schöpf (Gemeindeverbandspräsident) informierten dazu im Innsbrucker Landhaus.

Bestehendes wird weitergeführt, Neues erarbeitet

„Das bisherige System hat sich bewährt und so wird die Notfallrettung und der qualifizierte Krankentransport aus dem bisherigen Vertrag übernommen. Gleichzeitig wird der Rettungsdienst weiterentwickelt, um noch besser auf geänderte Rahmenbedingungen reagieren zu können und die Qualität zu optimieren“, sagt Platter.

Tiroler Lösung einzigartig in Österreich

„Mit Auslaufen des alten Vertrages wurde die Neuvergabe am 13. Juli 2020 unterzeichnet und die seit 2010 erfolgreich bestehende Zusammenarbeit mit den Organisationen festgeschrieben. Das Land Tirol hat gemeinsam mit den Sozialversicherungsträgern sowie dem Tiroler Gemeindeverband und der Stadt Innsbruck die Weichen für einen innovativen Rettungsdienst der Zukunft gestellt“, so Tilg.

Die Finanzierung des Rettungsdienstes in Tirol über Land Tirol, Tiroler Gemeinden, Stadt Innsbruck und Sozialversicherungsträger gilt österreichweit als einzigartig: „Wir blicken auf eine zehnjährige gute Zusammenarbeit zurück, die beispielgebend für Österreich ist. Durch den gemeinsamen Einkauf des Rettungsdienstes in Tirol zeichnen wir uns mit Land Tirol, Stadt Innsbruck und Gemeindeverband für eine hohe qualitative Versorgung der Tiroler Bevölkerung verantwortlich. Die ÖGK bzw. die Sozialversicherungsträger beteiligt sich mit 43 Prozent an den Kosten des Rettungsdienstes – davon ist jeder Cent richtig investiert im Sinne der Sicherheit der Bevölkerung“, so Melitopulos-Daum. Das unterstreicht auch Bernhard Achatz: „Es braucht gute Fahrzeuge, gute Ressourcen und gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Daher begrüßen wir seitens der ÖGK die qualitativen Ansprüche, die im neuen Vertrag berücksichtigt wurden. Neben der Versorgungsqualität sind auch Ausbildungs- und Ausstattungsparameter für das gesamte Personal berücksichtigt, ebenso Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten bzw. die Personalentwicklung geregelt. Partnerschaftlich werden wir auch in Zukunft die Sicherheit in Tirol unterstützen.“

So könne auf sich ändernde Rahmenbedingungen künftig insgesamt besser reagiert werden: „Kostensteigerungen im Personal- und Infrastrukturbereich, mehr Einsätze der Notfallrettung sowie der verstärkte Einsatz von höher qualifizierten Notfallsanitätern führen zu einer Jahrespauschale von 41,85 Millionen Euro“, sagt Tilg. Im Vorjahr waren es 39,70 Millionen Euro.

Qualitätssicherung und Evaluierung – hin zu neuen Konzepten

Während die Leistelle Tirol weiterhin als zentrale Drehscheibe zur Steuerung, Überwachung, Disposition und Koordination aller rettungsdienstlichen Einsätze gilt, wird im Rahmen der Neuvergabe die Qualitätssicherung und laufende Evaluierung verstärkt. Auch Innovationen gilt es voranzutreiben und einen modernen, leistungsfähigen und wirtschaftlich stabilen Rettungsdienst zu etablieren. Das beinhaltet neue Konzepte wie Telegesundheitslösungen zur Unterstützung der Notärzten und Sanitätern oder die Etablierung von GemeindenotfallsanitäterInnen.

