Gemeinsam für mehr heimische Produkte auf dem Teller: Raphael Kuen (Lebensraum Ötztal), Clemens Mair (Agrarmarketing Tirol), Florian Wedde (Riml Gastrobetriebe) und Simon Wolf (BIO vom BERG) (v.l.n.r.).
Bild: Ötztal Tourismus / Markus Geisler
Wo in Kürze wieder zehntausende Skifans den Weltcupauftakt am Rettenbachgletscher feiern, trafen sich im Vorfeld knapp 30 heimische Erzeuger und Gastronomen. Anlass war das Bestreben, mehr heimische Produkte auf die Teller der Gäste im Ötztal zu bringen. Dies erfordert ein gegenseitiges Verständnis und eine enge Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, Handel und Touristikern. „In Sachen Auswahl haben wir im Ötztal schon einiges zu bieten. Es gibt viele Möglichkeiten regionale Produkte von den bäuerlichen Produzenten in die Gastronomie zu integrieren“, erklärt Raphael Kuen, Lebensraum Ötztal Manager. Angesichts von 4,2 Millionen Nächtigungen im Ötztal pro Jahr und dem daraus resultierenden Bedarf sind unterschiedliche Ansätze notwendig. Ein Beispiel für eine funktionierende regionale Wertschöpfungskette stellt das Tiroler Almrind-Projekt der Riml Gastrobetriebte mit Geschäftsführer Florian Wedde dar. „Grundlegende Basis für uns Gastronomen ist, dass Qualität und Verfügbarkeit garantiert sind. Das kann nur funktionieren, wenn alle mitarbeiten – Produzenten, Verarbeiter und wir als Abnehmer“, betont Wedde. Darauf möchte er in Zukunft aufbauen und den eingeschlagenen Weg weiterverfolgen.
Direkter Austausch
Der Längenfelder Anton Holzknecht von der Hofkäserei im Gsteide brachte den Stellenwert der Gastronomie auf den Punkt: „Der Vertrieb unserer Produkte im Tourismus fördert die Planbarkeit und sichert einen konstanten Absatz. Bis man über die Direktvermarktung derart große Mengen absetzen kann, dauert es.“ Zudem unterstützen regionale Wirtschaftskreisläufe die Wertschöpfung vor Ort. Ötztaler Gastronomen wie Florian Wedde signalisieren Bereitschaft für eine Strategie der kleinen Schritte in der Zusammenarbeit. „Es darf langsam wachsen. Es muss nicht immer gleich die Riesenmenge sein. Für unsere Käsesuppe im À-la-carte-Restaurant benötigen wir ein paar hundert Kilo pro Saison. Darauf lässt sich aufbauen.“ Auch sein Branchenkollege Björn Posch, Gastroleiter der AREA 47, setzt auf den Einsatz regionaler Produkte. „Für unseren Betrieb ist ein derartiger Austausch sehr interessant. Im Ötztal gibt es nicht nur im Winter Großabnehmer, sondern auch bei uns ist Potenzial vorhanden.“ Er sieht die Gastronomie gefordert, wenn es darum geht, Kund:innen zu überzeugen und über die Herkunft der verwendeten Lebensmittel zu informieren.
Verlässlichkeit als Basis
Martin Grüner, seit 2020 mit dem Goaskas aus Obergurgl aktiv, berichtete von seinen Erfahrungen. Neben 30 Abnehmern aus der Ötztaler Hotellerie und Gastronomie vertreibt er seinen Käse von Serfaus bis Innsbruck in Eigenregie, ergänzt durch kleine Mengen über den Großhandel sowie die Direktvermarktung an Endverbraucher:innen. „Wir haben stets darauf geachtet, nur so viele Kund:innen zu haben, wie wir verlässlich beliefern können“, so Grüner. Eine Lösung für große Absatzmengen bietet die Zusammenarbeit zwischen Agrarmarketing Tirol und der Erzeugergenossenschaft Bioalpin in Form der Plattform Tiroler Bauernprodukte. „Wir bündeln das hochwertige Angebot von Tiroler Produzenten, inklusive der notwendigen Logistik, und wollen dieses über den Großhandel für die Gastronomie zugänglich machen“, so Clemens Mair, stv. Geschäftsführer der Agrarmarketing Tirol. Erklärtes Ziel ist es, die Wertschöpfung für die Tiroler Landwirtschaft und Gastronomie zu erhöhen.