Gewaltschutz beginnt bei Prävention

Der Tiroler Gewaltschutzplan, der die landesweiten Strukturen der Gewaltprävention und des Opferschutzes im sozialen Nahraum behandelt, zeigt, dass Gewaltschutz in Tirol auf mehreren Ebenen gut etabliert ist. Den dafür notwendigen Kooperationen zwischen Polizei, Justiz, Kinder- und Jugendhilfe, Frauenhäusern und Beratungsstellen stellt der Gewaltschutzplan ein gutes Zeugnis aus.

Die im Gewaltschutzplan enthaltenen Empfehlungen zum weiteren effektiven Ausbau des Gewalt- und Opferschutzes waren bereits bei Erstellung in Umsetzung und fokussieren im Wesentlichen auf den regionalen und opfergruppenspezifischen Ausbau von Angeboten zur Gewaltprävention sowie dem flächendeckenden Ausbau von Opferschutzeinrichtungen.

Beratung, Opferschutz und Täterarbeit

Für Frauen, die akut von Gewalt betroffen sind, gibt es Angebote und Anlaufstellen zu einer sicheren Unterkunft im Zentralraum Innsbruck, im Unterland sowie in Osttirol. „Die Finanzierung einer zusätzlichen Einrichtung mit entsprechendem Beratungs- und Betreuungsangebot sowie einem Frauenhaus im Oberland ist beschlossen, derzeit ist man unter Einbindung von Expertinnen des Tiroler Frauenhauses auf Standortsuche“, informiert LRin Gabriele Fischer. Im Gleichstellungspaket 2020 – 2023 wurde zudem eine Gewaltpräventionsstelle neu eingerichtet. „Damit wurde eine zentrale Ansprechstelle nach außen für Maßnahmen des Landes Tirol zu Gewaltprävention und Gewaltschutz geschaffen. Kooperiert wird mit internen und externen Einrichtungen, um noch bessere Information, Vernetzung und Abstimmung zu bestehenden und geplanten Maßnahmen zu erzielen und Angebote bedarfsgerecht weiterzuentwickeln“, berichtet Fischer.

„Opferschutz und Gewaltprävention ist auch Täterarbeit“, ist es  Fischer wichtig zu betonen, denn: „Opferschutzorientierte Arbeit mit gewalttätigen Männern ist maßgeblich, um Gewalt zu verhindern. Daher werden diese Angebote kontinuierlich ausgebaut. Gewaltbereite Männer und Burschen müssen die Auswirkungen gewalttätigen Verhaltens erkennen und Verantwortung dafür übernehmen.“ In diesem Bereich leistet der Verein „Mannsbilder“ wertvolle Arbeit.

Es ist nie zu früh für Gewaltprävention

Je früher Kinder für das Thema Gewalt sensibilisiert werden, desto besser kann Gewalt in Konfliktsituationen vorgebeugt werden. Gezielte Sensibilisierung in Tiroler Volksschulen wird beim Gewaltpräventionsprogramm „Bärenstark“ der Tiroler Kinder und Jugend GmbH geleistet: Seit 2013 macht ein Team, bestehend aus fünf Gewaltschutzexperten, Tiroler Volksschüler „bärenstark“, damit die Kinder bei Gewaltsituationen Grenzen setzen können.

Um eine durchgehende Bewusstseinsbildung, aber auch im Falle von Gewalt die nötige Intervention sicherzustellen, sind an vielen Schulen Tirols die Schulsozialarbeiter aktiv. Hinzu kommen Psychologinnen und Psychologen der Schulpsychologie sowie des ÖZPGS (Österreichisches Zentrum für Psychologische Gesundheitsförderung im Schulbereich), die in Schulen Sprechstunden zur Gewaltprävention anbieten. Die Psychologen und die Mobilen Interkulturellen Teams der Schulpsychologie führen Workshops für Schulklassen und Lehrpersonen durch, und bieten Einzelarbeit mit den betroffenen Opfern, Tätern, Eltern und Lehrpersonen an. Darüber hinaus finden regelmäßige Angebote der Aus- und Weiterbildung statt, durch die Lehrpersonen unterstützt werden, Probleme frühzeitig zu erkennen und ihnen professionell begegnen. Demnächst werden in Tirol auch Emotions-Regulationstrainings in Gruppen angeboten.

Sensibilisierungskampagne

Um auf das gravierende Problem, dass Gewalt gegen Kinder und Jugendliche nicht fernab unserer Lebensrealität passiert, sondern jedes vierte Kind in irgendeiner Weise von Gewalt betroffen ist, aufmerksam zu machen, wurde eine breit angelegte und langfristige Kampagne ins Leben gerufen.

Das umfassende Beratung- und Unterstützungsangebot ist unter www.tirol.gv.at/gewaltfrei abrufbar.