Dazu wird ein Geschäftsführender Ausschuss Rettung (GFA) eingerichtet, in dem Land Tirol, Gemeinden, Stadt Innsbruck und Sozialversicherung vertreten sind. Den Vorsitz führt der für das Rettungswesen zuständige Gesundheitslandesrat. „Der Geschäftsführende Ausschuss entscheidet über Weiterentwicklungen des öffentlichen Rettungsdienstes. Das erlaubt die erforderliche Flexibilität, um gemeinsam ein modernes und innovatives Rettungswesen zu gewährleisten“, schildert Tilg die Vorteile des neuen Gremiums. Daneben werden zukünftig die Arbeitsgruppe Qualitätssicherung und der Beirat für den Rettungsdienst eine entscheidende Rolle bei Fragen der Disponierung, Alarmierung und Unterstützung der Einsätze spielen. Die fachliche, inhaltliche und qualitative Weiterentwicklung des Tiroler Rettungsdienstes wird damit unterstützt. Die dort erarbeiteten Empfehlungen werden vom GFA behandelt.

Verbesserungen für Mitarbeiter und Sicherheit für Gemeinden

„Als Geschäftsführer der Rettungsdienst GmbH blicken wir auf intensive und konstruktive Monate der Verhandlung zurück. Es freut uns, dass im nun vorliegenden Vertrag die Wünsche und Anliegen unserer Partnerorganisationen bestmöglich berücksichtig sind. Unser Ziel war es, einen wirtschaftlichen, rechtlich soliden aber insbesondere für unsere rund 3.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rettungsdienst sozialen Vertrag zu verhandeln und gute Rahmenbedingungen zu schaffen. Der Vertrag ermöglicht es uns, kollektivvertragliche Verbesserungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter umzusetzen. Das macht den Beruf des Rettungssanitäters bzw. der Rettungssanitäterin deutlich attraktiver“, betont Wilfried Unterlechner. Dahingehend fügt Robert Moser hinzu: „Aufgabe des Roten Kreuzes ist es, Menschen rasch und professionell zu helfen, wenn sie in Not sind. Die Menschen in Tirol können sich darauf verlassen, dass das Rote Kreuz Tirol samt seinen Partnerorganisationen da ist, wenn Hilfe nötig ist. Einen zuverlässigen Rettungsdienst, auf den die Menschen vertrauen können, sicherzustellen, das ist unser wichtigstes Ziel in den kommenden zehn Jahren.“

Ernst Schöpf, Gemeindeverbandspräsident, fasst zusammen: „Die Vielzahl der im Rettungsdienstvertrag neu abgebildeten Leistungen trägt die Handschrift einer aufgabenorientierten Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen dem Land Tirol, der ÖGK, der Stadt Innsbruck und dem Tiroler Gemeindeverband. So tragen auch künftig alle Tiroler Gemeinden dazu bei, dass die Versorgung durch den Rettungsdienst gewährleistet ist.“

Rettungsdienst in Tirol

Einsätze im Jahr 2019: rund 133.000 (durchschnittlich 364 Rettungseinsätze pro Tag)

Krankentransporte im Jahr 2019: über 183.000 (durchschnittlich 503 Krankentransporte pro Tag)

Insgesamt (Rettungstransport, Notarzteinsatzfahrzeug, Krankentransport): über 356.000 verzeichnete Einsätze (durchschnittlich pro Tag circa 920 Einsätze). Hinweis: Während der Coronakrise wurde ein Rückgang an Einsätzen von 50 Prozent verzeichnet.

MitarbeiterInnen im Rettungsdienst: über 500 Personen

Freiwillige im Rettungsdienst: über 2.800 Personen, diese leisteten im Jahr 2019 über 501.000 Stunden

Zahl der ZivildienerInnen im Rettungsdienst: über 450 Personen

Weitere Informationen: 226 Rettungsfahrzeuge in Tirol, 11 eigenständige Rotes Kreuz-Bezirksstellen, 42 Rotes Kreuz Wachen, 13 Stützpunkte für Notarzteinsatzfahrzeuge

Bild: Symbolische Vertragsunterzeichnung (sitzend v.li.): Wilfried Unterlechner, LR Bernhard Tilg, LH Günther Platter, Robert Moser; (stehend v.li.): Ernst Schöpf, Arno Melitopulos-Daum und Bernhard Achatz.
Foto: Land Tirol/Berger