„Hausarbeit, Kinderbetreuung und im Bedarfsfall auch die Pflege betreuungsbedürftiger Angehöriger sind Arbeiten, die innerhalb einer Familie gerecht aufgeteilt werden müssen“, betont Frauenlandesrätin Gabriele Fischer anlässlich des Equal Care Day am 1. März 2022. „Ob Frau oder Mann darf dabei keine Rolle spielen – es muss fair sein.“ Österreichweit waren 2020 rund 73 Prozent der Frauen im Alter von 25 bis 49 Jahren mit Kindern unter 15 Jahren teilzeitbeschäftigt – bei den Männern waren es sieben Prozent (Statistik Austria, 2021). Die Teilzeitquote liegt in Tirol bei rund 32 Prozent (Arbeiterkammer, 2018). „Arbeitszeitmodelle, die auf eine Haupterwerbstätigkeit der Frau oder Teilzeiterwerbstätigkeit beider Partner abzielen, werden in österreichischen Partnerschaften mit Kindern unter 15 Jahren nur in rund einem von zehn Fällen gelebt. Das macht deutlich, dass in den meisten Fällen der Großteil der Haus- und Fürsorgearbeit bei den Frauen liegt“, führt LRin Fischer aus. „Im Zuge der Corona-Pandemie sind zu den vielen unbezahlten familiären Arbeiten noch weitere hinzukommen, wie etwa die schulische Unterstützung beim Distance Learning. Zugleich wurde in dieser Zeit offensichtlich, dass die Arbeiten, die Frauen tagtäglich leisten, für das Fortbestehen eines funktionierenden Systems essentiell sind. Gerade die Care-Arbeit, sei es von Kindern oder Erwachsenen, wird nämlich nach wie vor überwiegend von Frauen ausgeübt“, so die Frauenlandesrätin.
Gleichstellungspaket forciert männliche Sorgearbeit
Mit dem Tiroler Gleichstellungspaket 2020-2023 hat die Landesregierung sieben Handlungsfelder zur Gleichstellung der Geschlechter definiert, deren Maßnahmen laufend umgesetzt werden. Mit insgesamt 90.000 Euro werden Projekte mit dem Fokus „Männer und familiäre Sorgearbeit“ gefördert, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie vorantreiben. So bietet ab Herbst dieses Jahres der Verein „Mannsbilder“ in den Tiroler Regionen Abendvorträge zur „Sorgearbeit“ von Männern, Frauen und MultiplikatorInnen an, bei denen die Hintergründe diskutiert und konkrete Umsetzungsmöglichkeiten für eine partnerschaftliche Aufteilung der Familien- und Erwerbsarbeit vorgestellt werden. Auch an allen Standorten der Männerberatung werden interessierte Männer zum Thema beraten. „Es geht darum, den Männeranteil bei unbezahlter familiärer Sorgearbeit zu erhöhen und die partnerschaftliche Aufteilung von Familien- und Erwerbsarbeit zu befördern. Zugleich wollen wir für die Auswirkungen einer ungerechten Arbeitsteilung sensibilisieren, denn diese sind drastisch und schlagen sich in niedrigen Pensionen und einem hohen Armutsrisiko für Frauen nieder“, legt die Frauenlandesrätin dar.
Frauen in Tirol arbeiten bis 5. März gratis
„Das existentielle Problem der ungleichen Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit, erkennen wir auch am Gender Pay Gap“, hält LRin Fischer fest. Bezogen auf das Einkommen zählt Österreich zu den Ländern mit den höchsten Lohnunterschieden zwischen Frauen und Männern in der EU. Darauf macht jährlich der Equal Pay Day aufmerksam, der österreichweit dieses Jahr auf den 15. Februar fiel, in Tirol ist es der 5. März. „Erst ab diesem Tag werden Frauen theoretisch für die geleistete Arbeit auch finanziell entlohnt. Verglichen werden dabei Frauen und Männer in Vollbeschäftigung – hinzu kommen die Herausforderungen im Hinblick auf Teilzeitjobs mit geringer Entlohnung und unbezahlte Arbeit im familiären Umfeld“, bekräftigt LRin Fischer die Notwendigkeit einer fairen Verteilung von Arbeit sowie einer gerechten Entlohnung unabhängig vom Geschlecht.
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