Wald schützt nicht nur vor Lawinen und Steinschlag, sondern hat auch eine wichtige Funktion für den Hochwasserschutz. Denn Wald kann um fast 40 Prozent mehr Wasser aufnehmen als freie Flächen. Gut strukturierte und gemischte Wälder haben einen besonders positiven Effekt auf die Fähigkeit, Wasser zu speichern und zu verdunsten. Nach Katastrophenereignissen ist eine möglichst rasche Wiederbewaldung zum Schutz vor Naturgefahren notwendig. Das hat eine im Rahmen des Interreg-Programms in Auftrag gegebene Studie von Tirol und Südtirol ergeben.
„Ein gesunder und nachhaltig bewirtschafteter Wald ist ein wichtiger Faktor im Hochwasserschutz. Die nunmehr vorliegenden Studienergebnisse bestätigen den Weg, den wir im Tiroler Forstdienst gemeinsam mit den Waldeigentümerinnen und -eigentümern bereits eingeschlagen haben und bestärken uns darin, dass wir die aktive Bewirtschaftung unserer Wälder auch weiterhin fördern und unterstützen“, fasst LHStv. Josef Geisler zusammen. Dass infolge von Katastrophenereignissen entwaldete Flächen möglichst rasch mit gut durchmischten Baumarten wiederbewaldet werden, ist in Tirol bereits Praxis. Dem Programm „Klimafitter Bergwald‘ zum Umbau der Wälder hin zu gut durchmischten Beständen kommt dabei eine besondere Rolle zu. Mischwälder mit unterschiedlichen Wurzeltypen haben zudem eine stabilisierende Wirkung für rutschgefährdete Hänge.
„Auf Basis der nunmehr vorliegenden Studie werden wir die Beratungspraxis im Forstdienst noch einmal nachschärfen und unsere Anstrengungen zum Schutz vor Naturgefahren intensivieren. Eine entsprechende Handlungsanleitung zur Optimierung des Wasserrückhalts im Wald haben wir bereits erarbeitet“, erklärt Landesforstdirektor Josef Fuchs. Eine sofortige Wiederbewaldung nach Stürmen, Schneedruck oder sonstigen Ereignissen unter Ausnützung der Naturverjüngung ist für die Schutzwirkung zwingend notwendig. Eine natürliche Waldverjüngung ohne zusätzliche Pflanzungen gelingt allerdings nur, wenn der Wildeinfluss nicht zu groß ist. Damit erst gar keine größeren entwaldeten Flächen – sogenannte Blößen – entstehen sollten Holznutzungen und Verjüngungsmaßnahmen im Wald zudem möglichst kleinflächig erfolgen.
Aus der Studie deutlich hervor geht auch die Bedeutung von Nadelbäumen. Zwar ist die Fichte gerade in Höhenlagen unter 1.000 Metern aufgrund des Klimawandels unter Druck. „Insbesondere an Standorten mit ausreichender Wasserversorgung hat sie aber jedenfalls ihre Berechtigung. Denn im Gegensatz zu Laubbäumen oder auch Lärchen können Fichten in milden Wintern erhebliche Wassermengen verdunsten“, erklärt der Landesforstdirektor.
Die aktuelle Interreg-Studie zeigt auf, dass die Nutzung des Naturraums Wald und die Katastrophenvorbeugung miteinander verflochten sind. Auch die konsequent durchgeführten Wildbachbegehungen beugen Katastrophen vor. „Dem Forstdient kommt damit in diesem Bereich eine führende Rolle zu“, verweist LHStv Geisler auf die kürzlich beschlossene Waldstrategie 2030.
Foto: Land Tirol