Die Kaffeemaschine streikt, das Radio rauscht oder der Henkel der Lieblingstasche ist abgebrochen. Satt diese Dinge zu entsorgen und neu kaufen zu müssen, kann Vieles oftmals auch repariert werden. Mit den Repair Cafés gibt es in Tirol ein gutes Angebot zur Unterstützung. Die Initiative Repair Café beging kürzlich ein starkes Jubiläum. Seit dem ersten Repair Café, das 2014 in Pill (Bezirk Schwaz) stattfand, gab es mittlerweile 500 der Reparatur-Veranstaltungen in ganz Tirol. Aus diesem Anlass fand gestern, Samstag, eine Jubiläumsfeier in Innsbruck statt, bei der engagierte Freiwilligenteams aus Tirol vor den Vorhang geholt wurden. Angesiedelt ist die Initiative in Tirol beim Tiroler Bildungsforum.
„Reparieren statt wegwerfen ist eines der wichtigsten Credos in Sachen Kreislaufwirtschaft. Da aber nicht jeder und jede technikaffin ist oder weiß, wie man Textilien flickt oder eine Schüssel wieder zusammenklebt, haben sich die Repair Cafés als wichtige Stütze etabliert. Insbesondere für kleinere Reparaturen bei Elektrogeräten ist oftmals die Hilfe von Expertinnen und Experten wesentlich. Ich freue mich sehr, dass so viele Menschen ihre Haushaltsgeräte und andere Gegenstände reparieren, statt sich etwas Neues zu kaufen“, so Umwelt- und Klimaschutzlandesrat René Zumtobel. Über 18.000 Gegenstände wurden in den letzten elf Jahren zu einem Repair Café gebracht, mehr als 70 Prozent konnten repariert und vor dem Müll bewahrt werden. Dabei gilt der Grundsatz „Hilfe zur Selbsthilfe“ – Fachkundige Freiwillige unterstützen die jeweilige Person bei der Reparatur und leiten sie an. Rund 65 Prozent der Reparaturen betrafen in den letzten elf Jahren Elektrogeräte, insbesondere Computer, Unterhaltungselektronik und Kaffeemaschinen werden oft repariert. Auf Platz 2 liegen Textilien mit 25 Prozent.
100 Gastgeber und zahlreiche engagierte Teams in ganz Tirol
100 verschiedene Gastgeber sind in Tirol an der Organisation von Repair Cafés beteiligt. Es gilt, Räumlichkeiten zu finden, Freiwillige mit entsprechendem Fachwissen für die Mitarbeit zu begeistern und die Werbetrommel zu rühren. Mit Erfolg: 2024 fanden bisher am meisten Repair Cafés statt – insgesamt 70 in einem Jahr. „Ein großes Danke an alle Ehrenamtlichen, die ihre Zeit und ihr Wissen mit anderen teilen, damit die Repair Cafés stattfinden können. So konnte in Tirol das vermutlich dichteste Netz an Repair-Cafés in Europa entstehen. Sie funktionieren nicht nur in Städten, sondern auch in kleineren Gemeinden und machen Nachhaltigkeit konkret erlebbar –durch die Reparatur defekter Dinge und der Verringerung der Müllberge als auch durch die Möglichkeit vor Ort über Generationen hinweg miteinander ins Gespräch zu kommen“, so der Leiter der Servicestelle für Repair Cafés in Tirol im Tiroler Bildungsforum Thomas Garber.
In manchen Gemeinden ist das Engagement besonders hoch. Etwa in Sillian (Bezirk Lienz), wo mit 23 Veranstaltungen bisher die meisten Repair Cafés abgehalten wurden oder in St. Johann (Bezirk Kitzbühel), wo schon seit zehn Jahren Repair Cafés veranstaltet werden. „Repair Cafés sind für mich ein Projekt mit Sinn. Besonders durch die Beteiligung Jugendlicher wird es zu einem Gemeinschaftsprojekt, das Verantwortung, Kreativität und Engagement fördert. Genau unter dem Motto Reparieren, Tauschen, Weitergeben – Gemeinsam für eine nachhaltige Zukunft“, sagt Melanie Hutter, Gastgeberin in St. Johann in Tirol. Insgesamt 21 Teams nahmen an der Veranstaltung anlässlich des 500. Repair Cafés am gestrigen Samstag teil.
Rund 142.400 Tonnen Elektro-Müll im Jahr 2023 in Österreich – Kreislaufwirtschaft ist wesentlich
Repair Cafés leisten einen wesentlichen Beitrag, um Ressourcen zu schonen, Vorhandenes im Kreislauf zu halten und so die Menge an Abfall zu reduzieren. Oftmals bedarf es nur kleiner Reparaturen, damit Gegenstände noch viele weitere Jahre verwendet werden können. Jährlich werden in Österreich rund 142.400 Tonnen Elektronik weggeworfen. Gleichzeitig wurden beispielsweise 2023 rund 64.825 Tonnen neue Kleingeräte (wie z.B. Smartphones, Küchengeräte und Co) in Österreich verkauft. „Die Weltbevölkerung wächst, das Klima verändert sich und unsere Ressourcen werden immer knapper. Heuer war der Earth Overshoot Day in Österreich bereits Ende März. Das ist der Tag, an dem wir die Ressourcen verbraucht haben, die eigentlich für ein Jahr reichen müssten. Die Teams der Repair Cafés und alle Besucherinnen und Besucher leisten einen wichtigen Beitrag, um unsere Ressourcen zu schonen. Ich danke allen, die in den letzten elf Jahren dabei waren“, so LR Zumtobel. Das Land Tirol fördert die Initiative Repair Cafés mit 20.000 Euro pro Jahr.
Die gute Nachricht: Auch im Jahr 2025 sind wieder zahlreiche Repair Cafés in Tirol geplant. Eine Übersicht findet sich hier: www.repaircafe-tirol.at.
Auch der Reparaturbonus für Elektrogeräte und Fahrräder unterstützt die Kreislaufwirtschaft sowie Klein- und Mittelbetriebe und dient dem Klimaschutz. Der Reparaturbonus ist eine Förderung des Bundes für Reparatur, Service oder Wartung von Elektrogeräten und Fahrrädern und richtet sich an Privatpersonen.
Alle Informationen zum Reparaturbonus: www.reparaturbonus.at
Bild: Sabine Thaler-Haubelt