Für den Tiroler Wald war das vergangene Jahr ein durchaus durchwachsenes. Das zeigt der Tiroler Waldbericht 2021. Der Umbau des Waldes hin zu klimafitten Mischwäldern hat Fahrt aufgenommen. Größere Waldschäden durch Naturereignisse waren nach den drei Katastrophenjahren 2018, 2019 und 2020 im vergangenen Jahr ebenso wenig zu verzeichnen wie größere Waldbrände. Ein noch nicht dagewesenes Ausmaß an Schäden verursachte aber der Borkenkäfer vor allem in Osttirol. Die vom Borkenkäfer verursachte Schadholzmenge im Jahr 2021 beträgt dort über 100.000 Kubikmeter. Das entspricht der Höhe des durchschnittlichen Holzeinschlags eines Jahres.
„Wir haben in den meisten Teilen Tirols nach wie vor eine stabile Situation im Wald, angespannt ist die Lage aber in Osttirol. Insgesamt werden die Herausforderungen im Wald nicht weniger. Unser Hauptziel ist der Erhalt der Schutzfunktion unserer Wälder durch rasche Wiederbewaldung geschädigter Waldflächen sowie die Umwandlung in klimafitte Bergwälder“, zieht LHStv Josef Geisler Resümee über das Waldjahr 2021. 18,7 Millionen Euro wurden im vergangenen Jahr in die aktive Schutzwaldbewirtschaftung sowie in die Anpassung der heimischen Wälder an den Klimawandel investiert. 1,9 Millionen Bäume – davon 200.000 Laubbäume – wurden im vergangenen Jahr gesetzt.
Mit vereinten Kräften gegen den Borkenkäfer
Das heurige Jahr 2022 steht ganz im Zeichen des Kampfes gegen den Borkenkäfer. In tieferen Lagen ist bereits Mitte Juni und in höheren Lagen Mitte Juli mit dem Ausflug der neuen Käfergeneration zu rechnen. Um dies zu verhindern, wurden in Osttirol an neuralgischen Stellen und im Objektschutzwald bereits zahlreiche Käferfallen aufgestellt. Parallel dazu wird der Wald systematisch nach frisch befallenen Bäumen durchforstet. Diese werden unverzüglich aufgearbeitet, um eine weitere Vermehrung des Borkenkäfers zu verhindern. Zur Unterstützung ihrer Kollegen sind 42 Waldaufseher aus Nordtirol über 60 Arbeitswochen in Osttirol im Einsatz. Weitere 180 Arbeitswochen leisten die MitarbeiterInnen aus den Bezirksforstinspektionen und der Landesforstdirektion.
Neues Kühlhaus im Landesforstgarten Bad Häring
Rund 900.000 junge Bäume pro Jahr wird es allein in Osttirol in den kommenden Jahren brauchen, um die notwendigen Aufforstungen, Wiederbewaldungen und den Umbau hin zu klimafitten Bergwäldern zu bewerkstelligen. Das ist doppelt so viel wie in einem durchschnittlichen Jahr. Weitere 360.000 klimafitte Forstpflanzen werden tirolweit für den Einsatz in stark vom Klimawandel betroffenen Waldgebieten benötigt. Bei den klimafitten Forstpflanzen handelt es sich um größeres und stärkeres Pflanzmaterial. „Bislang können wir die Nachfrage aus unseren drei Landesforstgärten decken“, erklärt Landesforstdirektor Josef Fuchs. Die geänderten Anforderungen an das Pflanzenmaterial sowie die verstärkte Nachfrage nach Laubholzpflanzen zieht jedoch Veränderungen in Produktion und Logistik nach sich. Um die Versorgung mit heimischen Forstpflanzen nachhaltig zu sichern, wird im Forstgarten Bad Häring bis Ende 2023 ein über 2.000 Quadratmeter großes Kühlhaus errichtet.
Nachfrage nach Laubholz steigt stark
In Summe wurden im Vorjahr von den Forstgärten 2,45 Millionen Forstpflanzen verkauft. Mit 1,9 Millionen bleibt der Großteil davon in Tirol. Lag der Anteil der Fichte im Jahr 2017 noch bei 56 Prozent, ist dieser 2021 auf 43 Prozent zurückgegangen. Laubholz hingegen gewinnt an Bedeutung. Die größten Zuwächse unter den trockenheits- und wärmetoleranten Baumarten verzeichnen Linden, Eichen, Kirschen, Bergahorn und Rotbuche. Aber auch Lärche und Weißtanne werden stark nachgefragt.
Titelbild: Massive Schäden richtete der Borkenkäfer in Osttirol wie hier im Bereich der Helenenkirche in Oberlienz an.
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