Kürzlich präsentiert – relevant auch im neuen Jahr: Eine neu aufgelegte Broschüre des Landes informiert Frauen und Mädchen darüber, wie sie sich in verschiedenen Situationen schützen und wo sie im Bedarfsfall Hilfe finden können. Ob als Vorsichtsmaßnahme beim Heimweg zu später Stunde oder ganz konkret bei sexualisierter Belästigung in der Schule, im Bus oder bei der Arbeit.
„Erst vor Kurzem fanden die ‚16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen‘ statt. Diese weltweite Aktion macht Jahr für Jahr darauf aufmerksam, dass Gewalt gegen Frauen eine der häufigsten Menschenrechtsverletzungen weltweit ist. Sie kann in verschiedenen Formen auftreten – und leider wird sie dies auch im neuen Jahr tun. Umso wichtiger ist es neben der generellen Präventionsarbeit, insbesondere Frauen und Mädchen hilfreiche Sicherheitstipps mit auf ihren Weg zu geben, um im Bedarfsfall selbstsicherer zu handeln oder sich Hilfe und Unterstützung zu holen“, ist Frauenlandesrätin Eva Pawlata überzeugt.
„Praxisnahe Sicherheitstipps können für Mädchen und Frauen sehr hilfreich sein. Manches davon weiß man vielleicht bereits, dennoch schadet es nicht, es sich noch einmal in Erinnerung zu rufen. Andere Inhalte der Broschüre sind möglicherweise noch nicht bekannt, erweitern den Blick auf die Problematik und eröffnen neue Handlungsoptionen. Grundsätzlich ist Prävention gerade im Gewaltbereich eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Daher müssen auch Männer und Burschen für das Thema Sicherheit von Frauen und Mädchen sensibilisiert werden“, weiß Sicherheitslandesrätin Astrid Mair.
Die Broschüre wurde vor Kurzem gemeinsam mit ExpertInnen des Vereins Frauen gegen VerGEWALTigung und der Landespolizeidirektion Tirol aktualisiert. Sie kann kostenlos als Download oder als Druckversion per Bestellung über die Website des Landes bezogen werden.
Gemeinsam gegen geschlechtsspezifische Gewalt.
„Sexualisierte Gewalt umfasst nicht nur Vergewaltigungen, sondern auch sexuelle Belästigungen durch obszöne Worte oder Gesten, aufdringliche Blicke und mehr. Bei der in Tirol durchgeführten Studie ‚Sexismus im Alltag‘ gab rund ein Drittel der befragten Frauen an, sexualisierte Gewalt erlebt zu haben. Das zeigt, wie wichtig es ist, dass wir – auch über den Aktionszeitraum hinaus – den Fokus auf das Thema setzen und gemeinsam daran arbeiten, geschlechtsspezifischer Gewalt ein Ende zu setzen“, sagt LRin Pawlata.
Die Sicherheitstipps sollen jedoch nicht davon ablenken, dass Frauen und Mädchen als Betroffene niemals eine Mitschuld an sexualisierter Gewalt in jeglicher Form tragen, sind die Landesrätinnen überzeugt. „Auch das Argument, sie hätten sich nicht ausreichend geschützt oder verteidigt, gilt in keinem Fall“, so LRin Pawlata und LRin Mair.
Zu jeder Zeit des Jahres wachsam sein.
Neben allgemeinen Sicherheitstipps liefert die Broschüre auch konkrete Handlungsempfehlungen, um in unterschiedlichsten Situationen sexualisierter Belästigung zu begegnen bzw. dieser vorzubeugen – etwa in der Schule, im Internet oder im öffentlichen Raum wie in Lokalen oder Verkehrsmitteln. „Bestimmte Kontexte und soziale Dynamiken können das Risiko von Gewalt erhöhen. Dazu gehören beispielsweise gerade in den Festtagen um Weihnachten und Neujahr gesellschaftliche Zusammenkünfte und feierliche Anlässe mit Alkoholkonsum. Es gilt daher, wie auch zu jeder anderen Zeit des Jahres, selbst wachsam zu sein, aber auch hinzusehen und im Bedarfsfall zu helfen“, appellieren die beiden Landesrätinnen.
Mädchen und Frauen mit Behinderungen sowie mit Migrationshintergrund sind in der Broschüre eigene Kapitel gewidmet. Auch der rechtliche Rahmen – speziell bei Gewalt in der Familie – wird beleuchtet. Notrufnummern sowie relevante Anlaufstellen sind im umfassenden Adressenverzeichnis aufgelistet.
Factbox: Was tun, wenn… (Auszug aus der Broschüre Sicherheitstipps).
… ich zu Fuß bei Dunkelheit unterwegs bin?
– Mitte des Gehsteigs für einen besseren Überblick wählen
– Handy aufgeladen und griffbereit mitführen
– Nicht ablenken lassen, z. B. von der Suche nach dem Schlüssel (vorab bereithalten) oder Kopfhörern mit Musik
– Live-Standort teilen
… mir ein Mann zu nahe kommt?
– Zu nichts überreden lassen
– Der eigenen Intuition vertrauen: Nichts passiert zufällig oder „nur mir“
– Klarmachen, dass dieses Verhalten nicht toleriert wird („Gehen Sie sofort weg!“)
– Meist testen Belästiger aus, wie weit sie gehen können. Von selbst hört ein solches Verhalten in der Regel nicht auf.
… ich eine Online-Bekanntschaft zum ersten Mal treffe?
– Nicht in der eigenen Wohnung oder einer unbekannten Gegend treffen
– Person des Vertrauens über Vorhaben und Standort informieren
– Handy aufgeladen und griffbereit mitführen
– Bei einem komischen Bauchgefühl: nicht nach Hause begleiten lassen
… ich mich verfolgt fühle?
– Mehrmals die Straßenseite wechseln oder in eine Auslage schauen (sofern Fluchtmöglichkeit/Lokal in der Nähe) und überprüfen: „Folgt mir jemand?“
– Zu Verfolger umdrehen und mit kräftiger Stimme nach Grund der Verfolgung fragen; Tipp: Per „Sie“ sein („Du“ könnte für Menschen, die die Situation beobachten, auf ein Naheverhältnis hindeuten)
… von einem Auto: mehrmals die Richtung wechseln (als FußgängerIn kann man schneller die Straßenseite wechseln als das Auto), Autokennzeichen notieren, Polizei anrufen
… wenn selbst mit dem Auto unterwegs: nicht zur eigenen Wohnung fahren, eventuell Polizeidienststelle anfahren
Weitere Tipps und Informationen finden sich in der Broschüre.
Titelbild: Die Broschüre „Sicherheitstipps für Mädchen und Frauen“ des Landes Tirol stellt einen Leitfaden für den sicheren Nachhauseweg oder das Verhalten bei Belästigung dar.
Foto: Pixabay/StockSnap