Als besinnliches Weihnachtsinferno angekündigt, entwickelte sich das satirisch-musikalische Programm „Zimt-Stern-Hagel-Voll“ von Erfolgsautor Uli Brée & Friends im Telfer Rathaussaal am vergangenen Samstag zu einer legeren Adventfeier mit urkomisch-tiefgründigen Momenten. Das Publikum war begeistert.
Uli Brée ist in seinem Live-Programm kein dauergrinsender Scherzkeks, er brennt keinen pointenüberschmückten Christbaum ab. Mehr ist er der Sir im feinen Zwirn und mit ebensolcher humoristischer Klinge. Ein Geschichtenerzähler mit sicherem Händchen fürs Timing, hoher schauspielerischer Kunstfertigkeit und – als Drehbuchautor (Vorstadtweiber, Vier Frauen und ein Todesfall) – jenem untrüglichen Gefühl für einen stringenten Spannungsbogen, den er locker über zwei Stunden Programm zieht. Seine gut- und bösartigen Texte bringen mal zum Schreien witzig, mal zum Weinen ernst auf den Punkt, was uns alle umtreibt: (Vor-)Weihnachtsstress, Konsumwahn, Generationenkonflikte, Gender-Diskussionen, Pandemie, Weltgeschehen und… tagesaktuelle österreichische Politik.
Der heilige Thomas, Schutzpatron der Kurznachrichten, die heilige Fiona, Schutzpatronin der an Bildern festgeklebten Aktivistinnen, Aktivisten und Diversen, ein unachtsamer Schutzengel, der sich schon unerträglich alt fühlt, ein schwuler Personalchef, den die Organisation der „religionsfreie Jahresendfeier“ in den Wahnsinn treibt, ein Sohn, der seinen (längst verstorbenen) Vater im Altersheim vom Familienweihnachten auslädt, ein Pflanzen-Faschist, der den Weihnachtsstern als unwillkommenen Zuwanderer aus Mexiko outet …. Sie alle und noch mehr Charaktere stehen in personam Brée mal urkomisch, mal scheinheilig, mal tiefgründig ernst auf der Bühne und arbeiten sich am Thema Weihnachten ab.
Was aber, wenn es das alles gar nicht geben würde? Wenn der 24. Dezember nur ein (sch)eiskalter Wintertag wie jeder andere wäre? Auch nicht recht, oder?
Als Combo begleiten den Wahl-Affenhausener Brée bei seinem nahezu „Heimspiel“ in Telfs niemand geringerer als Opus-Gitarrist Ewald Pfleger (Gitarre/Stimme), dessen Sohn Paul (Piano/Stimme) und dessen Steirischer-Austropop-Urgesteins-Kollege Kurt Gober (Percussion/Handpans/Stimme). Die drei hervorragenden Musiker zaubern mit bekannten Covernummern und so mancher Neuinterpretation eigenen Songmaterials einen Soundteppich feinster Machart in den zahlenmäßig nicht ganz so sternhagelvollen Saal. „Motorboot“ (Kurt Gober Band, Sommerhit 1984) darf nicht fehlen, ebensowenig „Flyin‘ High“ (Opus). Das fast unplugged dargebotene „Live Is Live“ mit atmosphärischer Hang-Begleitung gerät zu einer eigenartig berührenden Reprise. Das Publikum bedankt sich mit stürmischem Applaus und klatscht die Partie drei Mal zurück auf die Bühne. Eine wirklich schöne Bescherung!
Titelbild: Uli Brée und seine Combo begeisterten mit „Zimt-Stern-Hagel-Voll“ im Telfer Rathaussaal. „Vorstadtweib“ Nina Proll stattete ihrem Drehbuchautor in Begleitung von Gatten Gregor Bloéb sowie Veranstalter Peter Lindner backstage einen Besuch ab.
Foto: MG Telfs/Pichler