Drüsiges Springkraut und Ragweed am Wegesrand, aber auch Zierpflanzen wie Sommerflieder und Robinie im eigenen Garten: Zahlreiche Pflanzen in Tirol sind „eingeschleppt bzw. gebietsfremd“. Sie verbreiten sich oft schnell und können die heimische Flora und Fauna bedrohen. Doch was muss, kann oder soll getan werden, um die Artenvielfalt in Tirol vor den Einflüssen der Neophyten zu schützen? Gestern, Mittwoch, fand im Innsbrucker Landhaus eine Dialogveranstaltung des Landes Tirol, des Umweltbundesamtes in Zusammenarbeit mit dem Klima- und Energiefonds und des Bundesministeriums für Klimaschutz unter dem Titel „Neophyten – Entdecken, Verstehen, Handeln“ statt. Der Fokus der Veranstaltung lag insbesondere auf dem Zusammenhang zwischen Klimawandel und der Verbreitung der gebietsfremden Arten. Rund 80 TeilnehmerInnen von freiwilligen Initiativen, Vereinen, VertreterInnen aus den Tiroler Naturparken und Schutzgebieten sowie KEM- und KLAR-Regionen sowie Gemeinden und Stakeholdern informierten sich zum Thema und tauschten sich aus. „Gebietsfremde Pflanzen- aber auch Tierarten sowie Pilze sind auch in Tirol auf dem Vormarsch – nicht zuletzt, weil viele dieser Arten von der Klimaerwärmung profitieren und sich gegen andere, heimische Arten durchsetzen können. Mit unserer Neophytenstrategie, die heute erneut vorgestellt wurde haben wir eine umfangreiche fachliche Grundlage, die uns bei dieser großen Herausforderung unterstützen wird. Ganz besonders wichtig sind die vielen Menschen in Tirol, die sich ehrenamtlich und tatkräftig diesem Thema widmen und uns bei den Maßnahmen unterstützen – dafür möchte ich mich bedanken“, so Naturschutzlandesrat René Zumtobel.
Tiroler Neophytenstrategie: Koordiniertes Maßnahmenmanagement ist wesentlich
Im Jahr 2019 wurden in der Tiroler Neophytenstrategie langfristige Ziele im Umgang mit gebietsfremden Arten festgelegt. Die Strategie sieht vor, in einem ersten wesentlichen Schritt die Verbreitung dieser Arten in ganz Tirol zu erfassen. Die dazu notwendigen Erhebungen sind bereits weit fortgeschritten. Auch hierzu tragen die Gemeinden sowie KLAR- und KEM-Regionen und die Naturparke wesentlich bei. Zweiter Schwerpunkt der Neophytenstrategie ist die Prävention. Denn der Großteil der invasiven Arten wird oftmals unbewusst durch den Menschen eingeschleppt oder weiterverbreitet. Durch Information und Aufklärung soll die weitere Verbreitung von Neophyten eingeschränkt werden. Neben privaten GartenbesitzerInnen betrifft das vor allem Unternehmen, die mit Bodenaushub zu tun haben sowie Land- und Forstwirte. Nicht zuletzt werden bereits bestehende Vorkommen bestmöglich gezielt und koordiniert bekämpft.
Best-Practices und Dialog für Neophyten-Management in Tirol
Neben Impulsvorträgen zum Zusammenhang von Neophyten und dem Klimawandel sowie der Vorstellung der Tiroler Neophystenstrategie ging es bei der Veranstaltung auch darum, das KLAR-Programm (Klimawandel-Anpassungmodellregion) interessierten Gemeinden und Regionen vorzustellen und sich Inputs für Maßnahmen anhand von bereits umgesetzten Beispielen zu holen.
So wurde etwa die Neophytenbekämpfung im Schutzgebiet um den Schwarzsee (Bezirk Kitzbühel) vorgestellt. In Kleingruppen tauschten sich die TeilnehmerInnen anschließend über Möglichkeiten aus, wie sie in ihrem Umfeld (beispielsweise Gemeinde, KLAR oder Verein) zur Neophytenbekämpfung und zur Klimawandelanpassung im Allgemeinen beitragen können. Diese Empfehlungen – insbesondere in Bezug auf Präventions- und Bekämpfungsmaßnahmen – sollen auch im Rahmen des neuen Maßnahmenprogramms der Tiroler Nachhaltigkeits- und Klimastrategie, das gerade ausgearbeitet wird, aufgenommen werden. „Diese Thematik ist einerseits wichtig, um die Biodiversität in Tirol zu erhalten und andererseits können Neophyten durch ihre oft starken Wurzeln und die schnelle Ausbreitung langfristig auch eine Herausforderung für die Infrastruktur werden, wenn sie beispielsweise Straßen oder befestigte Uferböschungen zerstören. Dass Neobiota – also gebietsfremde Arten – in Tirol vorkommen und sich ausbreiten, ist eine Tatsache. Nun gilt es, gemeinschaftlich am Management und der Eindämmung dieser Arten zu arbeiten. Ich bin mir sicher, die heutige Veranstaltung hat zur Vernetzung aller Stakeholder und zur Wissensvertiefung beigetragen“, so LR Zumtobel.
Bild: © Land Tirol/Knabl