6.300 Jugendliche im Alter von 14 bis 16 Jahren aus den drei Ländern Tirol, Südtirol und Trentino gaben im Jahr 2020 Auskunft über ihre Lebenswelt. Befragt wurden die Jugendlichen zu ihren individuellen Einstellungen, ihren jeweils eigenen Haltungen und Meinungen zu sieben zentralen gesellschaftsrelevanten Themenfeldern. Diese umfassten neben Schule, Freizeitbeschäftigung oder Sport auch deren Wertevorstellungen, ihre Zukunftsaussichten oder religiöse Anschauungen. Die Studie wurde im Rahmen eines gemeinsamen Schwerpunktprojekts der Tiroler Euregio-Präsidentschaft mit den pädagogischen Hochschulen in Tirol, dem Südtiroler Landesinstitut für Statistik (ASTAT) und der Bildungsdirektion des Trentino ausgearbeitet. Insgesamt wirkten 19 AutorInnen aus allen drei Landesteilen der Euregio sowie Österreich und Deutschland mit.
„Es freut mich, dass 90 Prozent der befragten jungen Menschen ihrer Zukunft positiv entgegensehen, sich aber dennoch Gedanken über aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen und vor allem auch über demokratische Werte machen“, betonte Jugendlandesrat Anton Mattle bei der Präsentation der Studie in Innsbruck diese Woche. In den Zeitraum der Erhebung fiel die Coronapandemie mit anhaltenden Beschränkungen, Veränderungen und daran anschließende Diskussionen. „Der Alltag der Jugendlichen hat sich genau während der Zeitspanne der Erhebung stark verändert – und auch deshalb spielte auch die Diskussion um gelebte Demokratie eine größere Rolle.“
Hoher Grad an politischer Mitwirkungsbereitschaft
Knapp die Hälfte der Jugendlichen in der Euregio ist sehr bzw. ziemlich zufrieden mit der in ihrem Land gelebten Demokratie. Ein wichtiger Ort der Demokratieerziehung ist die Schule. Unter den Jugendlichen in der Euregio besteht ein hoher Grad an politischer Mitwirkungsbereitschaft im schulischen Kontext. Schule wird ganz klar als Ort wahrgenommen, an dem demokratische Werte gelten und vermittelt werden.
Großteil der Jugendlichen offen für andere Kulturen
In ihrem unmittelbaren sozialen Umfeld, der Schule, fühlen sich die befragten Jugendlichen offenbar wohl: 80 Prozent geben an, gute Freunde in der Schule zu haben und nur sieben Prozent haben das Gefühl in den Pausen nicht integriert zu sein. „Auffällig ist die Offenheit in sozialen Fragen. Die Jugendlichen haben ihrer eigenen Einschätzung nach kaum Berührungsängste gegenüber Menschen mit Behinderung und 85 Prozent stimmen der Aussage eher zu, dass im Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Kulturen jede und jeder profitieren könne“, informierten die Studienautoren Nikolaus Janovsky von der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Edith Stein (KPH) und Paul Resinger von der Pädagogischen Hochschule Tirol. 69 Prozent der 14-16-Jährigen stimmten eher oder ganz der Frage zu, dass man Flüchtlingen helfen und diese im eigenen Land willkommen heißen sollte.
38 Prozent der Jugendlichen gaben an, oft oder häufig über den Sinn des Lebens nachzudenken, die religiöse Überzeugung schien dabei eher weniger eine Rolle zu spielen. Auffällig sei, dass sich 16 Prozent der Jugendlichen als (eher) religiös bezeichneten, jedoch 30 Prozent angeben, an Gott zu glauben.
Junge Menschen erfreuen sich guter Gesundheit
Hinsichtlich der allgemeinen Gesundheitswahrnehmung der in der Studie befragten 14- bis 16-Jährigen ist die Situation überwiegend positiv. Fast ein Drittel der Befragten beschrieb den eigenen Gesundheitszustand sogar als ausgezeichnet. Die Gesundheit wurde von fast keinem der Befragten als schlecht wahrgenommen.
„Das könnte auch damit zusammenhängen, dass Sport für 69 Prozent der Buben und 55 Prozent der Mädchen zu den oft ausgeführten Freizeitaktivitäten gehört“, so die Studienautoren. Pro Tag haben 14- bis 16-Jährige zwischen drei und sechs Stunden Freizeit. Diese verbringen über 80 Prozent der Jugendlichen oft im Internet, wobei soziale Netzwerke und damit der Kontakt zu FreundInnen eine wichtige Rolle spielen. Nur etwa ein Viertel der Jugendlichen engagiert sich hingegen oft in einem Verein oder gibt an, in seiner Freizeit an Projekten mitzuwirken.
Broschüre zur Studie
Ergänzend zur Studie wird eine „Lebenswelten-Broschüre“ veröffentlicht. „Diese ist vor allem für Personen, die beruflich oder privat mit Jugendlichen und mit gesellschaftlichen Entwicklungen zu tun haben, aufschlussreich“, ist LR Mattle überzeugt. Sie ist online hier abrufbar.
Titelbild: Pixabay / zaenuddinahmad67