Kürzlich wurde das 50-jährige Bestehen der ARGE ALP – der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer – mit einem Festakt gefeiert. Der amtierende ARGE ALP-Präsident Landeshauptmann Günther Platter lud dazu seine Amtskolleginnen und -kollegen aus den zehn Bündnisländern nach Mösern an den Gründungs- und Friedensglockenstandort ein.
Eröffnet wurde der Festreigen mit einem Landesüblichen Empfang vor dem Hotel Inntalerhof. Landeshauptmann Platter schritt gemeinsam mit Regierungsrat Marc Mächler aus St. Gallen – der ihm als ARGE ALP-Vorsitzender nachfolgt – sowie Vorgänger Untersekretär Gabriele Barucco aus der Lombardei die Ehrenformationen der Schützenkompanie Telfs, der Marktmusikkapelle Telfs und der Fahnenabordnungen der Tiroler Traditionsverbände ab. Im Anschluss begaben sich die Regierungschefs und Delegationen der Mitgliedsländer gemeinsam zur Friedensglocke des Alpenraumes – im 25. Jahr ihres Bestehens mit einem Gewicht von zehn Tonnen noch immer die größte freistehende Glocke im Alpenraum.
„Sprichwörtlicher Weitblick“ im Schwalbennest.
Umrahmt vom Bläserensemble der Marktmusikkapelle Telfs begrüßte Standort-Bürgermeister Christian Härting die Vertreterinnen und Vertreter der Tiroler Landesregierung, die politischen Spitzen der Nachbarländer und die weitere hochkarätige Gästeschar. Er fand eindringliche Worte: „Darauf, dass die ARGE ALP in Mösern gegründet wurde, können wir Telferinnen und Telfer mit Recht stolz sein. Der Weitblick hier heroben in unserem Schwalbennest ist sprichwörtlich. Die Erkenntnis, die zur Gründung der ARGE ALP führte, stand auch Pate bei der Errichtung der Friedensglocke im Jahre 1997. Sie lautet: Miteinander erreicht man mehr als gegeneinander! Die Glocke war anlässlich des 25. Gründungsjubiläums der ARGE ALP ein Herzenswunsch von Landeshauptmann Eduard Wallnöfer. Er durfte ihre Segnung leider nicht mehr erleben. Dass dieses Wahrzeichen Tirols Realität werden konnte, ist vor allem unserem Altbürgermeister Helmut Kopp zu verdanken. Begleitet von ihrem Klang, passieren hier seit ihrer Aufstellung vielfältige Aktivitäten im Geist von Frieden, Verständigung und gegenseitigem Respekt – zwischen den Menschen ebenso wie zwischen Völkern und Staaten. Die Ereignisse der letzten Monate haben uns eindringlich wie schon lange nicht mehr vor Augen geführt, wie wichtig diese Werte und Geisteshaltungen gerade jetzt wieder sind.“
Der scheidende Landeshauptmann Günther Platter scherzte zur Einleitung seiner Grußbotschaft: „Ich bin, wie man so sagt, outgoing, also auf tirolerisch am ausgeistern.“ Er konnte seinen Nachfolger Anton Mattle, seinen Amtsvorvorvorgänger Alois Partl, seinen Vorgänger Herwig van Staa und zahlreiche Mitglieder der jetzigen und der zukünftigen Landesregierung begrüßen. „Die Gründung der ARGE ALP war eine mutige Entscheidung. Wir mögen unterschiedliche Sprachen sprechen, doch einen uns die Werte, die Kultur und das Leben im Alpenraum. Ein Europa der Regionen ist alternativlos“, so der Landeschef.
Mit dem Läuten der Friedensglocke – regulär immer täglich um 17 Uhr – sandte man gemeinsam eine Friedensbotschaft für den gesamten Alpenraum aus. Damit der Klang stets auch in ihren unmittelbaren Wirkungsbereichen vernommen werden kann, überreichte Bgm. Härting als Gastgeschenke an alle Regierungschefs Friedensglocken aus echter Glockenbronze in Miniaturform.
ARGE ALP als Vorreiterin grenzüberschreitender Zusammenarbeit in Europa.
Bei der abendlichen Veranstaltung im Hotel Inntalerhof wurden dann die vergangenen 50 Jahre Geschichte reflektiert. Die ARGE ALP umfasst neben Tirol die Länder Salzburg, Vorarlberg und Bayern, sowie die Lombardei, das Trentino und Südtirol und die schweizerischen Kantone Tessin, Graubünden und St. Gallen. Der damalige Präsident der Region Lombardei Piero Bassetti überbrachte eine Videobotschaft. Gemeinsam mit dem damaligen Tiroler LH Eduard Wallnöfer, der den Anstoß für die Gründung der ARGE ALP gegeben hatte, sowie dem Südtiroler LH Silvius Magnago und dem Ministerpräsidenten von Bayern Alfons Goppel, gilt er als Gründungsvater der ARGE ALP.
„Bis in die 70er-Jahre war die gesamte Außenpolitik das Monopol der Staaten. Die Länder hatten keine Möglichkeit, grenzüberschreitend zusammenzuarbeiten. Die Gründung der ARGE ALP wurde damals deshalb durchaus zurecht als »Revolution der Provinzen« empfunden. Die Zusammenarbeit in der ARGE ALP blieb immer möglichst informell. Dennoch haben wir es geschafft, viele wichtige Anliegen zu realisieren und die ARGE ALP zu einer etablierten und über den Alpenraum hinaus beachteten Einrichtung zu machen. Mehr noch: Sie war Vorbild und Keimzelle für andere grenzübergreifende Kooperationen in ganz Europa“, sagte LH Platter in seiner Festansprache.
Prioritär waren bei der Gründung die Themen Verkehr, Berglandwirtschaft und Energie. Inzwischen zählt auch der Klimaschutz und die nachhaltige Mobilität zu den besonders drängenden Themen. So stand das Jubiläumsjahr 2022 unter dem Motto »Klima.Zukunft.Lebensraum« und nimmt sich den Herausforderungen an, die mit dem globalen Klimawandel einhergehen und den Alpenraum – auch als stark den Naturgefahren ausgesetzte Region Europas – im Besonderen betreffen.
Titelbild: Festakt bei der Friedensglocke des Alpenraumes: (von links nach rechts) Untersekretär Gabriele Barucco (Lombardei), Norman Gobbi, Departementvorsteher Christian Rathgeb (Graubünden), Landeshauptmann a.D. Alois Partl, Staatsministerin a.D. Emilia Müller (Bayern), Landeshauptmann Marc Mächler (St. Gallen), Landeshauptmann Günther Platter, Landeshauptmann Arno Kompatscher (Südtirol), Landesrat Anton Mattle, Landeshauptmann Wilfried Haslauer (Salzburg), Landeshauptmann Markus Wallner (Vorarlberg) und Landeshauptmann Maurizio Fugatti (Trentino).
Foto: Land Tirol/Die Fotografen