Zu Beginn der kalten Jahreszeit stellt sich für viele Motorrad- und Rollerfahrende die Frage, ob sie ihr Fahrzeug vorübergehend stilllegen oder über den Winter durchfahren wollen. Georg Scheiblauer, Motorrad-Chefinstruktor der ÖAMTC Fahrtechnik, gibt Expertentipps für beide Fälle.
„In urbanen Bereichen, wo die Straßen gut geräumt und die Geschwindigkeiten niedrig sind, kann man ohne weiteres auch im Winter mit dem Motorrad und Roller fahren. Wichtig sind dabei eine angepasste und vorausschauende Fahrweise sowie die richtige Ausrüstung“, erklärt Georg Scheiblauer, Motorrad-Chefinstruktor der ÖAMTC Fahrtechnik. „Klar ist jedoch auch: Bei Schnee und Eis lässt man das Motorrad oder den Roller besser stehen – die Sturz- und Unfallgefahr auf zwei Rädern ist viel zu hoch. Noch dazu hat man am Motorrad keine Knautschzone, damit steigt das Risiko schwerer Verletzungen.“
Tipps für das Fahren im Winter.
Je früher gefährliche Situationen erkannt werden, desto mehr Zeit bleibt für die richtige Reaktion. „Bei winterlichen Bedingungen ist es noch wichtiger, nicht am Limit zu fahren“, rät Scheiblauer. „Als Fahrer:in muss ich imstande sein, Fahrfehler anderer Verkehrsteilnehmer:innen rechtzeitig ausgleichen zu können – und das ist nur möglich, wenn ich vorausschauend und mit viel Abstand unterwegs bin.“ Weiters haften die Reifen auf kaltem Asphalt schlechter und können schneller ins Rutschen kommen. „Mehr Grip bei kalten Temperaturen bieten Winterreifen für motorisierte Zweiräder. Es gibt zwar keine Winterreifenpflicht für Motorräder und Roller in Österreich, wir empfehlen die Nutzung aber dringend“, so der Fahrsicherheitsexperte. Modelle für Roller sind gut erhältlich, für Motorräder leider nur in wenigen Dimensionen.
Eine weitere, nicht zu unterschätzende Gefahr für Zweiradfahrer:innen in der dunklen Jahreshälfte ist die eingeschränkte Sichtbarkeit, speziell bei Dämmerung und Nebel. „Besonders wichtig ist es, im Herbst und Winter helle Schutzbekleidung zu tragen, am besten mit Reflektoren. Außerdem sollte man einen gut sichtbaren Helm tragen, um nicht so leicht von anderen übersehen zu werden“, erklärt Scheiblauer.
Tipps für das Stilllegen des Fahrzeugs über den Winter.
Wer Motorrad oder Roller einwintern möchte, sollte folgendes beachten, um im Frühjahr keine unliebsamen Überraschungen zu erleben:
- Reinigen: Das Fahrzeug muss gründlich gereinigt werden. „Danach sollte man die Kette schmieren, damit sie über den Winter keinen Rost ansetzt“, rät der Motorradexperte der ÖAMTC Fahrtechnik.
- Volltanken: Um Korrosionsschäden bei Blechtanks vorzubeugen, empfiehlt es sich, das Motorrad vollgetankt einzuwintern. Bei Kunststofftanks ist das nicht notwendig.
- Batterie abklemmen. „Um die Funktionstüchtigkeit der Batterie zu erhalten, sollte man sie bei Standzeiten von mehreren Wochen abklemmen oder – noch besser – ausbauen und an ein Ladegerät anschließen“, rät Scheiblauer.
- Reifendruck erhöhen: Vor dem Abstellen den Luftdruck etwas erhöhen und das Motorrad auf den Hauptständer stellen oder aufbocken, damit sich die Reifen nicht platt stehen.
- Witterungsschutz: Motorrad und Roller sollten möglichst vor Schnee, Salz und Rollsplitt geschützt werden. „Wer selbst keine witterungsgeschützte Abstellmöglichkeit hat, kann eventuell einen Garagenplatz anmieten. Auch spezielle Abdeckungen bieten einen gewissen Schutz für das Zweirad“, so Scheiblauer. Parkt das Motorrad im Winter auf der Straße, sollte man regelmäßig kontrollieren, ob das Fahrzeug noch sicher steht. So können beispielsweise temporäre Halteverbote ein Umstellen notwendig machen.
- Kennzeichen hinterlegen: „Wer das Motorrad in den Wintermonaten sicher nicht nutzen möchte, kann das Kennzeichen bei der Kfz-Zulassungsstelle der Versicherung hinterlegen und so je nach Vertrag das Geld für die Versicherungsprämie sparen“, so der abschließende Tipp des Motorrad-Chefinstruktors der ÖAMTC Fahrtechnik.
Titelbild: Das Motorrad einwintern oder weiterfahren? Diese Frage stellen sich viele Motorrad- und Rollerfahrende zum bevorstehenden Wintereinbruch.
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