St. Anton am Arlberg: 10 Jahre Kräuterfest auf der Sennhütte
Es ist eine alte Tradition, dass am Hochfest Maria Himmelfahrt Kräuter geweiht werden. Auf der Sennhütte in St. Anton am Arlberg hat man diesen alten Brauch vor zehn Jahren wieder aufgegriffen. Dieses Kräuterfest samt Kräuterweihe ist eines der wenigen im Lande, die heutzutage wieder durchgeführt werden. Das Jubiläumsfest stand im Zeichen des Gedenkens an den verunglückten früheren St. Antoner Pfarrer Augustin Kouanvih.
Sennhütten-Wirtin Tanja Senn hat sich schon vor geraumer Zeit, genau genommen vor 14 Jahren, mit großem Engagement der Kräuterkunde verschrieben und sich in diesem Themengebiet umfassend weitergebildet. Sie war es auch, die das Kräuterfest am Arlberg ins Leben gerufen hat, zuvor wurde rund um die Sennhütte ein wahres Kräuterparadies geschaffen. Die eigentliche Geschichte der Kräuterweihe ist aber bereits sehr alt: „Seit etwa dem 10. Jahrhundert wird die Kräuterweihe an Maria Himmelfahrt gefeiert“, weiß Tanja Senn. Vielen Menschen war bereits dazumal die Heilkraft diverser Kräuter bekannt. Die Kräuter wurden als Geschenk und Gabe Gottes erachtet – die geweihten Kräuter wurden zu sogenannten „Kräuterbuschen“ zusammengebunden und im Haus oder Stall aufbewahrt, um Krankheiten und andere Katastrophen abzuwenden. In Anlehnung an diese Geschichte bekommt auch jeder Besucher des Kräuterfestes auf der Sennhütte einen Kräuterbuschen mit nach Hause: „Kräuterbuschen bestehen aus mindestens sieben Kräutern, die zu dieser Zeit blühen. Es ist auch möglich, Kräuterbuschen mit 9, 12, 15 oder 19 oder mehr Kräutern zu binden“, erklärt Tanja Senn.
Das Jubiläumskräuterfest stand im Zeichen des Gedenkens an Pfarrer Augustin Kouanvih.
Foto: Sennhütte St. Anton am Arlberg
Tiroler Kerngruppenverein feiert Kräuterfest.
Nicht fehlen darf beim alljährlichen Kräuterfest, das lediglich 2020 Pandemie-bedingt ausfallen musste, der Tiroler Kerngruppenverein, für den das Kräuterfest ein Fixpunkt im Terminkalender ist. Heuer war die Zusammenkunft jedoch von Trauer begleitet: Der Tiroler Kerngruppenverein organisierte ein Gedenken an den verunglückten (bzw. seit der Murenkatastrophe im Stubaital Ende Juli vermissten) langjährigen St. Antoner Pfarrer Augustin Kouanvih. „Pfarrer Augustin war oft bei uns, er war ein guter Freund der Familie und hat mehrere Male die Kräuterweihe vorgenommen“, ergänzt Tanja Senn. Der Kerngruppenverein verabschiedete sich vom beliebten Pfarrer im Rahmen einer sehr emotionalen Gedenkfeier, der zahlreiche Besucher beiwohnten und die auch musikalisch umrahmt wurde. Eigens für diese Gedenkfeier verfassten die Mitglieder des Tiroler Kerngruppenvereins eine sehr persönlich und auf das Leben des beliebten Seelsorgers abgestimmte Andacht.
Der Tiroler Kerngruppenverein organisierte eine berührende Andacht für Pfarrer Augustin Kouanvih.
Foto: Sennhütte St. Anton am Arlberg
Immer ein Highlight.
„Viele Stammgäste kommen eigens immer zum Kräuterfest nach St. Anton“, freut sich die Familie Senn über dieses positive Resümee nach zehn Jahren Kräuterfest. So wie das Kräuterfest Tradition hat, ist auch das Wetter. So meint es der Wettergott beinahe immer gut mit den Veranstaltern: „Von zehn Kräuterfesten hat es während der Kräuterweihe nur einmal geregnet“, erzählt Tanja Senn. Auch der Ablauf ist immer gleich: Um 14 Uhr findet traditioneller Weise die Kräuterweihe statt, ansonsten wird an diesem Tag auch immer eine musikalische Umrahmung geboten. Ebenso sind sämtliche Kräuter- und Naturprodukte von Ausstellern aus der Region erhältlich. Auch die Familie Senn bietet eine Reihe an selbst hergestellten Kräuterprodukten an: „Mittlerweile sind es über 40 Produkte“, erzählen Tanja und Sohn Fabian Senn, der ebenfalls im Familienbetrieb mitarbeitet. Besonders erfolgreich haben die Schnäpse und Edelbrände 2021 bei der Messe „Mostbarkeiten“ in Kärnten abgeschnitten: Von elf eingereichten Spirituosen erhielten neun eine Medaille.
Titelbild: Pfarrer Harald Fischer weihte die Kräuter, mit im Bild: Tanja, Fabian, Markus und Lisa Senn.
Foto: Sennhütte St. Anton am Arlberg