Imster Bürgermeister verzichtet auf neuerliche Abgeordnetenkandidatur
Schon beinah ist’s zu hören, das Scharren in den Startlöchern zur nahenden Tiroler Landtagswahl am 25. September. Getagt hat unter diesen Vorzeichen gestern die Imster Bezirksparteileitung der Volkspartei, die mit Klubobmann Jakob Wolf aus Umhausen an der Bezirksspitze in die Wahlen gehen wird. Jedoch ohne den amtierenden Landtagsabgeordneten Stefan Weirather, der den Fokus gänzlich auf seine Arbeit als Imster Bürgermeister legen will und so auf eine Kandidatur verzichtet.
Von Manuel Matt
Schon öfters hat er’s kommuniziert, nun ist’s offiziell: Der Imster Bürgermeister Stefan Weirather wird nach zwei Perioden im Tiroler Landtag nicht für einen Wiedereinzug zur Wahl stehen. „Weder auf der Bezirks-, noch auf der Landesliste“, sagt der 54-Jährige, der sich künftig umso mehr auf sein Amt als Stadtchef konzentrieren möchte. „Für mich ist die Entscheidung schon länger festgestanden. Die letzten zwei Jahren waren nicht ganz ohne“, bezieht sich Weirather auf die Corona-Pandemie, wo die Stadt Imst alles gehabt hat, „was man sich wünschen oder eben nicht wünschen kann“, von Teststraßen bis Impfkampagnen: „Das hat mich beschäftigt – bis zum Wahlkampf zur Gemeinderatswahl, wo sehr viele Listen angetreten sind (insgesamt neun an der Zahl, Anm.) und da habe ich die Entscheidung getroffen, zur Landtagswahl nicht mehr anzutreten.“
Leichter geworden ist’s wohl nicht als Bürgermeister eines so fraktionsreichen Stadtparlaments. Außerdem gebe es nun „ganz viele junge Leut‘, die mich natürlich auch sehr oft bemühen, und viele Themen, die besprochen werden müssen“, erklärt Weirather, der seine „in den letzten Jahren sehr stark gewachsene“ Stadt auch vor „großen Problemen“ stehen sieht. Speziell, was die Innenstadt anbelangen würde: „Ich hab‘ die letzten zehn Jahre versucht, das irgendwie zu ändern, aber das ist nicht gelungen. Aus unterschiedlichsten Gründen“, sagt der Stadtchef, der hinsichtlich positiver Entwicklungen große Hoffnungen in die Jungen setzt.
„Doch einiges weitergebracht.“
Als Gesundheitssprecher der Tiroler Volkspartei hätte ihn mit dem langjährigen, im Mai 2021 zurückgetretenen Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg eine gute Zusammenarbeit verbunden, sagt Weirather, nennt Pflege und den 100 Millionen Euro schweren Ausbau des mit dem Bezirk verbundenen Spitals in Zams als besondere Herausforderungen der eigenen Amtszeit und sieht insgesamt „doch einiges weitergebracht“. Stets bestes Einvernehmen und „kein Blatt“, was da dazwischen gepasst hätte, sieht der nunmehr scheidende Landtagsabgeordnete in der gemeinsamen, auf den Bezirk forcierten Arbeit mit Klubobmann Jakob Wolf, wiederum Bürgermeisterkollege aus Umhausen. Dessen Nominierung als Bezirksspitzenkandidat freue ihn sehr, sagt Weirather, der die Volkspartei weiter unterstützen werde. „Das ist meine politische Familie.“
Vier Fäuste für die Fåsnåcht
Die Arbeit von Weirather als Abgeordnetem in höchsten Tönen lobend, drückt Jakob Wolf sein Bedauern angesichts des Nicht-Wiederantretens aus, aber auch Verständnis: Weil die Stadt Imst doch alles andere als eine Kleingemeinde darstellen würde. Gemeinsam hätten sich so manche Erfolge feiern lassen: Neben der Zammer Krankenhaus-Erweiterung etwa das zehn Millionen umfassende Regionalwirtschaftliche Programm für das Pitztal, das Starkmachen für den Ausbau der Kinderbetreuung in den Bezirksgemeinden wie auch die Weichenstellungen für die Lift-Erneuerung in Hoch-Imst, das schon am Netz hängende Kraftwerk Tumpen-Habichen oder die Taktverbesserungen im öffentlichen Verkehr zwischen Imst und dem Ötztal. Schmunzelnd erinnert sich der Umhauser Dorfchef an das damalige Sturmlaufen zugunsten der Imster Fåsnåcht, weil „die Beamten im Landhaus partout nicht das Veranstaltungsgesetz ändern“ wollten, das eine technische Überprüfung der Wagen vorgesehen hätte. „Das haben wir dann so hingebracht und so beschlossen“, dass das Schemenlaufen dann doch stattfinden hat können. „Eine der coolsten Entscheidungen, wo sich der Stefan ganz ins Zeug gelegt hat“, würdigt Wolf.
„Befürchte, wird schmutzig.“
Freilich kann’s sein, dass die Fåsnåcht wieder Thema im Landtag wird. Bestimmt aber werden’s im Wahlkampf beherrschend die Kostensteigerungen im täglichen Leben sein, der Verkehr, die Beutegreifer und der Mangel an Arbeitskräften, speziell im Pflegebereich, vermutet Wolf, der nicht zu viel für eine Stimme versprechen will. Speziell bei den Teuerungen, wo’s der Politik nicht gelingen werde, alles abzufangen. Einige Maßnahmen seien aber bereits gesetzt worden und für Toni Mattle, mit dem die Volkspartei das seit Anbeginn der Zweiten Republik in ihren Händen wissende Amt des Tiroler Landeshauptmanns verteidigen möchte, bricht Wolf eine Lanze: „Absolut geeignet!“ Deswegen laute auch das VP-Credo „Alle laufen für Toni Mattle“, das der anderen Parteien jedoch wohl „Alle gegen die ÖVP“, sagt der Bezirksspitzenkandidat und prognostiziert für den kommenden Wahlkampf: „Ich befürchte, es wird schmutzig.“ Einen schon schwebenden Schmutzkübel sieht er derweil schon in der Zitierung der Tiroler VP-Mannen Hörl, Malaun und Traxl nach Wien, zur Befragung im ÖVP-Korruptionsuntersuchungsausschuss. Ein „Manöver“ der Opposition, „durchschaubar und letztklassig“, nennt’s Wolf in einer Aussendung, als „Skandalisierung“ ohne Skandal während eines Mediengesprächs in Imst. Sinnvolle Gesetzesänderungen als Ergebnis des U-Ausschusses würde er jedenfalls begrüßen, sagt Wolf, der keine Anklage, aber doch eine Lektion aus der Ärä des Sebastian Kurz sieht: Nämlich, die Partei nie mehr wieder einem einzelnen Mann auszuliefern.
Titelbild: Der Imster Stadtchef Stefan Weirather (l.) lässt’s nach der kommenden Wahl im September gut sein im Landtag, der Tiroler VP-Klubobmann und Umhauser Dorfchef Jakob Wolf (r.) ist als Bezirksspitzenkandidat nominiert.
OD-Foto: Matt