Recht auf Bildung und Betreuung für alle Kinder: Das ist der Grundsatz des finnischen Bildungssystems. Zur Vorbereitung auf die Einführung des Rechts auf Kinderbildung und -betreuung in Tirol reiste die Delegation bestehend aus FachexpertInnen und SozialpartnerInnen unter LH Anton Mattle und Bildungslandesrätin Cornelia Hagele diese Woche nach Helsinki. Nach zahlreichen Terminen mit staatlichen Bildungseinrichtungen sowie wissenschaftlichen und bildungspolitischen VertreterInnen der Stadt Helsinki erhielten sie einen detaillierten Einblick: Von der Chancengleichheit über eine frühe und individualisierte Förderung aller Kinder bis hin zu einer qualitativ hochwertigen pädagogischen Ausbildung. Mit dem Besuch einer öffentlichen Kinderbetreuungseinrichtung erhielt die Delegation auch Eindrücke aus der Praxis. Im Laufe der Studienreise wurden die Voraussetzungen in Tirol mit jenen in Finnland verglichen. Die Ergebnisse fließen nun in die Erarbeitung des Leitantrags für die nächstwöchige Regierungsklausur. Das Tiroler Konzept des Rechts auf die Vermittlung eines Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsplatzes wird im Rahmen der Regierungsklausur auch der Öffentlichkeit präsentiert.
„Der Besuch in Finnland und die zahlreichen bildungspolitischen Termine haben uns wertvolle Eindrücke für die Umsetzung des Rechts auf Kinderbildung und Kinderbetreuung geliefert. Die skandinavischen Länder sind Vorreiter beim bedarfsorientierten und wohnortnahen Betreuungsangebot im frühkindlichen Bereich. Und wir wollen uns bei diesem Thema an den Besten orientieren. Die Finnen haben einen sehr offenen Zugang und sehen Kinderbetreuung als Recht jedes Kindes. Unsere Reise in den Norden hat den Tiroler Weg bei der Kinderbetreuung bestätigt und bestärkt. Wir werden das erste Bundesland sein, das ein Recht auf Kinderbildung und Kinderbetreuung einführen wird“, betont LH Mattle.
Fokus auf flächendeckenden Ausbau und flexiblere Öffnungszeiten
Zur Förderung der frühkindlichen Bildung und Betreuung konnten in Tirol in den letzten Jahren bereits große Fortschritte erzielt werden. Ein zentraler Meilenstein ist der Ausbau der Betreuungsplätze. Durch gezielte Investitionen wurden in den letzten fünf Jahren zahlreiche neue Betreuungseinrichtungen geschaffen, um den steigenden Bedarf zu decken. Alleine im Jahr 2022 wurden für den Ausbau eines flächendeckenden Angebots insgesamt rund 10,8 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Landesweit bieten 266 der 277 Tiroler Gemeinden einen Kindergarten – das entspricht einem Anteil von 96 Prozent. Während in Tirol damit bereits ein breitgefächertes Betreuungsangebot für Kinder ab drei Jahren zur Verfügung steht, gilt es hier vor allem die Öffnungszeiten sowie Ferien- und Nachmittagsbetreuung zu erweitern. Mit der Novelle zum Tiroler Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsgesetz konnte mit der Adaptierung des Fördersystems ein Anreiz für erweiterte Öffnungszeiten erreicht werden. In den Kinderkrippen werden diese bereits vermehrt flexibler angeboten. Künftig soll in der frühkindlichen Bildung und Betreuung vor allem beim Ausbau eines flächendeckenden Angebots nachjustiert werden.
Rahmenbedingungen werden bei Regierungsklausur definiert
„Investitionen in die Kinderbetreuung sind immer Investitionen in die Zukunft. Deshalb ist es uns wichtig, am Vorbild Finnland mit dem Recht auf Kinderbildung und -betreuung Chancengleichheit für alle Kinder zu schaffen. Durch die frühe Eingliederung in das Bildungssystem ermöglichen wir eine höhere Bildungsdurchlässigkeit, indem wir Kinder bereits von Beginn an bestmöglich unterstützen und fördern können“, ist LRin Hagele überzeugt. Nach dem intensiven Austausch mit der staatlichen Bildungsagentur Finnish National Education Agency (EDUFI), der Bildungsfakultät der Universität Helsinki, der Arbeitgebervertretung Finnish Education Employers (FEE) sowie bildungspolitischen VertreterInnen der Stadt Helsinki werden in der Regierungsklausur kommende Woche die finalen Rahmenbedingungen verhandelt. Konkret soll künftig eine ganzjährige, ganztägige, leistbare und qualitativ hochwertige Kinderbetreuung angeboten werden. Investiert werden soll dabei neben der Erweiterung von Betreuungszeiten und dem Ausbau von Einrichtungen, vor allem in eine qualitativ hochwertige Ausbildung für ElementarpädagogInnen. Zusätzlich soll der Zugang für QuereinsteigerInnen erleichtert, eine Ausbildungsmöglichkeit für Tageseltern geschaffen und das Berufsbild der Elementarpädagogik grundsätzlich attraktiviert werden.
Titelbild: © Land Tirol/Christanell