Mahnmal Telfs in Oberland DABEI

Schüler bauen Mahnmal für Opfer der NS-Euthanasie

In einem würdigen Rahmen wurde das Erinnerungszeichen „Verlorene Hände“ für Telfer NS-Euthanasieopfer am Eduard-Wallnöfer-Platz eröffnet und gesegnet. Im Beisein von Landeshauptmann Anton Mattle, Bürgermeister Christian Härting und zahlreichen Gemeindepolitikern wurden die 16 Menschen, die während des NS-Regimes am Rande der Gesellschaft standen, zumindest symbolisch in deren Mitte geholt.

„Das Verbrechen ist nicht die psychische oder körperliche Beeinträchtigung, sondern dafür ermordet zu werden“, betont die Zeithistorikerin Lena Burgstaller. In ihrer Masterarbeit hat sie die Schicksale von jenen Telfer/-innen, die den Krankenmorden während der NS-Zeit zum Opfer fielen, erforscht und aufgeschrieben. Daraus hat sich ein Gemeinschaftsprojekt ergeben, in dessen Rahmen Schüler/-innen des Technischen Gymnasiums das Erinnerungszeichen „Verlorene Hände“ konzipiert und umgesetzt haben. Die Bildmetapher der Hände verweist auf die Kratzspuren an den Wänden der Gaskammern, die Menschen dort in ihrer Todesangst hinterließen. Die Hände selbst wurden als Loch ausgeschnitten, wobei das handförmige Loch die Lücke darstellt, die die Opfer durch ihren Tod in die Gesellschaft gerissen haben.

Sichtbar machen.

Bei den 16 ermordeten Telfer/-innen handelt es sich um Personen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten – weiblich wie männlich, jung wie alt (5 bis 75), erwerbstätig wie arbeitslos, ledig oder verheiratet. Sie alle wurden zwischen 1940 und 1942 in Hartheim in Oberösterreich und in Kaufbeuren/D ermordet „Die acht Frauen, sieben Männer und der kleine Junge wurden aus der Mitte gerissen und namenlos gemacht. Mit den »Verlorenen Händen«, mitten im Ortszentrum, am Eduard-Wallnöfer-Platz, machen wir sie sichtbar und holen sie bewusst in die Mitte“, so Bürgermeister Christian Härting.

Starke Hand-Symbolik.

Die Eröffnung und Segnung des Erinnerungszeichens wurde von den Schüler/innen des musischen BRG/BORG-Zweigs durch eine gezielte Songauswahl einfühlsam umrahmt, wie LH Anton Mattle anmerkte. Die Hand-Symbolik des Denkmals beschreibt Mattle als unglaublich stark und verdeutlicht: „Der ehemalige Auschwitz-Häftling Primo Levi sagte einmal ‚Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen‘ und dessen müssen wir uns bewusst sein.“ Deshalb brauche es in einer Zeit, in der das Wissen über die NS-Zeit insbesondere bei jüngeren Generationen schwinde, derartige Denkmäler. „Mit diesem Mahnmal wurde Weltgeschichte mit Regionalgeschichte verbunden. Das ist wichtig. Wir müssen darauf hinweisen, was war.“

Dazugehörige Ausstellung.

Im Anschluss besuchte der Landeshauptmann noch das „Appetizer-Museum“ im Noaflhaus. Aktuell wird dort in einer kleinen Ausstellung die Geschichte der 16 NS- Euthanasie-Opfer erzählt.

Titelbild: Das Mahnmal „Verlorene Hände“ wurde von Schüler/-innen des Technischen Gymnasiums Telfs entworfen und umgesetzt. Bei der Einweihung und Segnung des Erinnerungszeichens waren unter anderem LH Anton Mattle (links im Bild), Historikerin Lena Burgstaller, Kulturreferentin Theresa Schromm und Bgm. Christian Härting vor Ort.

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